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Die Vorhalle, die darüberliegenden Bibliothek- und Sammlungsräume,
das Haupttreppenhaus, die König-Karl-Halle mit den seitlichen Sälen und
Gängen haben in der Architektur, Malerei und sonstigen Ausstattung eine
reichere Ausbildung erhalten, welche in Nachfolgendem geschildert werden soll.
Vorhalle und anschliessende Kuppelsäle. Von der Kanzlei
strasse aus gelangt man durch ein 4,15 m breites und 9,14 m hohes Portal
oder die zwei je 1,30 m breiten und 2,95 m hohen Seitenthüren in den Vor
platz, welcher im Vorhalleraum selbst, jedoch 3,30 m tiefer als dieser gelegen
ist. Prächtige schmiedeiserne, von Eichberger & Leu*thi in Stuttgart
erstellte Gitterthore dienen als Abschluss dieser Eingänge. Diese Thore
sind verglast; die Verglasung des Hauptportals erhielt einen besondern
Schmuck durch die aufgemalten Embleme von Gewerbe und Handel und
der Landwirtschaft, mit Lorbeerkränzen und einer Strahlensonne umrahmt.
Breite Granitstufen mit reicher Wangenbekleidung von Labradorgranit
führen in die höher gelegene Vorhalle selbst. Letztere wird durch 20 Säulen
paare in ein breites Mittelschiff und zwei Seitenschiffe geteilt; je zwei
Säulenpaare sind wieder näher zusammengerückt, so dass sich fünf grössere
elliptische Bogenöffnungen und sechs kleinere Halbkreisbogenöffnungen er
geben. Je zwei Säulen stehen auf einer gemeinsamen Plinthe und tragen
ein Gebälk aus Obernkirchener Sandsteinen, auf welchen die Gurtbögen
aufsitzen, zwischen welche die Tonnen- und Kreuzgewölbe eingespannt sind.
Da diese Säulen sehr grosse Belastungen zu tragen haben, so sind die
Plinthen aus Granit vom Fichtelgebirge, die Basen aus Odenwaldsyenit, die
Säulen aus hellem Bavenogranit hergestellt worden.
Das Licht — durch mit Wappen und Embleme bemalte Kathedral-
verglasung angenehm gedämpft — wird der Vorhalle durch sechs grosse,
4 m breite und 4,82 m im Scheitel hohe, sowie zwölf kleinere, 1,50 m breite
und 2,43 m im Scheitel hohe Halbkreisfenster, sowie durch das schon er
wähnte Hauptportal zugeführt. Diese Glasmalerei wie auch diejenige im
Haupttreppenhaus wurde von Glasmaler van Treeck in München ausge
führt. Der hell gehaltene Terrazzoboden ist den Gurtbögen entsprechend
mit gesetzten Friesen mit Palmettenverzierungen geteilt, der Treppenpodest
mit einem grossen Lorbeerkranz verziert. Die Wände sind in grünlichem,
die Architektur in steinfarbigem Tone gehalten. Sämtliche Gurtbögen, sowie
die Tonnengewölbe sind mit Ornamenten und Teppichmustern, die Scheitel
der Kreuzgewölbe mit aufgemalten Sonnen geziert. Diese Malerei sowie
die später beschriebene in den zwei Hauptgeschossen des Treppenhauses und
diejenige der Vouten der König-Karl-Halle (Figuren ausgeschlossen) hat
Dekorationsmaler Hesse in Leipzig ausgeführt. Zwischen den Säulenpaaren
nahe der Vorhallentreppe stehen vier Bronzekandelaber, nach Entwürfen
von Professor Neckelmann — Modell von Scharrath hier und Schön in
Frankfurt a. M. — in der Erzgiesserei von Paul Stotz hier hergestellt.
Zur elektrischen Beleuchtung der Vorhalle dienen zehn Bogenlampen.