Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1906)

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BAUZEITUNG 
NR. 14 
ten Umfassungsmauerresten und dem Bodenbelag zu 
schließen, eine größere zusammenhängende Grabstätte 
zu bilden scheinen. Man neigt zu der Ansicht, daß 
diese Gräberanlage identisch sei mit der bis dahin noch 
nicht aufgefundenen Grabstätte der Familie des Kaisers 
Konrad II., des Saliers (1024 —1039). Seit diesen 
Funden sind die Nachforschungen im westlichen Teile 
des nördlichen Seitenschiffes fortgesetzt worden, indem 
in kleineren Abständen Quergräben gezogen wurden. 
Dabei stieß man auf Ueberreste von altem Mauerwerk, 
das mit dem jetzigen Bau wohl in gar keinem Zusammen 
hänge steht. Dagegen glaubt man es in irgendeine Ver 
bindung mit der alten Petersbasilika bringen zu 
können, die an der Stelle stand, wo der jetzige Dom 
aufgebaut ist. Ein vor einigen Tagen gefundener römi 
scher Votivaltar trägt auf der Vorderseite in edelm 
Relief das Bild des Neptun. Die Gestalt des Meergottes 
ist sehr schön geformt. Der Gott trägt in der Linken 
den Dreizack und die Rechte umfaßt den gewundenen 
Schwanz eines Delphins, der sich unter den rechten Fuß 
des Beherrschers der Meere beugt. Der aufgefundene 
Stein trägt keine Inschrift, aus der Näheres zu entnehmen 
wäre. Aus der Lage, in der sich der Votivstein bei der 
Aufdeckung befand, glaubt man zu der Annahme be 
rechtigt zu sein, daß er vielleicht als Schutt an diese 
Stelle gelangt sei. Anderseits ist aber auch zu bedenken, 
daß an der Stelle des Domes bereits in römischer Zeit 
sich eine Kultusstätte befunden hat. 
Darmstadt. Am 1. April wurde im Beisein des 
großherzoglichen Paares das Bismarck-Denkmal ent 
hüllt. Das Denkmal, dessen Gesamtanlage und archi 
tektonischen Details von Professor Pützer entworfen sind, 
während die Statue, die Reliefs und Ornamente von Pro 
fessor Habich herrühren, ist 8 m hoch, die Figur des 
Reichskanzlers allein 3,30 m. Als Material ist bayrischer 
Muschelkalk verwendet. Der dargestellte Altreichskanzler 
trägt Kürassieruniform mit Mantel und Helm, die Figur 
ist hochaufgerichtet, die Linke ruht auf dem Pallasch. 
Am Sockel des Denkmals, das als Brunnen gehalten ist, 
befinden sich vier Ausgüsse, aus denen das Wasser in 
eine Bronzeschale sprudelt; von hier aus fließt es durch 
vier weitere Ausflüsse hinunter in ein flaches Bassin, 
das mit seiner kiesartigen Pflasterung von vorzüglicher 
künstlerischer Wirkung ist. Am inneren Brunnenrand 
sind vier Bronzereliefs angebracht. Das erste weist hin 
auf Deutschlands Vergangenheit (ein Minnesänger mit 
der Harfe singt von längstverklungenen Tagen); ein 
weiteres Relief zeigt Großmutter und Enkel in einer Stube 
(die alte Frau berichtet dem aufmerksam lauschenden 
Kinde von den großen Tagen, die sie einst miterlebt); 
das dritte Relief ist eine Verherrlichung des Rittertums 
(ein gewappneter Ritter zieht hinaus zum Streit); das 
vierte Relief endlich ist ein Symbol des Friedens (ein 
Landraann pflügt mit seinen zwei Ochsen das Feld). 
Internationale kunstgewerbliche Fachausstel 
lung in Paris. Man schreibt uns aus Paris: Von Juni 
bis Oktober d. J. findet in den Champs Elysees eine Inter 
nationale kunstgewerbliche Fachausstellung (Keramik, 
Glas, Kristall und verwandte Industrien) unter dem 
Titel „Exposition internationale des Arts et 
Industries du Feu“ statt. Die Klassifizierung der 
Maschinen, der Kunstwerke, der Ausstellungsarbeiten und 
Erzeugnisse umfaßt 12 Gruppen, die in 28 Klassen ein 
geteilt sind. Die Gruppen sind folgende: 1. Rohstoffe; 
2. Maschinen, Einrichtungen, Oefen und gewerbliche 
Ofenbauerei; 3. bauliche und hygienische Keramik; 
4. Keramik im Hausgebrauch; 5. Kunst- und Dekorations 
keramik ; 6. Glas- und Kristallfabrikation; 7. die Erzeug 
nisse der Keramik, Kristall- und Glasfabrikation im 
Dienste der Wissenschaften: Chemie, Physik, Optik, 
Photographie u. s. w.; 8. Kunstschmelzarbeiten und ge 
werbliche Emaillierkunst; 9. Bau- und Dekorationskunst; 
10. Bibliographie; 11. Volkswirtschaft, Gewerbeschulen; 
12. künstlerischer Nachtrag, zurückblickende Ausstellung. 
Diese Ausstellung, deren internationaler Charakter keine 
geringe Anziehungskraft ausüben wird, steht sowohl unter 
dem Protektorat der französischen Ministerien des Han 
dels, des Unterrichts und der schönen Künste und der 
öffentlichen Arbeiten als auch unter dem eines Komitees, 
welches aus hervorragenden Persönlichkeiten gebildet ist. 
Diese zahlreichen und starken Unterstützungen, und ganz 
besonders die Wichtigkeit des Programms, garantieren 
einen vollen Erfolg. Zu jeder Zeit hat Deutschland bei 
den verschiedenen Ausstellungen den ersten Rang ein 
genommen. Zweifellos wird es auch diesmal den hohen 
Ruf, den es sich in der Industrie-, Kunst- und 
Handelswelt erworben hat, behaupten und die Zahl 
der deutschen Aussteller auf der Exposition internatio 
nale des Arts et Industries du Feu wohl eine recht 
ansehnliche werden. Zur Erlangung von Auskünften, 
Prospekten u. s. w. wende man sich an den General 
direktor der Exposition internationale des Arts et In 
dustries du Feu, Ch. Biny, Paris, 19 rue St. Roch. 
Personalien 
Hessen: Ernannt der Hochbauaufseher Ph. G r ü n i g zu Harm 
stadt zum technischen Revisor bei dem bautechnischen Bureau 
der Ministerialabteiluug für Bauwesen, die Bauaufseheraspirauteu 
W. Wetz aus Griedfil, B. Ruppe 1 aus Obbornhofen, Chr. Hering 
aus Wald-Michelbach, H. Prieß aus Groß-Umstadt, L. Weber aus 
Fränkisch-Crumbach zu Hochbauaufsehern. 
Bilclier 
Ideen von Olbrich. Zweite Auflage. Verlag von Baum- 
gärtners Buchhandlung in Leipzig. In Mappe 20 M. (Diese zweite 
Auflage ist gegen die erste bedeutend erweitert.) Das Wei'k, dessen 
hauptsächlichste Entstehungszeit nun schon um einige Jahre zurück 
liegt, wird von dauerndem Interesse bleiben als eine Art Dokument 
Titelzeiclmmig zu „Olbrichs Ideen“. Verlag Baumgartner in Leipzig 
aus dem gewaltigen Befreiungskämpfe der Kunst am Epde des 
neunzehnten Jahrhunderts, an dessen Ende wir — glücklicherweise — 
noch nicht stehen und dessen dauernde Bedeutung darin liegen 
wird, daß man, die überlieferten Formen als für tot gewordene er 
kennend, den kühnen Versuch machte, jegliches Ding, vom kleinsten 
Zierat bis zur monumentalen Form, neuartig, nach modernem 
Bedürfnis, aus modernem Empfinden heraus zu gestalten. 
Verantwortl. Schriftleiter: Adolf Fausel in Stuttgart. Adresse für alle Sendungen: 
Bauzeitung-Stuttgart, Hegelstr. 68. Druck: Deutsche Verlags-Anstalt in Stuttgart
	        

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