Full text: Monatsschrift des Württembg. Vereins für Baukunde in Stuttgart (1898-1904)

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Monatsschrift des Württembg. Vereins für Baukünde in Stuttgart. 
No. 5 
Wasser zeitweilig in vollkommener Ruhe, wodurch die günstigste 
Bedingung zum Ausfallen der Sinkstoffe gegeben ist. Um dies 
zu erreichen, wird der Betrieb so durchgeführt, dass das Ab 
wasser zunächst durch den Zuflusskanal (Z), nachdem es den 
Sandfang (S) passiert hat, nach der Einlaufkammer (E) strömt 
und sich in ein Klärbecken (K) ergiesst, dessen Abflussvorricht 
ungen geschlossen sind. Nach vollständiger Füllung wird der 
Einlauf nach einem zweiten Becken umgestellt; das Abwasser 
in dem ersten Becken wird einige Stunden der Ruhe überlassen. 
Naturgemäss setzen sich die Sinkstoffe in der Weise ab, dass 
die oberste Schicht des Abwassers zuerst klar wird; damit 
findet eine Anreicherung der darunter liegenden zweiten 
Schicht mit Schmutzstoffen statt, und aus dieser fällt der Schlamm 
als dritte Schicht zu Boden. In der verschiedenen Behandlung 
dieser drei Schichten unterscheidet sich die Kasseler Anlage von 
den sonst üblichen. Die oberste Schicht wird durch die Stellung 
eines Abflussschiebers, soweit sie klar ist, durch die obere Ab 
laufkammer (Fig. 1 b) nach dem Flusse, der Fulda, abgelassen. 
Hierauf wird die zweite Schicht, welche nunmehr ein stärker 
verunreinigtes Abwasser darstellt, durch die untere Ablauf kammer 
nach einem zentralen Schacht bis zur Schlammgrenze abgelassen, 
von wo das Wässer durch den Rücklaufkanal (Fig. la) nach 
dem Zulauf der städtischen Abwässer zurückbefördert wird, 
um abermals zur Füllung eines Beckens zu dienen. Der eigent 
liche Schlamm wird durch eine maschinell betriebene Rechen 
vorrichtung auf der schräg verlaufenden Sohle des Beckens 
nach dessen unterer Stirnwand befördert und von hier aus durch 
einen im Maschinenhaus untergebrachten Vakuumapparat nach 
dem Schlammlager übergeführt, um hier mit Strassenkehricht 
zu Kompostdünger verarbeitet zu werden. 
In dieser Einrichtung liegen unverkennbare Vorteile. Mit 
der Durchführung des Grundsatzes, dass die Rückstände von 
einem Punkte aus auf maschinelle Weise befördert werden, ist 
vermieden, dass die Arbeiter mit Schmutzstoffen des Kanal 
wassers in Berührung kommen; durch Menschenhand wird 
nur die Stellung der Schieber und der Betrieb der Maschinen 
besorgt. 
Das wesentlichste an der Anlage ist aber die systematische, 
zeitweise Unterbrechung des Klärvorganges. Bei den einfachen 
Klärbecken hat man beobachtet, dass die Klärung des gesamten 
Inhaltes so viel Zeit beansprucht, dass Fäulniserscheinungen in 
Gang kommen. Hierdurch geht ein Teil der festen Stoffe des 
Abwassers in Lösung, wodurch der Reinheitsgrad des geklärten 
Wassers beeinträchtigt wird. Da das Abwasser nur einige: 
Stunden in den Becken verweilt, wird dies vermieden. Eine 
weitere Erfahrung ist mit dieser Art des Betriebes ausgenutzt, 
nämlich diejenige, dass in konzentrierteren Aufschwemmungen 
die Abscheidung der Sinkstoffe rascher erfolgt. Durch das 
Zurückpumpen der angereicherten zweiten Schicht zu dem Zu 
lauf des städtischen Abwassers wird das Klärvermögen des, 
letzteren erhöht. Hierdurch wird an Zeit gespart, und die Er 
folge sind günstig. Nach den Untersuchungen des Vorstandes 
des städtischen Untersuchungsamtes Dr. Paulmann werden bei 
solchem Verfahren zurückgehalten von den Schmutzstoffen aller 
Art 46,12—96,37 pCt, .n Mittel 79,94 pCt., von den organ 
ischen Substanzen 30,31—97,33 pCt., im Mittel 77,53 pCt., 
von den Mineralstoffen 18,08—96,32 pCt., im Mittel 72,56 pCt. 
Bei der Schlammbearbeitung sind kostspielige Einrichtungen 
zur Beseitigung des überflüssigen Wassers vermieden; durch 
die Vermengung des Schlammes mit Strassenkehricht wird 
dessen Wassergehalt so weit herabgedrückt, dass ein transport 
fähiges Gemisch erzielt wird, welches als Kompostdünger land 
wirtschaftliche Verwendung findet. Ueber den Dungwert liegen 
keine Angaben vor; jedenfalls ist er nicht zu unterschätzen, da 
der Schlamm durch chemische Klärmittel nicht beschwert ist und 
die erdigen Bestandteile des Kehrichts Stickstoffverluste hintanhalten. 
Das Kasseler Verfahren vermag allerdings nur ungelöste 
Stoffe aus dem Abwasser zu beseitigen, die gelösten verbleiben 
in dem geklärten Wasser, welches fäulnisfähig ist und nach 
Umständen pathogene Mikroorganismen in sich birgt. Man 
wird daher bei der Einleitung desselben in einen Flusslauf zu 
erwägen haben, ob dies je nach der Wassermenge und dem 
Getälle des Flusses und der Art der Benutzung seines Wassers 
durch Unterlieger zulässig ist. (Fortsetzung folgt.) 
Personal-Nachrichten. 
Ergebnis der diesjährigen ersten Staatsprüfung 
im Baufach. Bei der am 16. April d. Js. und an den folgenden 
Tagen vorgenommenen ersten Staatsprüfung im Baufach sind 
die nachstehenden, in alphabetischer Reihenfolge ausgeführten 
Kandidaten für befähigt erkannt worden: 
Im Hochbaufach: E. Bode von Nürtingen, Fr. Eble von 
Heilbronn, E. Fink von Vaihingen (Enz), K. Gebauer von 
Eppstein (Preussen), H. Gross von Heilbronn, E. Guggen- 
heimer von Stuttgart, A. Haussier von Schömberg, O.-A. 
Rottweil, A. Hopf von Stuttgart, R. Keim von Reutlingen, 
W. Kirn von Benningen, E. Klein von Oberesslingen, 
E. Krieg von Weikersheim, H. Letsche von Tübingen,' Fr. 
Maisenbacher von Bittelbronn, O.-A. Horb, K. May von 
New-Orleans, 0. Pfisterer von Schwäb. Gmünd, H. Rauscher 
von Schwäb. Gmünd, A. Roos von Mülhausen (Eisass), A. 
Schneiderhan von Wössingen, O.-A. Ellwangen, H. Speth 
von Ulm, 0. Spindler von Stuttgart, G. Stahl von Cann 
statt, E. Wagner von Stuttgart. 
im Bauingenieurfach: A. Ammon von Weipertshofen, 
O. Aschenbrenner von Frankfurt a. M., F. Bäumler von 
Ludwigsburg, F. Be Hing von Rottweil, F. Beyer von Künzelsau, 
P. Bücher von Knittlingen, R. Eitel von Frankfurt a. M., 
A. Ensinger von Möckmühl, W. Fröhlich von St. Johann 
(Saar), G. Frösner von Schorndorf, E. Häberle von Hedel- 
ftngen, O.-A. Cannstatt, A. Hausser von Ulm, A. Keller 
von Diedenhofen (Elsass-Lothringen), K. Keller von Heidenheim 
(Brenz), E. Klein von Odessa, R. Kölle von Ulm, P. La 
brosse von Thann (Obereisass), H. Lieb von Stuttgart, K. 
Lindner von Stuttgart, 0. Nissler von Sindelfingen, Th. 
Rüme 1 in von Besigheim, E. Wä 1 de von Stuttgart, F. Zimmer 
mann von Hirschlanden (Baden). 
Im Maschineningenieurfach: M. Böckeler von Aalen, 
E. Braun von Schönmünzach, O. Brenner von Stuttgart, 
H. Bretschneider von Stuttgart, R. Chur von Schwäb. Hall, 
K. Dietrich von Senden (Bayern), O. Dietrich von Senden 
(Bayern), E. Eitle von Kuchen, K. Fausel von Schwenningen 
(Württemb)., F. Füger von Heilbronn, E. Göppinger von 
Stuttgart, K. Gottwein von Stuttgart, E. Hagenbucher von 
Klingenberg, J. Hagmann von Dollhof, O.-A. Riedlingen, 0. 
Keidel von Bartholomä, O.-A. Gmünd, J. Kirn er von Stutt 
gart, O. Knecht von Zuffenhausen, A. Kr aus s von Riedbach, 
R. Kurz von Esslingen, R. Lang von Ebersbach, O.-A. Göp 
pingen, F. Lappe von Ravensburg, E. Lutz von Tuttlingen, 
H. Mayer von Knittlingen, E. Messner von Zell, O.-A. Gera- 
bronn, Th. Müller von Stuttgart, J. Oelschläger von Heil 
bronn, G. Schiller von Gerlingen, L. Schwarz von Winnenden, 
P. Schwarz von Köln (Rhein), H. Stahl von Stuttgart, W. 
Starker von Stuttgart, O. Uibeleisen von Wien, E. Ull- 
mann von Stuttgart, A. Wagner von Heilbronn, K. Weiz 
säcker von Oehringen, R. Wittlinger von Göppingen, H. 
Zahn von Friedrichshafen, P. Zerrath von Mosbach. Sie 
haben die Bezeichnung Regierungsbauführer erhalten. 
Herausgeg. y. Württb. Verein f. Baukunde. — Redaktion: Reg.-Baumeister Schury, Stuttgart. — Verlag: Südd. Verl.-Anst., G. m. b. H., München. 
Druck: G. Franz’sche Holbuchdruckerei (G. Emil Mayer), München.
	        
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