Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1906)

BAUZEITUNG 
Nr. 21 
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befinden sich im ersten Obergeschoß des Hauptbaues. Im 
Untergeschoß sind eine Hausmeisterwohnung, Brause- 
und Ankleidezimmer sowie die erforderlichen Heizräume 
vorgesehen. 
Bei der Fassadenausgestaltung wurde auf Gruppierung 
von Schulgebäude und Turnhalle zu einem malerischen 
Schaubild der Hauptwert gelegt. Die Turnhalle ist durch 
eine Wandelhalle mit dem Schulhaus in Verbindung ge 
bracht. Vor dem Gebäude wird ein Schulgarten sowie 
ein Kinderspielplatz angelegt. Die Wände der Gebäude 
sind geputzt, einzelne Architekturteile aus Sandsteinen. 
Die Dachdeckung wird in Biberschwänzen hergestellt. 
Zementmörtel im Backsteinlbau 
Von Fred Hood 
ATK. Während der letzten zehn oder zwanzig Jahre 
haben wir die Erfahrung gewonnen, daß viele von der 
Baupolizei vorgeschriebene Sicherheitsmaßregeln zum min 
desten als recht bedenklich sich erwiesen. Nicht ohne 
Grund werden immer wieder die alten Klagen laut, daß 
die Baupolizeiordnungen und -Verfügungen von Theore 
tikern am grünen Tische und nicht von erfahrenen Brak- 
Gesetz und Rechte wie eine ew’ge Krankheit fort, doch 
auch die Baupolizei dürfte noch einmal — wenn auch 
etwas spät — zur Einsicht kommen. Tatsache ist jeden 
falls, daß der Zementmörtel unter Umständen eine Kon 
struktion zu zerstören, die Lebensdauer eines Bauwerks 
bedeutend zu verkürzen vermag. Für Verhlendstein-, 
aber auch für Sandsteinmauerwerk bedeutet der Zement 
mörtel eine Gefahr. Es ist schon sehr viel darüber ge 
schrieben worden, aber die Baupolizei verdirbt uns das 
Konzept, und die Folge ist, daß der gefährliche Stoff 
immer wieder in unzweckmäßiger Weise für diese Kon 
struktionen Verwendung findet. Aufs neue wurde über 
diesen Gegenstand auf der letzten Versammlung des 
Vereins Deutscher Verblendstein- und Terrakottenfabriken 
in Berlin verhandelt, als das Thema „Ausblühungen von 
Ziegelmauern, veranlaßt durch äußere Einflüsse“, auf die 
Tagesordnung kam. Namentlich sind die Ausführungen 
des Regierungs- und Baurats Hasak, eines ausgezeich 
neten Praktikers, hier beachtenswert. Vor allen Dingen 
muß ich Herrn Baurat Hasak darin zustimmen, daß das 
weitverbreitete Mißtrauen des Bautechnikers gegen ge 
wöhnlichen Kalkmörtel durch nichts begründet ist. Wo 
man irgend mit Kalkmörtel auskommt, da soll man ihn 
Projekt zu einem Schulgebäude von Architekt Gebhardt-Stuttgart 
tikern gemacht werden. Ich will nur daran erinnern, 
welche Korrekturen sich die Baupolizei in Berlin bezüg 
lich der Feuerfestigkeit des Schmiede- und Gußeisens 
durch die zwingende Praxis gefallen lassen mußte. Erst 
wurde das Eisen als ein ausgezeichneter feuerfester Bau 
stoff hingestellt, und heute darf es unbekleidet für- 
tragende Konstruktionen überhaupt nicht verwendet 
werden. 
Nicht minder bedenklich ist die Vorliebe der Bau 
polizei für den Zementmörtel. Nimmt man in Berlin 
eine amtlich geprüfte Polizeizeichnung zur Hand, so sieht 
man, daß die Beamten mit der berühmten grünen Tinte 
an zahlreichen Stellen die Worte „Zementmörtel“ oder 
„Klinker aus Zement und Sand“ eingeschrieben haben; 
das soll heißen, die betreffenden Mauerstellen dürfen nur 
aus Steinen in Zement oder Zementmörtel hergestellt 
werden. Durch diese sehr weit getriebene Vorsicht hat 
sich bei allen ßautechnikern der Glaube festgesetzt, daß 
ein in Zementmörtel ausgeführter Mauerkörper eine 
nahezu absolute Zuverlässigkeit beanspruchen könne. 
Wenn also ein Techniker seiner eignen Konstruktion 
nicht recht traut, so wählt er jedenfalls als Bindemittel 
Zement und immer wieder Zement. Er ist das Universal 
pflaster, das alle Baukrankheiten heilt. Selbstverständlich 
ist Zement ein vorzügliches Bindemittel; er muß nur 
auch mit Verstand angewendet werden. Es erben sich 
auch verwenden und lieber die Mauer oder den Pfeiler 
einen halben Stein stärker machen, als Zementmörtel 
verwenden. Hasak führt u. a. folgendes aus: „Wenn 
der Zement 10 bis 20 Jahre alt ist, fängt er bei Zutritt 
von Wasser von neuem an zu arbeiten und in die be 
nachbarten Baustoffe weiße Salze abzusetzen. Wenn die 
Luft feucht ist, saugt er schon die Feuchtigkeit aus der 
Luft an. Wenn aber an einer Isolierschicht etwas un 
dicht wird, wie bei den Gartenmauern z. B. oder bei 
Eisenhahnunterführungen, dann sind nach langen Jahren 
mit einem Male diese weißen Ausschläge da. Diese 
haben nun zweierlei Unangenehmes: weil sie klebrig und 
feucht sind, setzt sich jeder Schmutz daran fest, und die 
Verblendungen werden unsauber; nach Jahr und Tag 
schon werden sie mit einer schwarzgrauweißen Kruste 
überzogen. Ferner sind diese Salze chemisch so schlimm, 
daß sie die meisten Baustoffe zersetzen und zum Ver 
wittern bringen. Wer Verhlendziegel oder Sandsteine in 
Zement mauert, weiß nicht, was er tut. Er verdirbt das 
ganze Aeußere. 
Hier handelt es sich um einen sehr unangenehmen 
Fehler, dessen Beseitigung viel Mühe und schweres Geld 
kostet. Doch der Zementmörtel hat noch viel unan 
genehmere Eigenschaften. So vortrefflich er sich in Ver 
bindung mit Eisen bewährt hat, ebenso unzweckmäßig 
erweist er sich als Bindemittel für Backstein. Der
	        
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