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annehmen, bis sie schließlich, der phantastischen Wandlungen müde,
sich zu einer Kugel zusammenballte.
Von hohem Interesse sind die Untersuchungen der Gleichge
wichtsschwankungen der Erde.
Durch Ebbe und Flut treten so ungeheure Gewichtsverlegungen
auf, ebenso durch große Ueberschwemmungen und Schneeansammlungen,
daß sich rechnerisch jetzt schon ergiebt, daß diese Schwankungen auf
die Erdaxe einen Ausschlag nach einigen Hundertstel der Bogensekunde
hervorrufen müssen; ebenso wurden bei heftigen Eruptionen mittelst
peinlich genauer Messungen Schwankungen der Erdaxe beobachtet.
Wie sich die Theorien und die Ansichten der einzelnen Jahr
hunderte geändert haben, und mehr oder weniger zuverlässig anzusehen
waren und sind, so stand es auch mit der Definition der abstrakten
Maßeinheiten, die aus unserer Erde zu Vergleichen der räumlichen
Ausdehnung angewendet und sodann auf meßbare endliche Entfer
nungen des Universums ausgedehnt wurden. Um kund zu thun, daß
dieser oder jener Siern Millionen und selbst Milliarden von Meilen
von unserer Erde entfernt ist, in jenem unbegrenzten Raum seine
Bahn durchläuft, müssen wir, wenn wir diese Entfernungen, die durch
physikalische Gesetze und Wahrnehmungen allein zu messen möglich
wurde, auf ein garantiert genaues Maß zurückführen, welches sich
für die Gegenwart wie für spätere Geschlechter constant erhält, indem
es sich bezüglich seiner positiven oder negativen Veränderungen stets
rechnerisch genau definieren läßt. Dieses Maß ist das Meter, der
40 000 000 te Teil des Erdumfanges.
Mittelst der Anwendung der Trigonometrie der Ebene und
des Raumes können die räumlichen Beziehungen der Erde zu den
fernen Welten und dieser zu einander in Einklang gebracht werden
und man kann die Weltkörper im Geiste vor sich ihre nächtlichen
Wanderungen vornehmen lassen und dieselben in die nördlichen und
südlichen Breiten verfolgen. Hinsichtlich der Anschauungen, welche
die Alten von den Bewohnern anderer Planeten hatten, möge erwähnt
werden, daß auf dem Gebiete der Astronomie die phantastischsten
Hypothesen aufgestellt wurden. So erörterte z. B. Huyghens,
der berühmteste Forscher auf dem Gebiete der Mathematik und Physik
seiner Zeit (gegen Ende des 17. Jahrhunderts) u. a,, daß die Größe
der Planetenbewohner in umgekehrtem Verhältnis zur Größe des
Gestirns selbst stehen müsse. Dem entsprechend wurde in jener Zeit
auch die Frage wissenschaftlich erörtert, ob der Verstand der auf
andern Gestirnen lebenden Geschöpfe abhängig von der Entfernung
von der Sonne anzunehmen sei.
Es wirft sich jetzt die Frage auf, in welchem Umfange die Be
obachtungen mittelst der großen Fernrohre der modernen Sternwarten
zu einigermaßen greifbaren Annahmen über die fernen Welten Be
rechtigung geben. In dieser Beziehung bieten die Beobachtungen,
welche an dem uns am nächsten liegenden Gestirn, dem Mars, ge
macht sind, ein besonderes Interesse. Geheimnisvoll ist zur Zeit noch
und wird es wohl vorerst noch bleiben, welche Bedeutung den
scheinbaren Kanälen des Mars und den beim Zusammenlauf mehrerer
derselben sich bildenden erweiterten Becken, welche je nach der Ent
fernung von uns und der Zeitdauer sich oft innerhalb einiger Tage
verdoppeln und dann ebenso schnell ganz verschwinden und an einer andern
Stelle wieder auftreten, zuzuschreiben ist. ES sind Vermutungen auf
getaucht, welche allerdings wissenschaftlicher Begründung entbehren,
daß Mars diese Wasserbauten seinen irdischen Individuen ähnlichen
Bewohnern zu verdanken habe, und wenn dieses je zutreffen sollte,
so wäre das Jngenieurwesen, die Wasserbaukunst und die Kulturtechnik
auf jenem Planeten den unsrigen weit überlegen, da auf solche Ent
fernungen unsere Wafferlauf-Korrektionen nicht ein so umfangreiches
Netz erkennen lassen würden. So lange übrigens die beobachteten
schnurgeraden Kanäle, welche durch ihre eigenartige Regelmäßigkeit
in erster Linie solchen Annahmen Vorschub leisteten, nicht constant
bleiben, ist anzunehmen, daß natürliche, d. h. von der Natur selbst
geregelte Umwälzungen dieselben bedingen. Die Annahme, daß auf
dem Mars bei der Ebbe die Kanäle sich als einfache Linien dem
Blicke zeigen, daß aber bei der Flut die Ufer überspült werden und
dann die Nebenkanäle, welche als Schutz gegen die andringenden
Waffermaffen angesehen werden könnten, von diesem Element ange
füllt werden, kann wohl als nach irdischen Verhältnissen beurteilt
angepaßt erscheinen.
Zum Schluffe möge der Wunsch ausgesprochen werden, daß
es der Wissenschaft und der Technik bald gelingen möge, diese Rätsel
zu lösen und endlich die Natur des Mars sicher zu erkennen.
Äerausgegetren vom Würltemd. verem für Daukunde. Für denselben: Cberbaurat a. D. v. Ärockmann. — Druck von Alfred Müller <fc Co. — Verlag von L. Weisels
chofbnchhandlung, sämtlich in Stuttgart.