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treppe endlich liegt frei in der König-Karl-Halle, das Erdgeschoss mit dem
ersten Obergeschoss verbindend.
Die Balkenfache der Decken sind meist auf ihre ganze Höhe aus
betoniert; wo an Eigengewicht gespart werden musste, sind die Fächer als
Kappengewölbe ausbetoniert. Der Putz erfolgte in letzterem Fall auf eine
darunter erstellte Holzlattung.
Die Vouten der Bibliothek, der König-Karl-Halle, des 85 m langen,
10,17 m breiten Saales im ersten Obergeschoss des Lindenstrassenflügels,
des Treppenhauses im ersten und zweiten Obergeschoss, ein Teil der
Korridore im dritten Obergeschoss, die Säle und Gänge der Sammlung der
Gipsabgüsse im dritten Obergeschoss sind in Rabitzmanier, die Unterzüge
der Ausstellungssäle sind aus Staff auf verzinktem Drahtgeflecht mit Ver-
gipsung ausgeführt.
Die Räume des chemischen Laboratoriums, die Bureaus, die zwei Säle
im Untergeschoss und die Bibliothek im dritten Obergeschoss haben teils
eichene, teils buchene Riemenböden (in Schiffsrippenform), teils pitch pine-
Bretterbelag, sämtliche Sammlungsräume und die Gänge im dritten Ober
geschoss einfachen Terrazzobelag, die Räume im Untergeschoss Zementböden
erhalten.
Die Tiefe der Ausstellungsräume bedingte im allgemeinen die Verwen
dung von Säulen, welche so angeordnet wurden, dass sich vorne ein breiter,
hinten ein für Kojen benützbarer schmälerer Raum ergab. Diese Säulen
sind im wesentlichen aus Gusseisen hergestellt, zum Teil reich orniert, zum
Teil glatt mit Steinummantelung und Stuckmarmorbelag. Nur im Maschinen
saal des Erdgeschosses kamen vier polierte Granitsäulen vom Fichtelgebirge
zur Verwendung.
Die Thüren im Untergeschoss, in allen Bureaus, untergeordnete Thüren
der Sammlungsräume sind aus Tannenholz gefertigt. Für die Hausthüren,
sowie für die Thüren hervorragender Räume kam (abgesehen von den
schmiedeisernen Thoren) Eichenholz zur Verwendung.
Die Fenster sind bei grossen Abmessungen mit Spiegelglas in eisernem
Rahmenwerk, in der Vorhalle, dem Haupttreppenhaus, den Sälen an der
König-Karl-Halle mit gemaltem Kathedralglas in eisernem Rahmenwerk ver
glast worden. Sämtliche innere Glasoberlichter sind in Kathedralglas mit
aufgemalten Ornamenten und Bordüren hergestellt, und von der kunstgewerb
lichen Anstalt von W. Schell in Offenburg geliefert worden.
Die Ausmalung der Räume erfolgte nach den Angaben und Zeichnungen
des Professors Neckelmann hier unter Mitwirkung von Professor Ferdinand
Keller in Karlsruhe. Die Sammlungsräume wurden einfacher gehalten; sie
sind in Färbung und Zeichnung verschieden behandelt, wodurch eine an
genehme Abwechslung erzielt ist. Die Ausführung dieser Arbeiten lag in
den Händen der Stuttgarter Meister: Kämmerer, Metzger, Nachbauer,
Nägele, Reinwald, Rock, Wörnle.