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Nr. 18
BAUZEITUNG
50 cm breiten Balken, auf denen ein
Bohlenbelag aufgebracht wird, um einen
Weg von 2,60 m Breite zu erstellen, ist
über die Zschoppau ausgeführt worden
(Abb. 17). Noch sind keine Eisenbeton
balken durch Verschieben montiert worden.
Bei den verschiedenen Bauweisen wird
Abb. 17. Querschnitt
Abb. 16
der notwendige Eisenquerschnitt über den Stützen durch
die Uebergreifung der vorhandenen Eiseneinlagen erzielt
(Abb. 18). Auf Grund von Versuchen, die der Verfasser
im Laboratorium der Kgl. Hochschule in Stuttgart vor
genommen hat, ergab sich eine bedeutende Scherfestigkeit
des Eisenbetons, ohne daß Biegungsrisse erscheinen,
wenn eine spiralartige Armierung verwendet wird. 1 )
(Fortsetzung folgt)
Textilstoffe als Wandbekleidnngen
Von Fred Hood
ATK. Unsre Papiertapeten sind mehr oder minder
Imitationen von Stofftapeten. Zwar vermögen sie in
dieser Hinsicht zum großen Teil keineswegs das Auge zu
täuschen, aber die Anwendung von samt-, seiden- und
leinenartigen Papieren sowie die ständig wiederkehrenden
Textilmuster zeigen doch deutlich genug das Bestreben,
die Wirkung von Textilfabrikaten hervorzurufen. Da ist
es denn ganz natürlich, daß Stofftapeten jetzt, wo die
Kunstgewerbetreibenden auf die Anwendung echten
Materials ein Hauptgewicht legen, wieder mit Vorliebe
zur Ausstattung vornehmer Räume Verwendung finden.
Es sind dies aber nur zum Teil Stoffe mit eingewebten
Mustern; auch die Mal- und Drucktechnik hat sich
dieses Gebiet erobert, und so sind mannigfache neue
Effekte erzielt worden. Wir können nur bedauern, daß
das reiche Material nicht immer mit Verständnis be
nutzt wird.
Nun ist zu beachten, daß die Verwendung von
Textilstoffen zur Wandbekleidung dem Tapezierer weit
größere Schwierigkeiten bereitet als die Verwendung von
Papiertapeten — zumal bei der Bauausführung diese Art
von Dekorationen nur in seltenen Fällen berücksichtigt
wird. Eine Papiertapete kann ich direkt auf jeden
einigermaßen glatten Putz bringen; auch kann ich mir
durch Anbringung der wohlfeilen Makulatur eine geeignete
Unterlage schaffen. In dieser Weise wird man aber mit
Stofftapeten nicht verfahren können; sie verlangen eine
größere Sorgfalt und sehr verschiedene technische Mittel,
da sich die Stoffe je nach Beschaffenheit des Gewebes
auch ganz verschieden beim Aufspaunen, Nageln, An
feuchten u. s. w. verhalten. Es ist deshalb gewiß an
gebracht, zu untersuchen, wie man zu verfahren hat und
Siehe „Beton und Eisen“ 1906, Heft I bis IV: „Die Scher-
und Schubfestigkeit des Eisenbetons“ vom Verfasser, auch als
Sonderdruck erschienen.
in welcher Weise die Wand zur Aufnahme der Stoffe
vorzubereiten ist.
Am vorteilhaftesten gestaltet sich die Ausführung,
wenn von vornherein mit der Verwendung von Stoff
tapeten gerechnet wird und zum Aufspannen derselben
Blindrahmen in die Wand gelegt werden. Vielleicht
werden die Techniker der Zukunft so vernünftig sein,
den Bauherrn schon während der Ausführung zu fragen,
welche Art Wandbekleidung die einzelnen Räume erhalten
sollen. Man sollte sich doch wirklich diese Dinge recht
zeitig überlegen — namentlich wenn es sich um Aus
führung einer Villa oder eines herrschaftlichen Hauses
handelt. In der Regel beschäftigt man sich mit diesem
Gegenstände erst, wenn bereits sämtliche Wandflächen
geputzt sind; und dann ist die Anbringung von Blind
rahmen zu umständlich und zu kostspielig. Man ist dann
also genötigt, den Stoff auf die geputzte Wand zu nageln
oder — w r enn dies die Beschaffenheit des Stoffes ver
trägt — auf die Wand zu kleben. Das Festnageln von
Stoff auf der Wandfläche stellt jedenfalls eine sehr primi
tive und unzuverlässige Technik dar; dennoch geschieht
es außerordentlich häufig. In der Regel erhalten dann
die Seiden- und Stofftapeten eine Unterlage von Mus
selin, Jutestoff oder dergl., die Zeugtapete wird über
die Unterlage fortgenagelt, worauf die Nagelreihen mit
Goldleisten verdeckt werden. Das Jutegewebe besitzt
als Unterlage den Vorzug, daß es ebenso gut genagelt
wie geklebt werden kann. Man hat beim Aufnageln der
Stofftapeten dann auch noch darauf zu achten, daß die
Nagelreihen eine günstige Felderteilung ergeben, da sie mit
Zierleisten oder Borten überdeckt werden sollen. Sehr
kostbare Stoffe werden auch nach Art der Oelgemälde
über Rahmen gespannt, welche sich durch Keile antreiben
und daun kunstgerecht mit Zierleisten umrahmen lassen.
Eine Stofftapete direkt auf den Putz zu bringen ist
jedenfalls immer riskant; bei sorgfältiger Ausführung
begnügt man sich auch nicht mit der Verwendung einer
Unterlage aus Jute oder einem sonst geeigneten Gewebe,
sondern beklebt die Wand zunächst mit Makulatur und
führt dann die Stoffbekleidung in der beschriebenen Weise
aus. Andernfalls dringt nämlich häufig infolge Reißens
des Putzes Kalkstaub durch beide Stofflagen, oder der
Kalk beeinflußt die Farbe der Stoffe, so daß das Gewebe
fleckig wird; auf diese Weise ist schon manch kostbarer
Stoff verdorben worden. Schließlich wird dann auch
noch der Lieferant oder der Tapezierer verantwortlich
gemacht.