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Monatsschrift des Württembg. Vereins für Baokünde in Stuttgart.
No. 6
Wie er es hier verstand, seinen künstlerischen Einfluss auf
die Studierenden auszuüben, für seinen zur Eigenart ausgebil
deten Stil seine Schüler zu begeistern, das zeigen am deut
lichsten die von ihm unter dem Titel: „Architektonische Studien“
herausgegebenen Entwürfe.
Neben seinem Lehrberufe entwickelte er aber noch eine
überaus reiche und mit Erfolgen gekrönte Tätigkeit auf dem
Gebiete des öffentlichen Wettbewerbes, eine Tätigkeit, der die
Spannkraft seines Geistes auf die Dauer nicht mehr gewachsen
war. So mussten wir ihn mit dem tiefsten Bedauern schon
vor zwei Jahren von dem Schauplatze seiner Wirksamkeit ab
treten sehen; die Hoffnung auf Wiedergenesung sollte leider
nicht in Erfüllung gehen.
Vereinstätigkeit.
Am 9. Mai 1903: Besichtigung der neuen evangelischen Petruskirche in Gablenberg unter Führung des Er
bauers, Herrn Baurat Th. Frey. Hieran anschliessend gesellige Vereinigung.
Am 23. Mai 1903: Siebente ordentliche Versammlung im Vereinsjahr 1902/03. Mitteilung des Verbands
vorstandes in Betreff der Bildung von Ausschüssen für Architektur- und Ingenieur wesen. — Vortrag des Herrn Bauinspektor
Stendel in Heilbronn über die Schwellen-Imprägnieranstallt in Zuffenhausen. — Mitteilungen des Herrn Ober
baurat Neuster in Stuttgart über Sch wellen verdü blung.
Protokolle, Berichte etc.
Protokoll der sechsten ordentlichen Versammlung am 18. April 1903.
Vorsitzender: Zügel. Schriftführer: Laistner.
Anwesend: 42 Mitglieder und 1 Gast.
Nach Eröffnung der Sitzung begrüsst der Vorsitzende zu
nächst den als Gast anwesenden Herrn Regierungsbauführer
Metzger, setzt sodann das Protokoll der 5. Versammlung in
Umlauf und gibt bekannt, dass Herr Abteilungsingenieur Vetter-
Stuttgart durch Vorstandsbeschluss in den Verein aufgenommen
wurde und Baurat Max Schnei der-Stuttgart seinen Austritt
aus demselben erklärt hat.
Vom Verbände sind zwei Zuschriften eingelaufen. Die
erste derselben bittet um Mitteilung von Erfahrungen über die
neue Honorarnorm behufs Verwertung bei der beabsichtigten
Herausgabe eines Kommentars zu dieser Norm und die zweite
stellt in Aussicht, dass die Wettbewerbsgrundsätze an der Hand
der bisherigen Erfahrungen bei der diesjährigen Abgeordneten
versammlung in Dresden einer wiederholten Beratung unterstellt
werden sollen.
Weiter eingelaufen sind:
von der Technischen Hochschule: zwei Exemplare der
Doktorabhandlung des Regierungsbaumeisters Otto Eberbach
über „Die deutsche Höhenburg des Mittelalters in ihrer bau
lichen Anlage, Entwicklung und Konstruktion“;
vom Direktorium der Firma Krupp : das Werk „Wohlfahrts
einrichtungen der Gussstahlfabrik F. Krupp in Essen“ und
von der Ministerialabteilung für Strassen- und Wasserbau:
vom Verwaltungsbericht dieser Abteilung pro 1899 und 1901
die erste, das Strassenbauwesen umfassende Abteilung.
Für diese Zuwendungen ist den betreffenden Gebern bereits
schriftlich gedankt worden.
Der Vorsitzende teilt ferner mit, dass er der vom Verein
für Fremdenverkehr veranlassten Besprechung über etwaige
gemeinsame Schritte verschiedener hiesigen Vereine in Betreff
der Stadterweiterungsfrage angewohnt habe, wobei u. a. zur
Sprache gekommen sei, dass der von Professor Fischer zu
haltende öffentliche Vortrag sich die bekannte Resolution des
Architektenklubs zur Grundlage nehmen werde.
Der Vorstand, dem er zunächst über die Sache berichtet
habe, habe es jedoch für angezeigt gehalten, dass der Verein
sich an den angeregten gemeinsamen Schritten nicht beteilige,
weil er früher schon seine Anschauung in der Stadterweiterungs
frage kundgegeben habe und von einer weiteren Erörterung
allgemeiner Gesichtspunkte kein Erfolg zu gewärtigen sei; etwas
anderes wäre es, wenn eine bestimmte Frage — wie beispiels
weise diejenige der Ueberbauung der Gänshaide — zu begut- j
achten wäre.
Der Vorsitzende stellt anschliessend hieran die Frage zur j
Diskussion, ob der Verein an dem Vorgehen der anderen hiesigen
Vereine sich beteiligen soll.
Neu ff er begründet den Standpunkt, den der Vorstand
bei Besprechung der Angelegenheit eingenommen hat, des 1
näheren und beantragt, der Verein möge sich zunächst an
dem erwähnten Vorgehen nicht beteiligen.
Mayer unterstützt diesen Antrag.
Derselbe wird bei der hierauf vorgenommenen Abstimmung
einstimmig gutgeheissen.
Mayer erbittet sich weiterhin das Wort, um zur Besieh- •
tigung der seitens der Stadt Stuttgart in der Turnhalle der j
Wilhelmsrealschule auf kurze Zeit ausgestellten, für die Städte
ausstellung in Dresden bestimmten Pläne und Modelle ein
zuladen.
Der Vorsitzende dankt für diese Einladung.
Nunmehr erhält
Gugenhan das Wort zu den aut der Tagesordnung
stehenden „Mitteilungen über die Entstehung der Taler Weiterungen
der Donau bei Riedlingen und Munderkingen während der ersten
Eiszeit“.
Diese an der Hand einer grösseren Zahl von Karten und
Plänen gegebenen Mitteilungen werden mit allseitigem Interesse j,
und mit lebhaftem Beifalle aufgenommen. 1 5
Der Vorsitzende dankt dem Redner überdies noch im
Namen des Vereins.
Den letzten Gegenstand der heutigen Verhandlungen bilden
Panties „Mitteilungen über das vom städtischen Hoch
bauamt Stuttgart gebaute Schulhaus in Ostheim“.
Auch diese durch reichliches Planmaterial unterstützten
Mitteilungen werden trotz der vorgeschrittenen Zeit mit regem
Interesse entgegengenommen und am Schlüsse durch warmen
Beifall belohnt.
Der Vorsitzende spricht auch diesem Redner seinen be- |
sonderen Dank aus und schliesst hierauf die Sitzung um
10 3 / 4 Uhr.
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Die katholische St. Antoniuskirche in Zuffenhausen.
Architekt: Regierungsbaumeister Pohlhammer, Stuttgart.
Den bei der Besichtigung der Kirche durch den Verein
gegebenen Erläuterungen des Architekten sei über den Bau
folgendes entnommen:
Bisher stand den ca. 700 Katholiken in der Diaspora-
Gemeinde Zuffenhausen für den Gottesdienst ein Saal im
katholischen Schulhaus zur Verfügung.