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Nr. 3
Monatsschrift des Württembg. Vereins für Baukunde in Stuttgart.
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Sitzung zählte 26 Mitglieder, worunter sich 10 Abgeordnete von
staatlichen Verwaltungen, fünf aus Preussen, drei aus Württem
berg und je einer aus Bayern und Sachsen befanden.
Bei diesen Kommissionsverhandlungen stellte sich Ueber
einstimmung in der Ansicht heraus, dass die Festigkeit von
Cementbeton nicht allein von den Mischungsverhältnissen des
Cementes zu Sand und Kies, sondern ebensosehr von dessen
Verarbeitungsweise abhänge, und dass daher bei sachgemässer
Bereitung und Verarbeitung ein Beton mit geringerem Cement
anteil von besserer Beschaffenheit sein könne, als ein solcher,
der höhere Cementbeimischung besitzt, aber mangelhaft zu
bereitet worden ist.
Für die Beurteilung und Bewertung des Betons sei daher
künftig in erster Linie die Druckfestigkeit und in gewissen
Fällen die Dichtheit und erst in zweiter Linie das Mischungs
verhältnis desselben zu setzen.
Das einzuführende neue Verfahren bei Verdingung von
Cementarbeiten geht also darauf hinaus, an Stelle der Preis
konkurrenz diejenige der Qualitätskonkurrenz zu setzen, um
dadurch sowohl unsoliden, die weitere Entwicklung des Beton
baues schädigenden Ausführungen als auch unlauterem Wett
bewerb vorzubeugen.
Die überwiegende Zahl der Kommissionsmitglieder hat sich
daher für Erzielung einheitlicher An wendungsarten, sei es durch
Aufstellung von Normen, Kegeln oder auch blossen Anleitungen
über die Bereitung und Verarbeitung sowie über die Prüfung
des Betons ausgesprochen. Der Kommission lag auch bereits
ein Entwurf vor mit der Ueberschrift:
„Vorschriften über die Vergebung von Arbeiten
aus Stampfbeton mit Bindemitteln jeglicher Art.“
In dieser Bezeichnung lag die Absicht ausgedrückt, Vor
schriften zu treffen, aber nur für den erdfeuchten Beton.
Die Bestimmungen waren fast durchgängig so gefasst, dass
für Abweichungen in besonderen Fällen kein oder nur wenig
Spielraum blieb.
Diese Fassung des Entwurfs hat bei der Kommission mehr
Widerspruch als Zustimmung gefunden, insbesondere waren
die süddeutschen Kommissionsmitglieder, sowohl gegen die
allgemeine Tendenz, namentlich aber gegen den Zuschnitt
des Entwurfs, Vorschriften nur für erdfeuchten Beton auf
zustellen. Es wurde verlangt, auch den stärker angefeuchteten,
sogenannten plastischen Beton zu berücksichtigen, mit welchem
nach den vorliegenden Erfahrungen ebensogute Ausführungen
als mit erdfeuchtem Beton erzielbar seien.
Aber auch der nasse, sogenannte „weiche Beton“ sei
in den neu zu verfassenden Betonnormen zu berücksichtigen
und zwar umsomehr, als für gewisse Ausführungen z. B. für
Cementeisenkonstruktionen, also für den armierten Beton, der
erdfeuchte Beton ganz ungeeignet sei.
Um nun in die verschiedenen Ansichten bezüglich der
richtigen Verarbeitung des Betons mehr Klarheit zu bringen
und um zu erfahren, ob es besser sei, den erdfeucht, plastisch
oder weichen Beton zur Einführung zu empfehlen, eventuell ob
bei den in Aussicht stehenden noch zu schaffenden Beton-
normen alle diese drei Betonarten Berücksichtigung finden sollen,
wurde von Herrn Baudirektor von Bach-Stuttgart der Vor
schlag gemacht, eine grössere Anzahl Probeversuche über die
Festigkeit und Elastizität des erdfeucht, plastisch und nass zu
bereiteten Betons vorzunehmen.
Nachdem nun die Firma Dyckerhoff und Wiedmann
in Biebrich a. Rh. und meine Firma, die Stuttgarter Cement
fabrik Blaubeuren, sich bereit erklärten, die grosse Anzahl Ver
suchskörper unentgeltlich herstellen zu wollen, und nachdem
die Kgl. Württembergische Ministerialabteilung für Strassen- und
Wasserbau in dankenswerter Weise einen Teil der sehr be
trächtlichen Kosten der Prüfung übernommen hatte, wurde ein
Arbeitsplan entworfen, der auch nach öfterer Durchberatung
und nach Vornahme verschiedener Modifikationen von den Be
teiligten angenommen wurde. Es wurde nun mit der Herstellung
der Versuchskörper begonnen und kamen dabei folgende Materialien
zur Verwendung :
Cement: Der Cement entstammt der Stuttgarter Cement
fabrik Blaubeuren. Derselbe ist eine Durchschnittsware ihrer
Cementklinker mit etwas feinerer Mahlung als die des Handels
cementes, ein Portlandcement, wie solcher seit Jahren zur Aus
führung von Brückenbögen geliefert wird.
Sand: Der erforderliche Sand wurde der Donau ent
nommen, er kam ungewaschen durch ein Sieb von 5 mm
Maschenweite gesiebt zur Verwendung.
Kies: Ebenso wurde auch der Kies, aus alpinem und
Jura-Gerölle bestehend, aus der Donau bezogen.
Steingeschläg: Der zur Verwendung genommene, mit
dem Steinbrecher zerkleinerte Schotter wurde aus zuckerkörnigem
Kalk des weissen Jura hergestellt.
Wasser: Das zur Herstellung des Betons verwendete
Wasser war Brunnenwasser mit einer Temperatur von 8 bis
9° C.
Formen: Die Anfertigung der Probekörper für die Druck
versuche ist in eisernen Formen von 30 cm im Geviert und
30 cm Höhe geschehen, während zur Herstellung der Zylinder
für die Elastizitätsproben Eisenblechformen von 25 cm Durch
messer und 1 m Höhe dienten.
Die eisernen Stampfer hatten 12 cm Seitenlange und
12 kg Gewicht.
Es wurden im ganzen angefertigt: 920 Stück Würfelkörper
und 3 36 Stück Zylinder. Die eine Hälfte davon in
Ehingen, die andere Hälfte davon in Biebrich und
zwar: Serie I Nr. 1 bis IXa (siehe graphische Darstellung
Nr. 1) im Mischungsverhältnis nach Raumteilen von: 1 Cement,
2*/ 2 Sand, 5 Kiessteinen oder Schotter. Serie 2 Nr. I
bis IX a (siehe graphische Darstellung Nr. 2) im Mischungs
verhältnis von 1 Cement, 4 Sand, 8 Kiessteinen oder Schotter.
Für die in Biebrich angefertigten Proben wurde, wie be
reits erwähnt, Cement, Sand, Kies und Schotter von der Stutt
garter Cementfabrik Ehingen geliefert, so dass zu sämtlichen
Probekörpern ein und dasselbe Material zur Verwendung kam.
Aufbereitung des Betons: Die Herstellung des Betons
sollte nach dem Arbeitsplan nur auf zweierlei Arten, durch
erdfeuchte und plastische Zubereitung erfolgen. In Biebrich
wurde dagegen auch der weiche Beton hergestellt.
Beim erdfeuchten Verfahren war die Wassermenge so
bemessen, dass ein erdfeuchtes Gemenge entstand, das sich
mit der Hand gerade noch ballen liess.
Beim plastischen Beton wurde die Wassermenge um ca.
50 °/ 0 erhöht, so dass die Mischung nach dem Stampfen eine
plastische Masse darstellte, während der weiche Beton nach
der Angabe des Herrn Dyckerhoff in Biebrich so viel Wasser
erhielt, dass derselbe nach der Aufbereitung eine weiche, sehr
dickbreiige Masse bildete, welche nicht mehr stampffähig war.
Das Mischen des Betons geschah teils mit der Maschine,
teils von der Hand.
Anfertigung der Probekörper: Die Anfertigung der
Probekörper ist folgendermassen geschehen;
Die Probekörper aus erdfeuchtem Beton wurden in drei, die
aus plastischem in zwei Stampfschichten hergestellt.
Das Stampfen erfolgte reihenweise derart, dass jede Stelle
des Würfels 12 Stampfstösse erhielt. Die Würfelfläche wurde
in drei Reihen eingeteilt. An einer Ecke beginnend erfolgten
nun drei Stösse auf derselben Stelle, so dass mit neun Stössen
eine Reihe fertig war. Dies dreimal wiederholt, ergibt für eine
Schichte 4.9. 3—108 Stampfstösse.
Die Würfel aus erdfeuchtem Beton erhielten drei Schichten,
also 324 Stampfstösse, die aus plastischem Beton zwei Schichten
216 Stösse, während der nasse Beton ohne Schichten her
gestellt und während des Einfüllens gestampft wurde.
Die Unter- und Oberflächen sämtlicher Probekörper wurden
durch Aussparung der Formen mit einer 5 mm starken Mörtel-
schichte, halb Cement, halb Kalksteinmehl, zum Zweck des
Abhobelns für parallele Druckflächen versehen.
Jede Versuchsreihe bestand aus: 15 Druck- und sechs
Elastizitäts-Probekörpern. Das Mischungsverhältnis, der Wasser
zusatz und der Tag der Anfertigung wurde auf jedem Probe
körper angeschrieben
Der Maschinenbeton wurde in Ehingen mit der Mischtrommel,
in Biebrich auf dem Kollergang hergestellt.
Das Mischen in der Trommel geschah zwei Minuten lang
trocken und vier Minuten nach Beigabe des Wassers.
Welche Zeitdauer mit dem Kollergang in Biebrich gemischt
wurde, ist nicht bekannt.
Handbeton. Das Mischen des Handbetons geschah auf
folgende Art:
Die für eine Portion bestimmten Mengen Cement, Sand,