Monatsschrift des Württembg. Vereins für Baukunde in Stuttgart.
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I'höhe zu kreuzen war, und durch die Bestimmung, dass die
.Brückenrampen nicht mehr als 1,5 v. H. Steigung erhalten
Für die Durch flussw eite war das bekannte grösste
v Hochwasser von 1778 mit 650 cbm bei einem Gefälle von
I-.0.0018 massgebend; die Meereshöhe dieses Wassers war nicht
genau bekannt, aber aus den späteren Hochwassern, insbesondere
jt denjenigen der Jahre 1824 und 1849 auf 405,78 m berechnet
worden; als zulässige mittlere Geschwindigkeit des grössten
i '' Hochwassers wu den 3,5 m angenommen, entsprechend dem
: groben Gerölle der Flusssohle.
Der freie Hochwasserquerschnitt unter der Brücke ergab
' sich so zu 168 qm, bei einer freien Weite zwischen den End-
pt “ilern der Brücke von 64 m; um die Stützweite der Brücke
Paus 50 m zu verringern, wurde das Vorland unter der Brücke
Mai eine Länge von 80 m oberhalb und unterhalb derselben
I ai laufend um 50 cm abgehoben, wodurch 23 qm Durchsluss-
I' u ite gewonnen wurden.
Obwohl der Strassend am m sich auf eine Länge von 325 m
o qu durch das Flutgebiet des Neckars legt und das Hochwasser
I ga z auf die Brücke zusammendrängt, hat man auf die An-
I;. or uing von Flutbrücken verzichtet, da bei Anwendung von
\: nu einer Oeffnung das Hochwasser schlank abfliesst.
Vergleichende Berechnungen ergaben, dass eine Brücke mit
m; reren Oeffnungen oder mit eisernem Oberbau gegenüber
; ein 1 gewölbten Brücke mit einer Oeffnung keine Ersparnisse
gebracht hätten.
Die Bogenzwickel tauchen 1,75 m in das Hochwasser
ein Bedenken hiegegen sind nicht zu erheben, nachdem die
Brücke in Inzigkofen, bei welcher die Zwickel noch tiefer in
: das Hochwasser eintauchen, und welche seit der Erbauung
• mei ere grosse Hochwasser, darunter das bedeutendste seit
. hur ort Jahren, durchflutet haben, nicht den geringsten Schaden
I gen nnen hat.
Der Aufstau der Brücke mit 0,23 m oder nach der
;; zu wartenden Senkung der Sohle mit 0,20 m war zulässig,
da bände im Staugebiet nicht liegen, während die Eisenbahn
um die Strassen noch nahezu 1 m über dem Hochwasser
spit el hinziehen.
:Die Gründung der Brücke konnte nach den Bohrungen
auf estem Anhydrit erfolgen; die Befürchtung, dass das Funda
men 1 auf blähenden Gips zu stehen kommen werde, hat sich
nach Oeffnung der Baugruben nicht bewahrheitet, dagegen
zeigten die einer tieferen geologischer Schicht angehörigen 6 m, unter
Gell de angefahrenen dolomitischen Mergel der Orbicularisbänke,
denn 3—10 cm starke Bänke mit 1—30 mm starken Ton-
; schienten durchsetzt waren, zwar genügende Tragfähigkeit, aber
eine zweifelhafte Sicherheit gegen Abgleiten der Fundamente
auf oder mit denselben. Diese Bänke waren durch früheren
; Gletscherdruck aus ihrer ursprünglichen Lagerung verschoben
und zeigten besonders in der linken Baugrube Fal
tungen bis 1,5 m Höhe. Die Massen der Widerlager
wurden demgemäss tunlichst nach der Breite ange-
b ordnet, wodurch die Drucklinie rasch gesenkt und die
Gefahr des Abgleitens vermindert wird. Vergleichende
Berechnungen und ein Modell hatten gezeigt, dass bei
dieser Anordnung zwar mehr Massen erforderlich sind,
um die gleiche Standsicherheit gegen Kippen des
Widerlagers zu erreichen, als bei Anordnung der Wider-
I lagermassen in der Längsrichtung, dass aber bei letz
terer Anordnung die Gefahr des Gleitens eine grössere
: ist; da die Standsicherheit gegen Kippen sich statisch
ermitteln lässt, während die Bestimmung der Reibungs
zahl eine unsichere bleibt, ist die An,Ordnung der Wider
lagermassen der Breite nach zu bevorzugen, wo nicht
von vorneberein die Sicherheit gegen Gleiten gewähr
leistet ist; wo diese Sicherheit ausser Frage ist, empfiehlt
sich die Anordnung der Widerlagermassen in der
Längsrichtung. Die Widerlager sind als sog. verlorene der
Drucklinie angepasst.
Die äussere Gestaltung der Brücke ähnelt derjenigen
in Inzigkofen, geht aber in der Freiheit der Anordnung vielfach
über dieselbe hinaus.
Das Pfeilerverhältnis ist trotz der grossen Spannweite
auf 1 M ermässigt, der Scheitelhalbmesser beträgt rund 90 m,
j in Inzigkofen nur 65 m. Es dürfte damit die Neckarhauser
Brücke unter allen ausgeführten massiven Brücken den grössten
Scheitelhalbmesser aufweisen; die neue Strassenbrücke über das
Petrustal bei Luxemburg hat z. B. nur 54 m Scheitelhalbmesser.
Anmerkung: Vielfach wird noch die Kühnheit einer Brücke
nur nach der Spannweite beurteilt, diese ist nicht oder doch nicht
allein massgebend; ausschlaggebend ist für diese Beurteilung vielmehr
eben der Scheitelhalbmesser, welcher die Grösse des wagrechten
Schubes bedingt. Es würde unter gleichen Belastungsverhältnissen
keinen Bedenken begegnen, eine Brücke von ganz bedeutend grösserer
Spannweite nach dem Vorgänge bei Neckarhausen zu erstellen, sofern
der Scheitelhalbmesser für diese Brücke der gleiche wäre, da grössere
Pressungen als bei der Brücke in Neckarhausen an einer solchen
Brücke bei sachgemässer Anordnung nicht auftreten würden. Regierungs
baumeister Probst hat in Nr. 1/2 1902 der „Deutschen Bauzeitung“
schon auf die Beziehung zwischen Scheitelhalbmesser und Stützweite
hingewiesen; die Gleichung für den Horizontalschub des parabolischen
Bogens lehrt, das solche Bogen, sofern sie Abschnitte einer und der
selben Parabel sind, d. h. sofern die Parameter die gleichen sind, den
gleichen wagrechten Schub ausüben, unabhängig von der Spannweite,
so lange nur die Belastung auf die Längeneinheit die gleiche bleibt.
Letzteres gilt für die bewegliche Last ohne weiteres, so lange
es sich um eine Brücke für einen bestimmten Verkehr handelt, die
Eigenlasten können innerhalb weiter Grenzen gleich sein oder gleich
gemacht werden.
Es ist der Horizontalschub des
q 12
parabolischen Bogens H -- -i-
wennq q die gesamte Belastung
auf den m Spannweite, 1 die Spann
weite und f die Pfeilhöhe be
deuten.
Die allgemeine Gleichung der
y 2 1
Parabel i ■— p wird mit ---- — v
2 x 2
1 2
und f — x. -g-y p; daraus H
— q p q wenn (i der Krüm
mungshalbmesser im Scheitel der
Parabel ist.
Bogenbrücken mit mehreren
ungleichen Oeffnungen werden am
besten so angeordnet, dass die
Bogen verschiedener Spannweite
Abschnitte derselben Parabel bilden (Fig. 1), in welchem Falle sich die
wagrechten Schübe der Eigenlast und bei voller Belastung aller
Oeffnungen gegenseitig aufheben.
Die Stützweite zwischen den Gelenken beträgt 50,0 m.
Die lichte Weite zwischen den Widerlagern 50,82 m.
Die Pfeilhöhe zwischen dem Scheitelgelenk und der
wagrechten durch die Kämpfergelenke beträgt 4,545 m.
Die Breite des Gewölbes wächst nach parabolischer
Linie von 4,8 m am Scheitel auf 5,60 m an den Kämpfern,
wodurch eine erhöhte Standsicherheit gegen Winddruck, Hoch
wasser und Eisstoss erzielt wird.
Das Gewölbe ist am Scheitelgelenk 0,85 m, an den
Kämpfergelenken 0,90 m, an der Bruchfuge 1,2 m stark.
Die Pfeilerchen zur Unterstützung der Fahrbahn sind
0,52/0,6 m stark, ihr lichter Abstand beträgt nach der Breite
der Brücke 0,73 m, nach der Länge 1,34 m. Die äusseren
Pfeilerchen haben zur Ausgleichung zwischen der Erbreiterung
des Gewölbes und den geraden Stirnen entsprechenden Anlauf
erhalten.
Die Fahrbahntafel ist im Mittel 0,32 m stark; die
nutzbare Breite der Brücke zwischen den Geländern ist 5,5 m,
wovon 4 m auf die Fahrbahn und je 0,75 m auf die erhöhten
Gehwege entfallen.
Die Gehwegplatten ragen 0,625 m über die Gewölbe-
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