BÄUZEITTUIM«
FÜR WÜRTTEMBERG
BADEN HESSEN ELr
SASS - LOTHRINGEN*
Inhalt: Kontinuierliche Balkenbrücken aus Eisenbeton. — Neue Bauordnung in Baden. — Städtische Bau
weise bei ländlichen Bauten. — Landesversammlung des Vereins der Bauwerkmeister Württembergs. —
Toreingang eines Hauses in Barmstadt. — Brunnen im Platanenhain zu Harmstadt. — Skizze zu einem kleinen
Bassin. — ßeiseskizzen. — Vereinsmitteilungen. — Wettbewerbe. — Kleine Mitteilungen. — Personalien.
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Alle Rechte Vorbehalten
Kontinuierliche Balkenbrücken ans Eisenbeton
(Fortsetzung) Von Dipl.-Ingenieur S. Zipkes, Chefingenieur der Firma Luipold & Schneider, Stuttgart
Die schlingenförmige Einlage (Abb. 19) bewirkt eine
vollkommene Verbindung aller Teile des Balkens, wodurch
der Verbund eine statische Wirkung gegen Biegungs
und Scherkräfte aufweist. Eine solche Brücke, bei
welcher Spannweiten von 25 m vorgesehen sind, ist
jetzt nach diesem zum Patent angemeldeten Verfahren in
Ausführung (Abb. 20). lieber den Stützpunkten tritt
zugleich die größte Querkraft und das größte Biegungs
moment auf und kann auf diese Weise eine höhere
Sicherheit bei kleinerem Querschnitte erreicht werden.
Bis zu 5,0 m Spannweite werden auch Plattenbrücken
als kontinuierliche Platten ausgeführt und ist eine solche
Brücke für eine Last von 450 kg/qm und einer Dampf
walze von 16 Tonnen in Unterkirchberg von der Firma
E. Luipold in Stuttgart ausgeführt worden. Die aus
führlichen Zeichnungen sind in Abb. 21 und 22 wieder
gegeben. Bei größeren Ueberbrückungen, wo die Bau
höhe im Verhältnis zur Spannweite sehr gering ist,
können künstliche Verspannungen zur Entlastung der
Balken mittels kontinuierlicher Träger (Abb. 23) Verwen
dung finden. Die Endfelder werden im Boden verlegt und
erzeugen durch ihr eignes Gewicht eventuell durch Ballast
negative Biegungsmomente über den Stützen, die eine
teilweise Entlastung der Mittelöffnung hervorrufen. Diese
Entlastung kann so groß gemacht werden, daß das mittlere
Feld nur die zufällige Last aufzunehmen hat, wodurch
die Bauhöhe bedeutend verringert wird. Auch könnte
eine vollkommene Einspannung wie in Abb. 24 hervor
gerufen werden. Solche Balken sind sehr oft in Eisenbeton
vorgeschlagen, aber noch nicht zur Ausführung gelangt.
Beim Entwerfen solcher Brücken ist es von besonderer
Wichtigkeit, die Einteilung und Größe der Oeffnungen,
die meist durch die Brückenlänge und Bauhöhe ein
geschränkt wird, richtig zu wählen. Für die wirtschaft
liche Materialausnutzung und einfache Armierung ist es
zu empfehlen, wenn möglich, Symmetrie einzuhalten und
das Verhältnis der Oeffnungslängen mit i j u — '/ 13 zu be
messen, wenn mißliche Folgen ausgeschlossen sein sollen.
Bei unrichtiger Einteilung tritt beim Befahren der Brücke
ein Abheben der Endbalken von ihrem Widerlager ein,
was nur durch teure Verankerungen oder künstliche Be
lastungen vermieden werden kann.
Empfehlenswert ist aber, diese Einteilung für jeden Pall
zu bestimmen, in dem zwei Hauptbedingungen bei Balken
mit mehr als drei Stützen gestellt werden können, nament
lich sollen die vorkommenden negativen und absolut ge
rechnet größten Momente gleich sein (wenigstens für die
gleichmäßig verteilten Lasten) und keine negativen Stützen
reaktionen auftreten. Es kann noch die weitere Bedingung
gestellt werden, daß die größten negativen Momente den
größten positiven Momenten annähernd gleichkommen.
Der ersten Bedingung kann mit Leichtigkeit ent
sprochen werden, wenn keine besonderen Vorschriften
über die. Lage der Pfeiler gemacht sind. Besitzt der
Balken drei Oeffnungen, so werden die größten positiven
Biegungsmomente, herrührend von einer gleichmäßig ver
teilten Last in der Mittel- und Seitenöffnung, annähernd
gleich groß, wenn das Verhältnis der Spannweiten zu
etwa 1; 1,25 :1 gewählt wird. Das größte negative Mo
ment ist annähernd doppelt so groß als das größte positive
Moment und müssen konsolenartige Verstärkungen ver
wendet werden. Dementsprechend zeigen fast alle aus
geführten eisernen und Eisenbetonbrücken mit drei Oeff
nungen etwa dieses angegebene Verhältnis, wobei die Mittel-
Abb. 20. Brücke über die Bregenzer Ach. Zur Ausführung genehmigt. Gesamtlänge 210 m