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durch Schätzung '/« mm angiebt. Das Objektiv ist ein Anastigmat
von Zeiß mit einer Brennweite von ungefähr 150 mm und mit
einem Bildwinkel von ca. 55'/,° a. T.
Auf der Tangententeilung soll die Stellung 100,00 der hori
zontalen Ziellinie entsprechen, was jedoch vor Beginn der Aufnahme
durch Nivellieren aus der Mitte zu untersuchen ist. Sodann
muß für Aufnahmen bei geneigter Ziellinie bei vertikal gestelltem
Instrument zuerst nachgesehen werden, ob die Ziellinie bei ihrer
Neigung in einer Vertikal-Ebene bewegt wird, zu welchem Zweck
man bei unveränderter Azimutaleinstellung einen senkrechten Gegen
stand (Gegenstand und Spiegelbild) bei verschiedenen Neigungen
anzielt.
Die Ausführung der Messung mit diesem Instrument ge
schieht nun auf folgende Art:
Zuerst orientiert man bei geöffneten Okular und geöffnetem
Objektiv horizontal und vertikal nach bekannten Punkten, dann wird
abgeblendet, das Okular zurückgezogen, die Platte zur Aufnahme
eingeführt und nach der Belichtung dem Rahmen wieder entnommen.
Für den hier gebräuchlichen Plattenwechsel sind die Platten zum
besseren Eingleiten zweckmäßig an einer oder mehreren Kanten etwas
abgeschliffen.
Das Instrument ist für Zwecke der Hochgebirgsaufnahme
hergestellt und bereits erprobt worden.
Was die verschiedenen Ausmeßapparate anbelangt, so sind
deren Konstruktionen im wesentlichen nicht viel von einander unter
schieden. Die Platten werden in die Plattenhalter eingespannt, nach
den Coordinatenaxen orientiert und mittelst zweier Maßstäbe
durch Mikroskopablesung ausgemessen.
Fragen wir uns nun nach der G enauig k eit der photogram
metrischen Aufnahmsmethoden, so werden wir nach dem Vorausge
schickten, aus dem so manche Fehlerquelle ersichtlich ist, jedenfalls
unsere Ansprüche nicht zu hoch stellen dürfen.
Wie die praktische Anwendung zeigt, ist der mittlere Fehler
eines scharf begrenzten Punktes ca. 1'—2' alter Teilung und es
erhöht sich dieser mittlere Fehler je nach der Beschaffenheit der Bild
punkte auf ca. 3'—4' alter Teilung. Genügt nun diese Ge
nauigkeit wohl für Aufnahmen im Hochgebirge, denn daß dort die
Phoiogrammetrie vor allen anderen Messungsmethoden am Platze ist,
leuchtet ohne weiteres ein, oder genügt diese Genauigkeit nicht?
Nehmen wir ein Beispiel. Der mittlere Fehler soll sein Maximum
von 4' erreichen und der zu bestimmende Punkt 1000 m entfernt sein,
dann wird die Höhe des Punkts um etwa 1,2 m unrichtig, um einen
Betrag, der für Hochgebirgsaufnahmen auf diese Entfernung wohl
wird übersehen werden dürfen. Für Architekturaufnahmen, bei
denen es sich in der Regel um scharfe Punkte und geringe Ent
fernungen handelt, erreicht man auf 100—160 m Entfernung also
etwa eine Genauigkeit von 5 cm.
Es sind nun auch in der That die die Alpen beherrschenden
Länder, welche in der praktischen Anwendung der Photo-
grammetrie auf die Topographie das meiste geleistet haben,
und zwar ist in dieser Hinsicht Italien an die Spitze zu stellen.
Nachdem dort Porro schon im Jahr 1855 die Photographie
zu Messungszwecken zu verwenden suchte, gerieten dessen Arbeiten in
Vergessenheit bis General Ferrero, der Vorstand der geodätischen
Abteilung des geographischen Instituts, Ende der 70er Jahre
Studien über die Verwendung der Photograp hie zu Messungs
zwecken anordnete.
In den Jahren 1880—1887 wurde dann durch die Aufnahmen
Paganinis die Brauchbarkeit der Photogrammetrie über
zeugend nachgewiesen. In Verbindung mit Meßtischaufnahmen
sind damals im ganzen 1000qkm gemessen und zur Herstellung
von Karten in den Maßstäben 1:25 000 und 1:50000 mit Hori
zontalkurven von 10 m Abstand verwendet worden und zwar
wurde zur Aufnahme des über 2000 m MeereShöhe gelegenen
Teils des Gebiets ausschließlich der photographische Theodolit
benützt.
Auf die schönen Erfolge Italiens ließ das eidgenössische
topographische Bureau in Bern in den letzten Jahren ebenfalls
ausgedehnte topographische Aufnahmen mit Meßtisch und Photo
theodolit zur Vergleichung der Genauigkeit und insbesondere
der Kosten der beiden verschiedenen Methoden anstellen. Das hier
verwendete photogrammetrische Instrument war ein Cylindrograph
von Moessard, mit dem jedoch schlechte Erfahrungen gemacht wurden.
Die Ergebnisse führten, insbesondere was die Kosten anbelangte
zu einem negativen Resultat, es beliefen sich die Kosten des neuen
Verfahrens wesentlich höher als die Kosten der Meßtischaufnahme,
was seinen Grund wohl auch zum Teil darin haben mag, daß die
Aufnahmsmethode noch neu und die Beobachter noch nicht genügend
geschult sind.
Deutscherseits ist die Photogrammetrie ebenfalls außer den
Meydenbauer'schen Messungen älteren und neueren Datums (insbe
sondere Architekturaufnahmen) verwendet worden, nämlich im 70 er
Krieg bei der Belagerung Straßburgs, doch ziemlich ohne
Erfolg. Bessere Resultate erzielte Jordan bei Aufnahmen in
der lybischen Wüste als Teilnehmer der Rolf'schen Expedition.
An neueren Arbeiten sind zujnennen: Aufnahmen in
Bayern durch Finsterwalder, in Oesterreich durch das militär
geographische Institut, dann erinnere ich an die bekannten photogram
metrischen Aufnahmen zum Projekt der Jungfrau bahn. Weiter
wurden in den letzten Jahren in British Columbia ausgedehntere
Aufnahmen der Rocky-Mountains angestellt und in allerneuester
Zeit in Frankreich sehr gute Ballonphotographien mit
horizontaler Platte erhalten, deren Verwendung zu Karten
überaus gute Resultate geliefert haben.
Was die Anwendung derPhotogrammetrie bei uns anbelangt,
so ist mit äußerst geringer Ausnahme zu sagen, daß wir bei unseren
Terrainverhältnissen mit den gebräuchlichen tachymetrischen Aufnahmen
rascher und zu einem besseren Ziele kommen, wenn auch damit durchaus
nicht gesagt sein soll, daß für alle Aufnahmen bei uns die Photo
grammetrie ein für allemal beiseite geschoben sein soll.
Stellen wir nun zum Schluß eine Vergleichung der ver
schiedenen Methoden an.
Für Hochgebirgs- und Architekturaufnahmen ist die
Photographie der Aufnahme mit dem Meßtisch oder dem gewöhn
lichen Tachymetertheodolit jedenfalls weit überlegen, weil der
Photographie unzugängliche Stellen ein Hindernis nicht bieten;
die Photographie dient also entweder als Ersatz oder doch als
Ergänzung anderer Aufnahmemethoden für viele topographische
Zwecke, daher auch der Name Photo-Topographie oder -Tachymetrie ;
für Grundrißaufnahmen, bei wissenschaftlichen Reisen, für
militärische Zwecke, für Küstenaufnahmen, Terrainstudien
bei Wildbachv erbauungen, für Aufnah me n von Naturer
scheinungen (Wolkenhöhen, Blitzen, Sternschnuppenhöhen, Nord
lichtern rc.) und bietet den überaus großen Vorteil der unge
mein raschen Erledigung der Arbeiten im Freien.
Diesen großen Vorzügen stehen aber leider auch bedeutende
Nachteile wieder gegenüber.
Es kann wegen der Beleuchtung nicht der ganze Tag aus
genützt werden, überhaupt ist die photographische Aufnahme eben zu
sehr abhängig vom Wetter und sie ist für Aufnahmen von
Wald vollständig unbrauchbar, abgesehen allenfalls von
einigen wenigen deutlich ausgeprägten Waldecken.
Der Hauptübelstand ist aber der, daß es oft sehr
schwierig ist, ein und denselben Punkt auf 2 verschiedenen
Platten zu erkennen und daß man zur Ausarbeitung zu Hause des
halb eine unverhältnismäßig lange Zeit nötig hat.
Jedenfalls können wir, wenn wir Vorteile und Nachteile einander
gegenüberstellen, sagen, daß die Photographie, mit einigem Verständ
nis angewandt, eine Lücke ausfüllt, welche andere Messungs
methoden gelassen haben.
Wenn auch die Anwendung der Photographie nur eine be
schränkte sein wird, so glaube ich doch, daß dieselbe, wenn es ge
lingt, in natürlichen Farben zu photographieren, wozu ja aller
dings vorderhand wenig Aussicht besteht, dazu berufen ist, auch