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und Schwankungen besitze, wurde das Einzelprojekt von dem Straßen
banmeister Schimpf, jetzigem Gas- und Wasserwerksdirektor, ausge
arbeitet und von den Kollegien der beiden Städte und von der
Aufsichtsbehörde genehmigt."
Diese Notizen sind den Akten entnommen, in welchen insbesondere
über die als „Gitterstege" bezeichneten Fußstege keine näheren Auf
schlüsse, insbesondere keine Projekte, Berechnungen und Beschreibungen
zu finden sind.
In zwei Schreiben vom 15. und 21. Juni ds. I. hat nun Herr
Präsident von Schlierholz die Güte, über diese beiden von ihm
projektierten Stege nähere Auskunft zu geben und folgende Mit
teilungen zu machen:
Ich wählte für die Stege je mit einer Oeffnung von 315 württ.
Fuß Lichtweite — 90 m und 6' — 1,72 m Breite zwischen den
aus Diagonal-Kreuzen gebildeten Geländern schon deS bessern Aus
sehens wegen einen Hängesteg und zwar nicht eine Kette, sondern ein
Drahttau, da letzteres bei gleichem Querschnitt doppelt so viel Trag
vermögen gegenüber der Kette besitzt; nämlich pro qcm 1850 kg
gegenüber 925 kg.
Der statischen Rechnung wurde zu Grunde gelegt:
1) Die Aufnahme von Menschengedränge pro q' 50 & = 300 kg
pro qm.
2) Dem Seil eine Belastung von 217 Ztr. pro q" = 1322 kg
pro qcm ans deutschem Holzkohleneisen, dessen Tragfähigkeit
bis zum Bruche 684 Ztr. pro q" — 6000 kg pro qcm
beträgt.
3) Für die Hängeeisen eine Belastung von 137 Ztr. pro q" —
835 kg pro qcm, die zum Tragen der eisernen Querträger
in Entfernungen von 3,5' — 1 rn bestimmt wird.
4) Eine jede der Pilone hätte eine Last zu tragen von 50000 kg.
5) Die Verankerungsklötze waren aus Quaderfassung und Füllbeton
je mit einem Gewichte von 8450 Ztr. — 422,5 t, um das
Gleichgewicht der Kräfte, die bei Vollbelastung des Stegs in
der Spannkette bezw. Seil wirken, auszuhalten und doppelte
Sicherheit zu bieten.
6) Für die Seile, Kabel, die pr. lfd. rn 500 kg zu tragen hätten,
wovon 721 Stück ausgeglühte Eisendrähte von Nr. 18 aus der
Drahtfabrik und dem Walzwerk von Felten & Guilleaume in Köln
2,98" = 8,537 cm dick pro lfd. Fuß 25 U — 12,5 kg,
pro lfd. m 43,5 kg schwer und für die Hängeeisen aus 7 Drähten
bestehend, ebenfalls Nr. 18, eine Stärke von 0,3" — 8,6 cm
angenommen.
7) Für die Pilone ist ein unterer Durchmesser von 1,175' =
0,336 m und ein oberer Durchmesser von 0,875' — 0,25 m
mit einer Wandstärke von 8,5 Linien — 24,35 mm vorgesehen.
Die Unterkante des Stegs wurde in der Mitte 3,6" — 1,07 m
über dem Wasserstand vom 30. März 1845 angenommen. Für
die Haupttaue ist im Grundrisse keine gerade Linie, sondern
nach der Mitte eine Convexe angenommen und wurde hienach
für die Entfernung der Pilone 120' — 343 m von Mitte
zu Mitte und in der Mitte des Stegs von 8,8' — 2,52 m
angenommen.
Die Kostenberechnung für den Steg bei der Wilhelmshöhe ergab
eine Summe von 27416 fl. — 46998 Jl, für den am Gänsrhor
29200 fl. — 50057 Jl.. Der Laufboden war von 2" — 5,7 cm
starken tannenen Dielen angenommen. —
Es ist von Interesse zu erfahren, daß die in den Akten als
Gitterstege bezeichneten Bauwerke eben des besseren Aussehens wegen
mit einer Hängekonstruktion geplant waren, welche ja in neuester
Zeit wieder durch unsern Landsmann Kübler zu Ehren gekommen ist.
Ueber Bergbahnen in der Schwei;.
Vortrag, gehalten am 2. April 1898, von Baudirektor v. Hänel.
(Hiezu eine Figurentafel.)
Meine Herren! Es ist von jeher meine Liebhaberei gewesen,
hohe Punkte mit Aussicht in die Nähe und Ferne zu besteigen, teils
aus geographischem Interesse, teils um zu schwelgen in jenem er
hebenden Gefühle, das Schiller in die schönen Worte faßt:
„Auf den Bergen ist Freiheit! Der Hauch der Grüfte
„Steigt nicht hinauf in die reinen Lüfte." u. s. w.
Diese Genüsse, welche früher nur mit Anstrengung zu erkaufen
waren, kann man jetzt beguemer haben, da bekanntlich viele der
schönsten Aussichtspunkte durch Eisenbahnen zugänglich gemacht sind.
Ich in meinen alten Tagen mache gerne von dieser bequemen und
zugleich zeitersparenden Gelegenheit Gebrauch, und so habe ich auf
einer 16tägigen Erholungsreise in die Schweiz im August vorigen
Jahres nicht weniger als 10 Aussichtpunkte per Bahn bestiegen,
nämlich der Reihe nach den Uetliberg bei Zürich, den Rigi, den
Gütsch bei Luzern, den Bürgenstock am Bierwaldstädter-See, das
Stanserhorn, den Pilatus, das Brienzer - Nothorn, die
Schynigc Platte bei Jnterlaken, die Grütsch-Alp bei Mürren
im Berner Oberlande und den Beatenberg am Thuner See.
Selbstverständlich habe ich auch den technischen Einrichtungen
dieser Bergbahnen mein Interesse zugewandt und habe meine aller
dings nur flüchtigen Wahrnehmungen hierüber an Ort und Stelle
nachträglich aus der einschlägigen Litteratur zu ergänzen gesucht.
Indem ich Ihnen hievon einiges mitteilen will, komme ich einem
an mich ergangenen ehrenvollen Wunsche unseres Herrn Vorstandes
nach, und befürchte nur, manchem von Ihnen nicht viel Neues zu
bieten.
Ich will meine Betrachtungen auf Bergbahnen im engeren
Sinne beschränken, welche nämlich möglichst direkt und mit außer
gewöhnlich starken Steigungen auf hohe Zielpunkte führen. Man
kann diese Bahnen nach der Angriffsweise der Betriebskraft einteilen
in Adhäsionsbahnen, Zahnradbahnen und Seilbahnen.
1. Die Adhäsions-Bergbahnen unterscheiden sich grundsätzlich
nicht von den gewöhnlichen, über Land führenden Eisenbahnen.
Die Motoren sind auch bei ihnen Dampflokomotiven, welche vermöge
der Adhäsion der Triebräder an den Fahrschienen sich selbst und den
Eisenbahnzug fortbewegen. Das Adhäsionsmaximum ist die gleitende
Reibung, deren Koeffizient von der Witterung abhängt und im
Mittel zu etwa ™ oder rund 15 °/o angenommen werden kann.
Durch eine höchst einfache Betrachtung erkennt man, daß eine solche
Lokomotive im günstigsten Falle, wo sie Tenderlokomotive ist und
ihr ganzes Gewicht auf den Triebrädern ruht, sich selbst gerade noch
fortbewegen kann auf einer Steigung, deren Verhältnis nahezu gleich
ist dem Reibungskoeffizienten, also im Mittel gleich 15°/n; denn die
abwärts strebende Gewichtskomponcnte ist dann gleich der Reibung.
Will man aber außer dieser Lokomotive noch Wägen befördern,
so darf die Steigung nicht so groß sein, sondern beispielsweise nur
7,5 °/o betragen, wenn das Gewicht dieser Wägen gleich dem der
Lokomotive sein soll.
Solcher Art giebt es in der Schweiz nur eine Bahn von
Bedeutung; sie führt seit 1875 auf den Uetliberg bei Zürich mit
7°/o Maximalsteigung und 399 rn gesamter Steighöhe, während die
Steighöhe Stuttgart-Degerloch 197 rn, also nicht ganz die Hälfte
jener beträgt. Die Bahn ist normalspurig mit 135 rn kleinsten
Krümmungsradius, und wird betrieben mit dreiachsigen Tender
lokomotiven von Krauß in München, mit 25 Tonnen Dienstgewicht,
welche bis 3 Personenwägen mit je 40 Personen hinauszuschieben
vermögen. Dieser Betrieb scheint im allgemeinen regelmäßig von
statten zu gehen; sollte bei besonders ungünstigem Wetter einmal