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Monatsschrift des Württembcx. Vereins für Baukunde in Stuttgart*.
Nr. 7 und 8
ein feinentwickeltes, baukünstlerisches Talent und das eingehende
Studium der Baukunst, namentlich derjenigen des Mittelalters.
Hiezu traten hervorragende Eigenschaften des Geistes und
Charakters, ein tiefes, religiöses Gemüt, sein rasches und klares
Auffassungsvermögen, seine eminente Willenskraft und Gründ
lichkeit in allem, was er unternahm, und die geradezu vor
bildliche Selbstlosigkeit und Opferwilligkeit, womit er dem öffent
lichen Leben nach allen Richtungen seine Unterstützung geliehen
hat; deshalb sei auch hier seine umfassende Tätigkeit als Mit
glied des Bürgerausschusses (1881—1883) und des Gemeinde
rats, dem er als Mitglied der Deutschen Partei 12 Jahre lang,
von 1887—1899, angehörte, nicht vergessen.
Der Schwerpunkt von Freys baukünstlerischem Schaffen
liegt auf dem Gebiete des Kirchenbaus. Er war überzeugter
Gotiker, doch schützten ihn die befruchtenden Einflüsse seines
grossen Lehrers Leins und sein eigener scharfer Blick allezeit
vor jedem Vorurteil gegenüber anderen künstlerischen Be
strebungen und so betrachtete er auch die moderne Architektur
bewegung, namentlich in ihrer Gesamtheit, in ihrem ehrlichen
Wollen und ihren besten Werken auf profanem wie kirchlichem
Gebiet als eine grossartige Tat, die sich dem fruchtbarsten
Perioden künstlerischen Schaffens in der Geschichte wohl ver
gleichen lässt. Das malerische Prinzip, das unsere Zeitgenössische
Architektur so sehr auf den Schild gehoben ha t, hatte Frey
schon längst früher als wirkungsvolles Mittel erkanint und auch
bei einer Reihe von kirchlichen Bauten mit schönt Stern
durchgeführt. Auch bei den von ihm geleiteten Wiederher
stellungen alter Baudenkmäler hatte er den jetzt geltenden
Grundsatz, nämlich die Schöpfungen eines jeden an dem Bau
denkmale auftretenden Kunstabschnitts pietätvoll zu achten und
zu erhalten, schon früher aus eigener Erkenntnis gefunden und
befolgt.
Der Bau verein darf sich glücklich schätzen, einen so treff
lichen Menschen und Künstler zu seinem Mitgliede gezählt zu
haben. Sein Gedächtnis wird unter uns in reicher und voller
Ehre erhalten bleiben. G.
Protokoll der VI. ordentlichen Versammlung vom 23. April 1904.
Vorsitzender: Zügel. Schriftführer: Neuffer.
Anwesend: 32 Mitglieder, 1 Gast.
DerVorsitzende eröffnet die Versammlung und begrüsstals Gast
Reg.-Baumeister Clooss vom städtischen Hochbauamt Stuttgart.
In den Verein aufgenommen wird Bauinspektor Eutin g
bei der Kgl. Ministerialabteilung für das Hochbauwesen.
Aufnahmegesuche liegen vor: von Abteilungsingenieur
Ackermann in Reutlingen, zur Aufnahme vorgeschlagen von j
Baurat Hebsacker; von Bauinspektor Mesmer beim bahn
bautechnischen Bureau, Kgl. Generaldirektion der St.-E.; von
Abteilungsingenieur Rupp bei der Kgl. Generaldirektion der
Staatseisenbahnen, beide vorgeschlagen vonBauinspektor Vetter;
von Reg.-Baumeister Reiner beim Tiefbauamt Stuttgart, vorge
schlagen von Bauinspektor Dobel.
Namens der Kommission für die Begutachtung der vom
Verband aufgestellten vorläufigen Vorschriften für den Eisen
betonbau erstattet Baurat Kräutle Bericht. Der Antrag der
Kommission, den Gegenstand als dringlich zu bezeichnen und
die vorläufigen Vorschriften unverändert anzunehmen, findet die
Genehmigung der Versammlung.
Vom Verband ist der Entwurf eines Schreibens an den
Staatssekretär des Reichsjustizamts betreffend die Gebühren der
Architekten und Ingenieure als gerichtliche Sachverständige ein
gekommen. Auf Antrag des Vorsitzenden wird der Gegenstand
zunächst an die schon früher in Sachen der Gebührenordnung
tätig gewesene Kommission zur Berichterstattung ver
wiesen. Sodann bringt der Vorsitzende zur Kenntnis, dass der
Vertrag mit der Kgl. Generaldirektion der Posten und Tele
graphen über die Miete eines Zimmers im alten Katharinenstift
zwecks Unterbringung der Vereinsbibliothek genehmigt
worden sei.
Die Generaldirektion habe dabei darauf hingewiesen, dass
der Korridor im zweiten Stock, in dem sich das Bibliotheklokal
befinde, und ebenso der Zugang zu demselben abends nicht
beleuchtet werden und daher die Postverwaltung bei etwa
hieraus sich ergebenden Unfällen eine Haftpflicht nicht über
nehmen könne, diese vielmehr dem Verein zuschieben müsse.
Der Vorsitzende bemerkt hiezu, dass eine Benützung der Biblio
thek abends nicht in Aussicht genommen sei und daher die
Frage der Haftpflicht des Vereins nicht praktisch werde. Der
Kgl. Postverwaltung werde in diesem Sinne Mitteilung gemacht
werden.
Von dem Architekten- und Ingenieur-Verein
zu Kassel ist ein Schreiben eingekommen, nach welchem zum
Andenken des verstorbenen Professors Ungewitter in Kassel
auf dem dortigen Friedhof ein einfaches Denkmal errichtet
werden soll. Zugleich werde der Verein bezw. etwaige Schüler
des verstorbenen Meisters ersucht, sich an der Schaffung des
Denkmals durch einen Beitrag zu beteiligen. Wenn entsprechende
Mittel eingehen, soll das Denkmal im Wege einer unter den
Schülern des Meisters und den Mitgliedern des Kasseler Vereines
zu veranstaltenden Konkurrenz beschafft werden. Der Vorsitzende
gibt dieses Schreiben mit dem Bemerken bekannt, dass der Auf
ruf in dem Monatsheft zur Kenntnis der Vereinsmitglieder ge
bracht werde. Ueber die Frage einer Beitragsleistung des
Vereins werde man sich erst später schlüssig zu machen haben.
Von dem Vorsitzenden der Kommission zur Begutachtung
des Entwurfs einer neuen Bauordnung ist die Anschaf
fung der neuen sächsischen Bauordnung beantragt worden.
Diese wird von der Versammlung gutgeheissen.
Der Vorsitzende teilt hierauf mit, dass am Samstag den
30. April nachmittags 4 Uhr in Gemeinschaft mit dem Archi-
tekten-Klub eine Besichtigung des Museums für
Völkerkunde stattfinden werde und ladet die Vereinsmit
glieder mit ihren Damen zu zahlreicher Beteiligung ein. Hierauf
erhält Stadtbaurat Majer das Wort zu dem angekündigten
Vortrag über das neue Katharinenstift.
Der Vortragende gibt an Hand einer grossen Zahl von
Plänen und Photographien eine eingehende Beschreibung der
Gesamtanlage, sowie der verschiedenen Einzelheiten der Innen
einrichtungen, bei denen allen Anforderungen der modernen
Schulhygiene Rechnung getragen ist. Da eine Veröffentlichung
über das neue Katharinenstift in der den Vereinsmitgliedern zu
gehenden württembergischen Bauzeitung erschienen ist, so kann
hier von weiteren Angaben abgesehen werden.
Der Vorsitzende dankt dem Redner für seinen mit Beifall
aufgenommenen Vortrag und fordert die Anwesenden zu zahl
reicher Beteiligung an der andern Tags stattfindenden Besich
tigung der Schule auf.
Protokoll der VII. ordentlichen Versammlung vom 11. Juni 1904.
Vorsitzender: Zügel. Schriftführer: Laistner.
Anwesend: z; Mitglieder.
Der Vorsitzende eröffnet die Sitzung und gibt zunächst das gehörigen nachträglich kondoliert, auch nachträglich einen
Protokoll der VI. Versammlung in Umlauf. Kranz am Grabe niedergelegt. Des Verstorbenen gedenkt er
An Pfingsten ist Oberbaurat a. D. Männer mit Tod ab- mit warmen Worten und bittet im Anschlüsse hieran, sich zur
gegangen. Der Feiertage wegen hat der Vorsitzende von diesem Ehrung desselben von den Sitzen erheben zu wollen. Dies
Todesfälle erst verspätet Kenntnis erlangt. Er hat den An- geschieht.