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nennenswertem Umfange nicht mehr vorgenommen. Durch immer
weiteres Einlegen von eisernen Schlaudern und Bändern suchte man
den drohenden Einsturz hintanzuhalten, bis auch dieses Mittel nichts
mehr helfen wollte und die Gemeindemitglieder mit ihren jeweiligen
Geistlichen immer dringender um Abhilfe der unhaltbar gewordenen
Zustände baten. Nachdem die Rechtsfrage zwischen der Staatsregierung
und der Gemeinde geregelt war, nahm die Finanzverwaltung die
Wiederherstellung der Kirche energisch in die Hand und betraute mit
der Ausführung dieses Werkes ihren technischen Referenten, Oberbau
rat von Sauter, während für die eigentliche Bauführung auf dem
Platze selbst Regierungsbaumeister Peter aufgestellt wurde.
Um das alte Baudenkmal in würdiger Weise wieder neu erstehen
zu lassen, hatte Oberbaurat v. Sauter folgende Grundsätze für die
Renovation aufgestellt:
1. Sämtliche unorganisch und stilwidrig zur Kirche sich verhaltenden
An-, Auf- und Einbauten werden entfernt.
2. Die baufälligen alten Teile der Kirche werden abgetragen und
mit dem alten Material wieder neu in der alten Gestalt herge
stellt unter Ergänzung mit neuem Material.
3) Die stehenbleibenden Teile werden gründlich ausgebessert.
4) Neu herzustellen sind die fehlenden Teile, wie Sakristei und Türme.
Dieses weitgehende Bauprogramm wurde trotz aller, dem Unter
nehmen sich entgegentürmenden Hindernisse, wie sie sich teils aus
der leidigen Geldfrage, teils aus dem Mangel geeigneter Arbeitskräfte
in dem einsamen Schwarzwaldthale ergaben, in vollem Umfange durch
geführt. Die ganze Choranlage wurde abgebrochen und sorgfältig,
teilweise aus altem Material in der alten Weise wieder aufgebaut,
die verkrüppelten Türme wurden verstärkt und in dem alten, edlen
Geiste Abt Wilhelms von Hirsau wieder aufgerichtet, auch der West.
giebcl der Kirche wurde stilvoll wieder hergestellt. Das alte stehen
bleibende Mauerwerk mußte in umfangreichem Maße, zum Teil unter
schwierigen Verhältnissen, ausgebessert und erneuert werden. Das
Innere der Kirche erfuhr eine gründliche Erneuerung, wobei dem prak
tischen Bedürfnisse der Gemeinde, wie dem Geiste des romanischen
Stils in gleicher Weise Rechnung getragen wurde. Diese ganze
schwierige Aufgabe der Erneuerung wurde in den Jahren 1893—97
in gelungener Weise gelöst. Und so sehen wir nun die herrliche
Kirche im alten Geiste wieder neu belebt als Zierde des Thales in
gediegener, dauerhafter Ausführung vor uns stehen, bestimmt, der
Gemeinde als würdiges Gotteshaus zu dienen und den Stürmen
weiterer Jahrhunderte zu trotzen.
Berichtigung.
In Heft 7, Seite 38, rechte Spalte, 7. Zeile muß statt „mit eisernen
Gittern" gesetzt werden „mit etwa? von der Wand abstehenden Draht- oder
leichten Eisengittern".
Äeranegegedrn vom Wiirttemd. verein kür vanlmnde. Für denselben: Gberbanrat a. D. v. «rockmann. — Krack von Alfred Müller L Ao. — vertag von S. ttUist'»
chofdnchbandlrmg, sämtlich ln Ltnttgarl.