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Bildhauer Gäckle, Physik und Chemie von Bildhauer Fremd, Elektro
technik und Maschinenbau von Bildhauer Rh ei neck, Handel und Schiff-
fahrt von Bildhauer Bach, Ingenieurkunst und Architektur von Bildhauer
Curfess. Die Attiken der Kanzleistrassenkuppeln sind mit hohen Kande
labern, die vier Risalitgiebel mit Stirnziegeln geschmückt.
Sämtliche Schauseiten wurden aus Keupersandsteinen mit Backstein-
hintermauerung, die Hoffassaden aus Backsteinen mit Verblendung herge
stellt. Zum Sockel der Strassenseiten ist in seinem untern Teil Granit vom
Odenwald, geliefert vom Granitwerk Melibocus in Zwingenberg, zu dem
jenigen der Hofseiten Keupersandstein verwendet worden. Die Werksteine
für die Schauseiten der Kanzlei- und Schlossstrasse sind den Brüchen von
Heilbronn und Umgegend, diejenigen für die Hospitalstrassenseite den
Brüchen von Freudenstein bei Maulbronn, diejenigen der Lindenstrasse und
des Eckbaues den Haller und Stuttgarter Brüchen entnommen. Für die
Hintermauerung der Werksteinquader und für die Backsteinwände ist durch
gängig Schwarzkalkmörtel mit Zementzusatz, zum Mörtel nur Flussand ver
wendet. Zu den Fassaden sind rund 5560 cbm Hausteine, zum ganzen
Bauwesen ca. 2,5 Millionen Backsteine nötig geworden.
Ausbau im Innern. Im Innern ist alles Holzmaterial als Kon
struktionsmittel vermieden. Die grosse Vorhalle in der Kanzleistrasse mit
anstossenden Kuppelbauten, die zwei Maschinensäle im Untergeschoss, die
Durchfahrt unter dem Haupttreppenhaus sind überwölbt; im übrigen bestehen
sämtliche Decken im wesentlichen aus Betonschüttungen zwischen Eisen
trägern. Als Beton ist der Leichtigkeit wegen meist Schlackenbeton, im
übrigen Kiesbeton verwendet worden. Bei besonders grossen Lichtweiten
sind, um an Eigengewicht zu sparen, Monierböden zur Anwendung gekommen.
Sämtliche Dachkonstruktionen sind in Eisen hergestellt, die Eindeckung an
der Kanzleistrasse ist mit Schiefer, an den drei Kuppeln mit Kupfer, im
übrigen mit Zinkblech erfolgt.
Ausgiebige Oberlichter, insbesondere über dem Kanzleistrassenflügel,
der König-Karl-Halle, den Kuppelbauten und an sonst erforderlichen Stellen
sind mit Glastafeln nach zwei verschiedenen Systemen gedeckt.
Die grosse Freitreppe der Vorhalle, sowie die beiden Treppen im
Haupttreppenhaus (darunter die obere 2,30 m breit freitragend) bestehen aus
Granit vom Fichtelgebirge. Vom zweiten ins dritte Obergeschoss des Haupt
treppenhauses führt eine schmiedeiserne Treppe mit Marmorbelag.
Die grosse Wendeltreppe im Kuppelbau Schloss-Lindenstrasse besteht
aus 1,70 in langen freitragenden Stufen von Schnaitheimer Oolith und Mittel
podesten von Granit aus dem Fichtelgebirge, die seitlichen in der Vorhalle
und Bibliothek liegenden zwei Treppen (Jolykonstruktion, dreiarmig) und die
Wendeltreppe hei der König-Karl-Halle sind aus Eisen, mit Eichenholzbelag
hergestellt und gehen vom Keller bis zum Dachgeschoss. Vom Dynamo
maschinensaal führt eine in Schnaitheimer Oolith hergestellte dreiarmige
Treppe zum Erdgeschoss. Eine in Marmor ausgeführte zweiarmige Pracht-