Monatsschrift des WüktTrmbg. Vereins' für BaükünDe in Stuttoaui
Brücke bei Neckarhausen. Ansicht von Süden.
Die Neckarbrücke bei Neckarhausen (Hohenzollern)
von Landesbaurat Max Leibbrand in Sigmaringen.
(Erweiterter Abdruck aus der Zeitschrift für Bauwesen. Jahrg. 1903. Heft 7-
-9.)
Vorbemerkung.
Die seit Jahrhunderten auf dem oberen Neckar und der
Glatt schwunghaft betriebene Langholzflösserei war Ende vorigen
Jahrhunderts infolge der Ausdehnung des Eisenbahnnetzes mehr
und mehr zurückgegangen; gleichzeitig hatte die Ausnützung
dieser Flüsse zu gewerblichen Zwecken erheblich zugenommen.
So kam es, dass die Unterhaltungskosten der Flossstrassen
in keinem richtigen Verhältnis zu dem Flössereibetrieb standen,
während die Klagen der Werkbesitzer über Störungen durch
diesen Betrieb immer dringender wurden. Die Regierungen
Preussens und Württembergs entschlossen sich daher, durch
Staatsvertrag vom 4. April 1899 die Flösserei auf diesen Wasser
läufen aufzuheben. Zuvor war diesem Vertrage gemäss von
dem preussischen Dorfe Glatt nach der Bahnstation Neckarhausen
an Stelle eines mangelhaften Nachbarschaftsweges eine Land
strasse mit Ueberschreitung des Neckars zur Fortsetzung der
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durch den württembergischen Teil des Glatttales führen; n
Landstrasse zu erbauen, welche den Transport des bisher ; if
dem Wasser verflössten Langholzes aufnehmen sollte.
Da das preussische Gebiet im Glatttal nur wenige Kilometers
Länge mit einem einzigen Dorfe umfasst, übernahm der württe .1-
bergische Staat den grössten Teil der Baukosten der Strasse
und der Neckarbrücke, zu welchen der preussische Staat, deil
Fürst von Hohenzollern und der Hohenzollernsche Land 1 s-j
Kommunal-Verband feste Beiträge leisteten ; die Ausführung oer|
Bauten und die Unterhaltung der Strasse und Brücke fiel dem
Hohenzollernschen Landes-Kommunal-Verband zu.
Die 2,3 km lange Strasse folgt in südöstlicher Richtung
dem linken Ufer der Glatt mit ganz geringen Gefällen, über
schreitet den Neckar 70 m unterhalb der Glattmündung mittelst
einer massiven Brücke von 50 m Spannweite; am rechten Ufer
des Neckars nach Osten ausbiegend umfährt die Strasse die Bahn
hofanlage Neckarhausen, kreuzt die würt-
tembergische Staatsbahn 260 m oberhalb
des Stationsgebäudes und mündet gleich
darauf in die Neckartalstrasse Horb-Sulz.
Die Strasse in bevorzugter landschaft-?
lieber Lage bietet technisch wenig BeV
merkenswertes, während die Brücke durch
ihre Abmessungen, Ausführung und Aus-J
stattung beachtenswert ist.
Allgemeine Anordnung der Brücke.
— Die Lage der Brücke, deren Entwurf
aus dem Jahr 1896 stammt, ist bestimmt
durch die Mündung der Glatt, für deren
Hochwasser ein Vorland von 70 m be
lassen werden musste, um Störungen an
der Einmündungsstelle zu vermeiden, ferner
durch die Forderung der Staatsbahnver-
~ . waltung, dass die Staatsbahn oberhalb der
wt cfarUVdM'ii- Endweiche des Bahnhofes Neckarhausen
bc\\ ätxtfAÜt. * u kreuzen sei, und durch die Absicht, den
”J Neckar tunlichst senkrecht zur Stromnch-
tung zu überschreiten.
•t* Der Längenschnitt war festgelegt
durch die Staatsbahn, welche in Schienen-