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Monatsschrift des Württembg. Vereins für Badkunde in Stuttgart.
Nr. 7
An die Einzelvereine des Verbandes Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine.
Zur Errichtung eines Denzinger-Denkmals in Regensburg hat sich daselbst ein Komitee gebildet und an uns das Er
suchen gerichtet, das Unternehmen dadurch zu fördern, dass wir ausser unseren Kreisvereinen auch die ausserbayerischen tech
nischen Vereine zur Beisteuer für das Monument einladen.
Wir entsprechen diesem Wunsche umso lieber, als wir annehmen dürfen, dass die Verdienste Denzingers auch
ausserhalb Bayerns volle Würdigung gefunden haben und unterstützen unter Beifügung eines Abdrucks des Aufrufs die vom
Komitee ausgesprochene Bitte um Beiträge für das Denkmal.
München, den 9. Juni 1901.
Hochachtungsvollst!
(gez.) H. v. Schmidt,
I. Vorsitzender des bayerischen Architekten- und Ingenieur-Verein
(gez.) G. Blumentritt, Schriftführer.
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Dem Aufruf entnehmen wir folgende Daten: Oberbaurat Franz Joseph Ritter von Denzinger ist am 14. Februar 189
im 73. Lebensjahre mitten in seiner Thätigkeit gestorben.
In Regensburg sind die herrlichen Türme und die Vollendung des Querschiffes am Dome, dessen Giebel fehlte, sei
Werk. In Frankfurt a. M. hat er durch die Bekrönung des sogenannten Pfarrturmes, durch die Erhöhung des Hallenbaues un
' die Umänderung des Kreuzganges das Gesamtbild des Kaiserdomes umgestaltet. Ausserdem wirkte er an zahlreichen anderen
übrigen Monumentalbauten mit. Auch nachdem Denzinger, ausgezeichnet mit dem Verdienstorden der bayerischen Krone, im
Jahre 1891 in den Ruhestand getreten war, lieferte er noch Entwürfe für zwei Kirchen in Würzburg und zwar im romanischen
Stile für die Sanderau und im gotischen Stile für Grombühl.
Die Beiträge sind an den Kassierer, Herrn Hammon, Oberbeamter der bayerischen Vereinsbank, Filiale in Regens
burg, zu senden.
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Strassenbrücke über die Donau
Allgemeines.
wischen Ehingen und Berg bestand schon im 17. Jahr
hundert eine Brücke über die Donau, die aber nicht
von den Grundherrschaften, sondern von den Gemeinden
Berg, Altbierlingen, Dettingen, Kirchbierlingen, Sontheim,
Weisel, Schaiblishausen und Bokighofen, sowie von dem Ernst
hofbauer und den fünf Müllern von Ehingen, nämlich dem
Wiesmüller, dem Steigmüller, dem Stadtmüller, dem Bruck
müller und dem Kästlesmüller auf Grund einer freiwilligen
Uebereinkunft erbaut und unterhalten wurde. Die Gemeinden
Berg und Altbierlingen hatten die Fuhr- und Handarbeiten zu
leisten, während die baren Auslagen unter den übrigen Be
teiligten nach einem bestimmten Verteilungsfuss umgelegt
wurden.
Nachdem der Ehinger Bezirk im Jahre 1803 an Württem
berg übergegangen war, wurde in den Jahren 1809 und 1810
eine „Post- und Kommerzialstrasse“ von Urach über Münsingen
und Ehingen nach Biberach unter Heranziehung der benach
barten Gemeinden zu Fronarbeiten angelegt und in Staats
unterhaltung übernommen. Die Brücke wurde jedoch auf Grund
der Wegordnung von 1808 von der Uebernahme ausgeschlossen,
weil die Gemeinden und die Privatleute „sie vor Anlegung der
Chaussee zu ihrem eigenen Nutzen unterhalten mussten“ (§ 4
lit. b der Wegordnung). Dagegen übernahm der Staat, weil
die Brücke von 1810 an einem stärkeren Verkehr mit schwereren
Lasten als seither zu dienen hatte, von 1810—1825 die Hälfte
und von 1825 an zwei Drittel der Unterhaltungskosten. Im
Jahre 1839 ging sodann die Unterhaltungslast im Wege der
Ablösung gegen eine Entschädigung von 8000 fl. - 13714 M.
28 Pf. von den beteiligten Gemeinden und Privatleuten voll
ständig auf die Strassenbauverwaltung über.
Nachdem in den Jahren von 1822 bis 1848 eine Reihe
von grösseren Unterhaltungsarbeiten vorgenommen worden
war, trat die Notwendigkeit einer völligen Erneuerung der
Brücke ein, und es wurde hierauf in den Jahren 1848/49 eine
neue hölzerne Jochbrücke dicht oberhalb der alten erbaut. Sie
erhielt sieben Mittelöffnungen von je 25,8' und zwei Endöffnungen
von je 25,7', zusammen von 232,0'= 66,46 m lichter Weite.
*) Mit Genehmigung der Königs Ministerialabteilung für Strassen-
und Wasserbau aus deren Verwaltungsbericht 1897/99 entnommen.
Die Herstellungskosten der drei dieser Nummer beigegebenen
Zeichnungen der Betonbrücke (je 300 Exemplare) hat die Verkaufs
stelle der Cementwerke in Blaubeuren in dankenswertester Weise
übernommen.
**) Das Einzugsgebiet gehört zum weitaus überwiegenden Teil
dem wasserdurchlassenden weissen Jura an.
zwischen Ehingen und Berg.*)
Der Gesamtaufwand belief sich auf 7902 fl. 18 kr. ---- 13546 IV'
80 Pf. Grössere Ausbesserungen wurden in den Jahren 1855, '5
1860, 1868 und 1880 mit einem Gesamtaufwand von 9776 M. **
vorgenommen.
Da die Brücke nach einer im Jahre 1888 vorgenommenen J
eingehenden Untersuchung eine längere Dauer nicht versprach,
wurde von der Strassenbauinspektion Ehingen im Jahr 1892, J
einem ihr erteilten Auftrag entsprechend, ein Plan und Kosten- 5
Voranschlag für eine gewölbte Brücke ausgearbeitet, im Jahr M
1893 aber nochmals eine grössere Ausbesserung mit einem J
Aufwand von 2430 M. vorgenommen, weil die Mittel zu einem *
Neubau nicht sofort zur Verfügung standen. Am 5. August 1897 I
wurde sodann von Seiner Majestät dem König der Neubau |
nach dem Plan von 1892 mit einem aus den Mitteln des jj
Strassenbaufonds für 1897/99 zu bestreitenden Aufwand von \
88000 M. genehmigt. {
Brückenentwurf.
Um eine Notbrücke zu ersparen, wurde bestimmt, dass j
die neue Brücke unmittelbar oberhalb der alten über die Donar -1
geführt werden solle.
Zur Untersuchung des Untergrundes der Baustelle wurden )
5—6 m lange Rundeisen von 38 mm Stärke, mit birnförmiger |
Spitze, im Ganzen vier Stück, je eine an jeder beabsichtigter 1 ■
Gründungsstelle, mit einem eisernen Schlegel von 9—10 kf 1
Gewicht von Hand in den Untergrund eingetrieben. Das Mass ),
des Eindringens wurde nach je 20 Schlägen erhoben. Das J
Ergebnis war, dass in einer Tiefe von 3—4 m unter Nieder- j
wasser felsiger Untergrund anstehe, der von Kies überlagert ist.
Da gute Bausteine in der Nähe nicht zu haben sind,
während guter und reiner Kies in den Niederungen der Donau
zunächst bei der Baustelle gewonnen werden kann, wurde für
den Brückenbau Beton vorgesehen, der nur an den Gewölb-
stirnen mit Quadern aus Süsswasserkalk von Rottenacker und
an den Bogenzwickeln mit Bruchsteinen aus dem weissen Jura
verkleidet werden sollte.
Die neue Brücke sollte drei Oeffnungen erhalten und die
Kämpfer der beiden Mittelpfeiler in der Höhe des Hochwassers
vom 28. Dezember 1882 liegen. Dieses Hochwasser, das bei
Berg nahezu ebensoviel Wasser, wie dasjenige von Januar 1899, j
nämlich 660 cbm, oder bei einem Einzugsgebiet von 4000 qkm j
0,165 cbm/qkm in der Sekunde abführte**), kann als das I
grösste an der Donau vorkommende Hochwasser betrachtet ,
werden. Der Hochwasserquerschnitt wurde daher in der Höhe
der Kämpfer der Mittelpfeiler zu 216 qm bestimmt, wobei das