Hosbaudireklor a. D. von Eglr f
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Am Sonntag den 5. März in der Frühe ist unser Ehrenmitglied,
Hofbaudirektor a. D. Joseph von Egle, wenige Monate nach
seinem 80. Geburtstag, zu welchem ihm eine Deputation die Glück
wünsche des Bauvereins überbracht hatte, gestorben. Wir haben ganz
besonderen Anlaß, dem teuren Entschlafenen
ein dankbares Andenken zu bewahren; war
er doch einer der Mitbegründer des Vereins,
langjähriges Ausschußmitglied, 9 Jahre lang,
nämlich von 1864 bis 1873 Vorstand und
von 1873 bis 1885 Vizevorstand. Als in
den Jahren 1873 und 1874 unser Verein
die Vorstandschaft des Verbandes deutscher
Architekten- und Jngenieurvereine, bei dessen
Gründung im Jahr 1871 Egle mitwirkte,
zu führen hatte, gehörte er diesem Verbands
vorstand als Mitglied an; in dieser Eigen
schaft wirkte er bei den Veranstaltungen für
die VI. Generalversammlung des Verbandes
in Stuttgart im Jahre 1884 mit. Egle
vertrat unseren Verein bei den Abgeordneten
versammlungen in Kassel, Karlsruhe, Berlin,
München und Wiesbaden.
Bei fast allen früheren größeren Be
ratungen im Schoß des Vereins hatte sich
Egle beteiligt; so in der Zeit von 1858 bis
1871 bei den Beratungen über die Normen
für die Belohnung architektonischer Arbeiten, welche von Egle aus
gearbeitet und auf der XI. Hauptversammlung des Verbands in Ham
burg genehmigt worden sind; über die Errichtung einer Gewerbehalle
auf der Seewiese, dem jetzigen Stadtgartenplatze; über die Vorbildung
der höheren Bautechniker und die Heranbildung der Bauhandwerker;
über ein Ortsbaustatut für Stuttgart; über das Verakkordierungswesen
bei Bauvergebungen; über die Revision der allgemeinen Bauordnung.
Die zahlreichen Vorträge, die Egle in den Jahren 1865 bis 1884
im Verein gehalten hat, behandelten die nachstehenden Gegenstände:
Konstruktion von Stalldecken und das Herabstürzen von Gewölbe
rippen im Ulmer Münster.
Restauration des Ulmer Münsters und die
Konkurrenz des Münchener Rathauses.
Kosten von verschiedenen gotischen Kirchen
bauten.
Netzgewölbe.
Klöster, insbesondere über Cistercienserklöster
bei der Exkursion nach Bebenhausen.
Stiftskirche zu Wimpfen.
Dom zu Trier.
Klostergebäude Hirsau und die Restauration
der Aureliuskirche daselbst.
Bauliche Entwicklung der St. Peterskirche
in Rom.
Marienkirche in Stuttgart.
Romanische Gewölbe.
Substruktionsverhältnisse des Hauptturmes
des Ulmer Münsters und der Plan des
Weiterbaues.
Baustil und Bauformenlehre auf geschicht
licher Grundlage.
Eßlinger Frauenkirche.
Außerdem hat Egle auch noch eine An
zahl wichtiger Referate geliefert, so über die Zeitschrift »The Builder«,
über die Honorierung architektonischer Arbeiten und die Hamburger
Beschlüsse hierüber, über die Restauration des Ulmer Münsters, über
die Erhaltung des Heidelberger Schlosses. Endlich war Egle bei
den vom Verein veranstalteten Ausstellungen von Kirchenbauplänen
im Jahr 1875 und von Profanbauten im Jahr 1879, wesentlich
beteiligt. Bei der Eröffnung der zweiten Ausstellung hielt er