28
Monatsschrift des Württembg. Vereins für Badkünde in Stuttgart.
Nr. 3
transportabel!! Bauten sind in eigenartiger Weise aus Wand- :
tafeln mit mehrfacher Isolierung zusammengestellt, aussen ist
an Stelle der früheren Stoffbekleidung eine geschuppte Holz
vertäfelung und an Stelle des einfachen Segeldachs ein Doppel
dach getreten, so dass die genügende Beheizung im Winter
keinerlei Schwierigkeiten begegnet. Der Innenraum ist von
Stützen frei. Eine reichliche Ventilationseinrichtung macht diese
Bauten auch im Sommer zu einem angenehmen Aufenthalt.
Der Vortrag war durch Modelle, Pläne und eine grosse
! Zahl von Photographien unterstützt, die ein deutliches Bild
| über die verschiedenen Anwendungsgebiete der transportablen
Baracken gaben.
Die Versammlung zollte dem Vortragenden lebhaften Bei
fall für seine interessanten Ausführungen und dankte der Vor
sitzende dem Redner namens des Vereins, wobei er dem
Wunsche Ausdruck gab, es mögen diese für Gesundheitspflege
und Volkswohlfahrt gleich wertvollen Bauten recht vielseitige
Anwendung finden.
Protokoll der vierten ordentlichen Versammlung am 27. Februar 1904.
Vorsitzender: Zügel. Schriftführer: Ne uff er.
Anwesend: 37 Mitglieder und drei Gäste.
Der Vorsitzende begrüsst als Gast Herrn Gewerbeinspektor
Hardegg und setzt hierauf das Protokoll der letzten Vereins
versammlung in Umlauf. Sodann verliest er einen Brief der
Schwester des verstorbenen Geheimen Oberbaurates von
Sch übler, worin diese namens ihrer Familie dem Verein den
Dank für die ihrem Bruder erwiesenen letzten Ehren ausdrückt.
Stadtbaurat Mayer hat dem Verein ein Exemplar der
Veröffentlichung über den Neubau des Katharinenstiftes zu
gewendet, wofür der Vorsitzende dankt.
Von dem Architekten- und Ingenieur-Verein in Kassel sind
dessen Sitzungsberichte vom Jahre 1903 eingegangen.
Den Austritt aus dem Verein hat erklärt: Baurat Glaser
in Oberzenn, Mittelfranken.
Zur Aufnahme in den Verein sind angemeldet: Landes-
feuerlösch-lnspektor Gmelin durch Baurat Ganz, Regierungs
baumeister Alfred Storz durch Oberbaurat Zügel, Architekt
Erwin Glocker durch Baurat Glocken
Der Vorstand wird nach Ablauf der satzungsgemässen
Frist über diese Aufnahmegesuche beschliessen.
Von dem Vorstand des Stuttgarter Gewerbevereins Professor
Giessler ist dem Verein eine Einladung zu dem am 4. März
abends 8 Uhr im Bürgermuseum stattfindenden Vortrag des
Ministerialrats Dr. Pistorius über die neue Württembergische
Steuergesetzgebung zugegangen.
Der Vorsitzende empfiehlt den zeitgemässen Vortrag.
Ueber die Wahl des Ortes für die Abgeordnetenversammlung
des Verbandes im Jahre 1905 teilt der Vorsitzende mit, dass
von Heilbronn, Ulm und Reutlingen Einladungsschreiben ein
gegangen seien. Alle drei Städte würden sich freuen, den
Verbandsausschuss in ihren Mauern begrüssen zu dürfen Auf
Antrag des Vorstandes wird beschlossen, Heilbronn zu wählen,
da dort für das Unterkommen der Teilnehmer am leichtesten
gesorgt werden könne, und zu schönen Ausflügen (Wimpfen,
Weinsberg, Hall, Comburg) reiche Gelegenheit vorhanden sei.
Auch sei Heilbronn für die norddeutschen Kollegen am be
quemsten zu erreichen. Die Versammlung schliesst sich dem
Antrag des Vorstandes an. Der Vorsitzende wird den drei
Städten hievon Kenntnis geben und dabei den Dank des Vereins
für das Entgegenkommen ausdrücken.
Unter Bezugnahme auf die Ausführungen des Direktors
Hoch in Ehingen in der gemeinschaftlich mit dem Ingenieur
verein abgehaltenen Versammlung am 18. Februar d. Js. macht
Oberbaurat Mörike einige interessante Mitteilungen über die
im Jahre 1885 erbaute Strassenbrücke über die Westrach bei
Erbach. Die Brücke wurde von dem damaligen Strassenbau-
inspektor Koch, jetzt Professor an der technischen Hoch
schule in Darmstadt, konstruiert und als erste Betonbogen
brücke in Deutschland ausgeführt. Die Brücke hat eine
Weite von 27,5 m, eine Pfeilhöhe von 2,7 m, somit Spren
gung. Die Kosten betrugen 12 700 M. Im Scheitel und in
den Bruchfugen wurden an Stelle der jetzt üblichen Bleiplatten
Streifen aus gefalteter Dachpappe eingelegt und dadurch die
Beweglichkeit der Brücke bei Temperaturschwankungen erzielt.
Redner macht nähere Angaben über die bei kalter und warmer
Witterung an der Westrachbrücke beobachteten Temperatur
schwankungen und führt des näheren aus, warum die Schwan
kungen an dieser Brücke geringere seien als an dem von
Direktor Hoch besprochenen Cementprobebogen.
Der Vorsitzende dankt dem Redner für seine Mitteilungen
und erteilt sodann das Wort an Baurat Burkhardt zu dem
angekündigten Vortrag „über das neue Brandversiche
rungsgesetz“.
Der Wortlaut des Vortrages, der durch verschiedene
graphische Darstellungen illustriert war, wird in der Monatsschrift
Nr. 4 wiedergegeben.
Der Vorsitzende dankt dem Vortragenden für seine ein
gehenden und klaren Darlegungen und spricht seine Befriedigung
darüber aus, dass in dem neuen Gesetz den unter dem alten
Gesetz gemachten Erfahrungen und den modernen Verhältnissen
nach Möglichkeit Rechnung getragen sei. Anschliessend an den
Vortrag macht Architekt Karl Schmid noch einige Mitteilungen,
wie durch Anwendung von Betoneisenkonstruktionen auf den
verschiedenen Gebieten des Hochbaues die Feuersicherheit der
Gebäude wesentlich erhöht werden könne und erläuterte an
der Hand einer grossen Zahl von Zeichnungen und Photo
graphien eine Reihe vön feuersicheren Bauten, die in der letzten
Zeit von der Firma Wayss & Freytag in Neustadt a. H.
ausgeführt worden sind. Eine der grössten Ausführungen dieser
Art ist die neue Daimler-Motorenfabrik in Untertürkheim, die
in ihren Einzelheiten des näheren besprochen wurde.
Der Vorsitzende spricht dem Redner den Dank für seine
Mitteilungen aus und schliesst sodann die Versammlung.
„Was ist besser, erdfeucht, plastisch oder nass zubereiteter Beton?“
Von Herrn Fabrikdirektor Hoch in Ehingen a. d. D.
Es ist allgemein bekannt, in welcher Ausdehnung der
Cementbeton in den letzten Jahren Verwendung gefunden hat.
Von den früheren einfachen Betonbauten, wie Fundamenten,
Gas- und Wasserbehältern etc., ist man dahin gekommen, Beton
zu den schwierigsten Konstruktionen zu verwenden.
Man ist in den letzten Jahrzehnten soweit gegangen und
zwar zuerst in Württemberg, dass man ihn zu weit gesprengten
Strassenbrückenbögen angewendet hat. Sachsen hat den Beton
zu Eisenbahnbrücken zur Verwendung gebracht und auch in
Preussen, Bayern etc. sind in den letzten Jahren sehr schwierige
und wichtige Bauten in Cement ausgeführt worden.
Wenn ich weiter noch die Betonbauten, die mit Eisen
einlagen hergestellt werden, also den armierten Beton, in Er
wägung bringe, sowie die derzeitige Fabrikation von Cement
kunststeinen anführe, so genügt dies, um darzulegen, dass der
Betonbau von heute denjenigen vor 15—20 Jahren weit über
holt hat.
Mit der Zunahme der Anwendung des Betons wuchs aber
auch die Anzahl der sich damit befassenden Unternehmer, und
so kam es, dass in den letzten Jahren auch Betonarbeiten von
Leuten ausgeführt worden sind, welche keine oder doch nur
ganz ungenügende Kenntnisse und Erfahrungen in dieser Bau
weise hatten. Mannigfaltige Nachteile für alle in Betracht kom
menden Interessenten musste die notwendige Folge sein.
Dies hat den deutschen Betonverein veranlasst, darauf hin
zuwirken, dass Vorschriften aufgestellt werden, einmal für die
Verarbeitung- und zweitens für die Prüfung des Betons.
Zu diesem Zwecke hat der Verein aus seiner Mitte eine
Kommission gewählt, die am 31. Mai 1901 im Hotel Kaiser
hof zu Berlin ihre erste Sitzung abhielt. Diese Kommissions-