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Mehreinführung der Blechdachbedeckungen, in sich auf; dieselbe war von
den bedeutendsten deutschen Zinkhüttenwerken und andern grösseren Ge
schäften mit Mustern von in Süddeutschland noch wenig oder gar nicht
angewandten Deckblechen und Bedachungen beschickt und fand grossen
Zulauf.
1885. Nachdem das Kunstgewerbe sich inzwischen immer reicher ent
wickelt hatte, durfte die Gelegenheit zu Erwerbungen auf diesem Gebiet,
welche die Weltausstellung in Antwerpen in hervorragender Weise darbot,
nicht unbenützt gelassen werden, umsoweniger, als an derselben sich die
französische Industrie in ziemlich umfassender Weise beteiligte und fran
zösische Ankäufe schon seit längerer Zeit nur ganz vereinzelt stattgefunden
hatten. Ein eingehendes Studium der ganzen Ausstellung durch den Direktor
der K. Zentralstelle und den Museumsbeamten Oberinspektor Senfft führte zu
einem mündlichen und schriftlichen Verkehr mit mehr als 200 Firmen aus
den verschiedensten Ländern. Leider gestatteten die aus dem laufenden
Etat vorhandenen Geldmittel Ankäufe nur in einem beschränkteren Um
fang als erwünscht erschien; hervorgehoben seien folgende: französische
und russische Kunstgussarbeiten aus Bronze (Barbedienne in Paris und
Chopin in St. Petersburg) und anderen Metallen, insbesondere figür
licher Natur, französische Emailarbeiten und spanische Goldtauschierungen,
italienische und nordische Filigranarbeiten, feine Beschläge und Schlösser
aus Paris (das schöne Tableau von Vaillant, Fontaine & Quintart), belgische
Arbeiten aus dem damals noch neuen Deltametall und in Eisen geschmiedete
Stücke, französische, belgische, italienische und tunesische Arbeiten aus
Porzellan, Fayence und Thon, feine Glaswaren aus Frankreich, Italien und
Oesterreich, Marqueterie- und Mosaikarbeiten aus Frankreich und Italien,
friesische Holzschnitzereien, feine Lederarbeiten aus Frankreich, Oesterreich
und Hamburg (darunter Tableau mit den verschiedenen Stadien der Leder
schnitttechnik), Hausindustrie-Erzeugnisse aus dem europäischen Norden
und aus Indien, eine Reihe von Gegenständen technologisch-interessanter
Natur u. a. m. — Die in Antwerpen gemachten Erwerbungen fanden noch
einige Ergänzung durch Ankäufe auf der internationalen Ausstellung von
Arbeiten aus edlen Metallen und Legierungen in Nürnberg. —
1886. Da das Statut des Musterlagers vom Jahr 1850 veraltet und der
Revision bedürftig erschien, so wurde ein neues entworfen. Hiebei musste
in erster Linie die wichtige und schwierige Frage untersucht werden: soll
das Musterlager trotz der seit seiner Gründung mehrfach anders gewordenen
Verkehrs- und Produktionsverhältnisse seinen bisherigen Charakter als all
gemeines (technologisches und kunstgewerbliches) Museum beibehalten oder
nach dem Vorgang gewerblicher Museen anderwärts allmählich in ein rein
kunstgewerbliches Museum, wie solche inzwischen in den meisten anderen
Ländern entstanden sind, übergeführt werden, m. a. W.: sollen künftighin
nur kunstgewerbliche Erzeugnisse früherer Jahrhunderte erworben werden?
Diese Frage war umsomehr zu stellen, als mit dem Aufblühen des Kunst