Full text: Monatsschrift des Württembg. Vereins für Baukunde in Stuttgart (1898-1904)

Monatsschrift des Württembg. Vereins für Baokünde in Stuttgart. 
No. 8 
Die Kirche ist von Dekorationsmaler Kämmerer nicht über 
laden, aber sehr stimmungsvoll ausgemalt worden. Man sieht 
den schönen, kräftig profilierten Rippen des hohen weitgesprengten 
Gewölbes nicht an, dass sie in Rabitz ausgeführt sind. In 
leicht gelblichem Ton (beinahe weiss) sind die Wände gehalten, 
der sich gar wohl abhebt von dem rötlichen Ton der architek 
tonischen Glieder. Im Kirchenraum selbst zieht uns zuerst 
der Chor an, ein kleiner, im Rechteck abschliessender Raum. 
Das Gewölbe ist grünlich-blau mit goldenen und silbernen 
stilisierten Rosen durchzogen. Die rechts und links im Spitz 
bogen abschliessende Wand ist geschmückt mit kräftigem Laub 
werk, in welchem rechts ein Hirsch am Wasserquell, links ein 
Pfau gemalt ist. Die Umschriften sprechen aus, dort die Tiefe 
des suchenden, verlangenden Herzens: Wie der Hirsch schreiet 
nach frischem Wasser etc. —; hier den Höhepunkt des in 
Gott seligen Herzens: Meine Seele erhebet den Herrn und mein 
Geist freuet sich Gottes, meines Heilandes. Von besonderem 
Eindruck ist das Chorfenster mit der Verklärung Christi, während 
im Orgelfenster spielende Engel ihr Hallelujah singen. 
Den Uebergang vom Chor zum Schiff bildet der Triumph 
bogen mit einem 60 cm breiten, auf Goldgrund sich hin winden 
den Fries von stilisiertem Eichenlaub. — Auf der Wandfläche 
über dem Bogen ist der Gekreuzigte gemalt, unten die Aus 
treibung aus dem Paradies, mit der Inschrift: Gleichwie die 
Sünde geherrschet hat zum Tode, also herrschet die Gnade 
zum ewigen Leben. 
Die Kartons zu dem figürlichen Schmuck, sowohl der 
Wände als der Fenster, stammen aus der kunstgeübten Hand 
des Kunstmalers Velin. 
Fig. 3. Evang. Kirche Gablenberg. 
Ueber dem Hauptportal ist der Spruch aus der hl. Schrift 
eingemeisselt: „Ich will unter ihnen wohnen und will ihr Gott 
sein und sie sollen mein Volk sein!“ Hes. 37, 27. 
Die Ausgänge hinten am Chor sind 80 cm über dem 
äusseren Terrain und gelangt man hier, ohne grössere Treppen 
überwinden zu müssen, leicht ins Freie. 
Auf diese Weise wurde vermieden, den Bauplatz nach 
hinten abzugraben und die Kirche zwischen Stützmauern stellen 
zu müssen, sondern es schmiegt sich der Bau dem ansteigenden 
Gelände an. 
Der Bau selbst ist in frühgotischem Stil ausgeführt, aus 
roten Steinen von Gündelbach bei Heilbronn. Das Zwischen 
gemäuer besteht aus Backsteinen mit Verputz. 
Der Kirchenraum zeigt eine 14,48 m breite gewölbte Halle 
mit rechteckigem, 6,50 m breitem Chor, an dem links und 
rechts Treppen liegen, die zu den Emporen führen, während 
an der Strassenseite die dort befindlichen Treppenhäuser den 
Aufgang zu den Emporen vermitteln. 
Die Länge des Langhauses beträgt 20,27 m und mit dem 
unter der Orgel befindlichen Raum 26,49 m. Die Höhe des 
Kirchenraumes ist 13,90 m im Lichten. 
Links vom Chor befindet sich die Sakristei des Geistlichen, 
geräumig genug, um auch als Sitzungszimmer benützt werden 
zu können. 
Die Emporen laufen auf drei Seiten frei um den Kirchen 
raum und ist nur die Orgelempore, dem Chor gegenüber, durch 
zwei Säulen gestützt, so dass der Ausblick auf Kanzel und 
Altar von allen Sitzplätzen aus frei bleibt. 
Wie schon anfangs erwähnt, ist der Konfirmandensaal 
zu ebener Erde. Man gelangt von der Strasse aus durch zwei 
grosse Portale in eine Vorhalle, von der man links oder rechts 
zu den Treppen gelangt, die zur Kirche führen. Die Türen 
geradeaus führen zum Konfirmandensaal, der durch eine beweg 
liche Wand in zwei Teile geteilt werden kann. Hinter diesem 
Saal befindet sich noch ein geräumiger Souterrain zur Auf 
bewahrung von Holz und Kohlen. 
Die unteren Räume sowie die Treppenhäuser sind einfach 
gehalten. In letzteren haben Bilder aus der alten Kirche Platz 
gefunden. So hängt im südlichen Treppenhaus, im Turm, 
ein Karton von dem verstorbenen Prof. Grünewald: Die Kreu 
zigung, während im nördlichen zwei Oelbilder, die Auferstehung 
Christi, aufgehängt sind und demselben eine gewisse Weihe 
und Wärme geben. 
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Fig. 4. Evang. Kirche Gablenberg.
	        

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