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Das grosse Wandgemälde, von der Meisterhand des Historienmalers
Ferdinand Keller aus Karlsruhe in Keimmanier gemalt, entrollt dem
Beschauer in grossartiger Weise ein Bild der Herrschergestalten des württem-
bergischen Fürstenhauses, umgeben von hervorragenden Zeitgenossen aus
dem Volke, und in Verbindung mit reich belebten Gruppen idealer Huldi
gungszüge.
Im Mittelbild König Karl, aufrecht stehend, den Plan der ihm
geweihten Halle in der Hand haltend, zu seinen Füssen die allegorischen
Gestalten der Furchtlosigkeit und der Treue.
Links vom Königsbild werden die Grafen und Herzoge bis gegen das
Ende des 17. Jahrhunderts (1674) dargestellt, und zwar: Ulrich der Stifter,
Eberhard der Erlauchte, Eberhard der Greiner, Ulrich der Vielgeliebte,
Eberhard im Bart, Ulrich, Christoph, Ludwig, Friedrich I., Johann Friedrich
und Eberhard III., dabei hervorragende Zeitgenossen: J. Kepler, J. Brenz,
}. K. Varnbüler, J. Val. Andrea und K. Wiederhold. Den Fürsten huldigen
die Zünfte, an deren Spitze zwei Herolde; in Vordergrund und Mitte: das
Mittelalter als geharnischte weibliche Figur mit Turnierlanze.
Auf dem Gemälde zur Rechten erscheinen (nicht in chronologischer
Reihenfolge): Eberhard Ludwig, Karl Alexander, Karl Eugen, Ludwig Eugen,
König Friedrich, König Wilhelm, Friedrich Eugen, Wilhelm Ludwig, Ferdinand
Wilhelm, und wieder von den bedeutendsten Männern aus dem Volke:
B. Bilfinger, }. J. Moser, Fr. Schiller, L. Uhland, W. Hauff, E. Möricke und
J. H. Dannecker. Württembergs mit der Reichssturmfahne legt einen Lor
beerkranz nieder mit Landwirtschaft, Gewerbe, Poesie, Kunst und Wissen
schaft. Als Gegenstück endlich zur mittelalterlichen Figur rauscht hier die
Neuzeit vorüber, eine allegorische Frauengestalt mit geflügeltem Rad und
elektrischem Licht.
Die den historischen Bildercyklus ergänzenden vier grossen Viktorien
in den Vouten der Halle (in Oelmalerei) rühren ebenfalls von Professor
Ferdinand Keller unter Mitwirkung von Professor Schurth in Karlsruhe her.
Diese Malerei wie die vier obenerwähnten Bronzegruppen sind Wid
mungen der Württembergischen Stände zum 25jährigen Regierungsjubiläum
Seiner Majestät des Königs Karl.
Der Boden der Halle liegt 30 cm tiefer als die Gänge und ist als
teppichartiger Terrazzoboden mit eingesetzten farbigen Rosetten in lichtem
Ton ausgeführt. Ein breiter als Traubenfeston ausgebildeter farbiger Fries
umsäumt denselben. In die grösseren Rosetten sind Gläser zur Beleuchtung
des darunter befindlichen Raums eingesetzt.
Auch die Treppenruhebänke haben Terrazzoboden im untersten Podest,
mit Palmzweigen und Stern verziert, erhalten.
Eine mächtige Voutendecke mit Penetrationen überdeckt die Halle. Im
horizontalen Teil liegen das prächtige Glasoberlicht, rechts und links davon
zwei rechteckige Felder. Das Oberlicht besteht aus einem horizontalen,
vergl. 11,3 m auf 12,8 m grossen Mittelteil, welcher auf lichtem Kathedral-