26. Mai 1906
BAUZEITUNG
169
„Ein Gesuch um unveränderte Erneuerung einer noch
nicht verjährten Bauerlaubnis ist ein gegenstandsloses
Gesuch: entweder ist der Gesuchsteller bereits ent
schlossen, das genehmigte Bauwesen auszuführen, dann
wird er eben den Bau vor Ablauf der Verjährungsfrist
in Angriff nehmen; oder ist er noch nicht entschlossen,
jetzt zu bauen, dann kann er auch nicht von der Bau
polizeibehörde Prüfung und Genehmigung seines Plans
verlangen, denn diese ist nicht dazu da, sozusagen im
Vorrat Bauerlaubnis zu erteilen, und wenn die Behörde
in den meisten Fällen nicht in der Lage ist, sich zu
vergewissern, ob ein um Bauerlaubnis Nachsuchender
tatsächlich zu bauen entschlossen ist, so hat sie doch
nach dem eben Gesagten das Recht, die Behandlung
solcher Baugesuche zu verweigern, bei denen aus den
Umständen erhellt, daß ihre Ausführung nicht oder noch
nicht beabsichtigt ist. Dies trifft bei dem vorliegenden
Gesuche in doppelter Weise zu: nicht nur hat der Ge
suchsteller von der erteilten Bauerlaubnis keinen Gebrauch
gemacht, obgleich ihm dies zu der Zeit, da er um ihre
Erneuerung bat, noch freigestanden hätte, sondern er hat
außerdem nach Erteilung jener Bauerlaubnis das mit der
Ausführung des genehmigten Bauwesens unvereinbare
Gesuch gestellt, einen auf dem in Aussicht genommenen
Bauplatz stehenden Schuppen weitere fünf Jahre belassen
zu dürfen.“
V er einsmittei hingen
Württembergischer Baubeamten-Verein. Ein
trittserklärungen; Bauwerkmeister Karl Trumpp bei
der Kgl. Eisenbahnbauinspektion Stuttgart und Bahn
meister Bendel in Rottweil.
Willkommen! Der Vorstand.
Deutscher Arbeitgeberbund für das Baugewerbe,
E. V. In Forst (Bezirks-Arbeitgeber-Verband f. d. B.
der Niederlausitz) sind die Maurer am 9. Mai in den
Ausstand getreten, nachdem kurz zuvor bereits die Bau
arbeiter ohne jegliche vorangegangene Mitteilung oder
Forderung die Arbeit niedergelegt hatten. In Schwie-
bus (Bezirks-Arbeitgeber-Verband f. d. B. der Nieder
lausitz) haben sämtliche Maurer wegen Lohndifferenzen
die Arbeit niedergelegt. In Züllichau (Bezirks-Arbeit
geber-Verband f. d. B. der Niederlausitz) sind sämtliche
Zimmerer aus gleicher Veranlassung in den Streik ge
treten. In Reichenbach i. V. sind am 14. Mai die
Maurer in einen partiellen Streik eingetreten, nachdem
die gemeinschaftliche Einigungsverhandlung resultatlos
verlief. In Kosten (Bezirk des Arbeitgeber-Verbandes
f. d. B. zu Lissa i. P.) haben die Maurer und Zimmerer
am 14. Mai die Arbeit niedergelegt, ohne die von den
Arbeitgebern angebahnte Verhandlung zum Abschluß eines
Arbeitsvertrages abzuwarten. In Gebweiler (Arbeit
geber-Verband für Elsaß-Lothringen) haben die Maurer
und Bauhandarbeiter die Arbeit niedergelegt, obwohl ihnen
erst im vergangenen Jahre eine 15°/ 0 ige Lohnerhöhung
und Ermäßigung der Arbeitszeit von 11 auf 10 1 /- 2 Stun
den zugestanden wurde. In Stadtoldendorf (Braun
schweig) haben die organisierten Maurer nach vorauf
gegangener Kündigung am 7. Mai die Arbeit niedergelegt.
In Memel sind die Maurer am 1. Mai in den Streik
getreten. In Würzburg haben die Maurer am 7. Mai
wegen nichtbewilligter Lohnerhöhung die Arbeit nieder
gelegt. Die Streikenden verlangen eine Erhöhung des
Stundenlohnes von 4U Pf. auf 42 bis 48 Pf. Die Arbeit
geber wollen 43 Pf. bewilligen. In Freienwalde a. O.
haben sämtliche Maurer Und Bauhandwerker wegen nicht
bewilligter Forderungen die Arbeit niedergelegt. In
Gotha ist am 19. Mai seitens der organisierten Maurer,
Zimmerer und Bauhilfsarbeiter der Generalstreik verkündet
worden. In Memmingen (Bayern) haben die organi
sierten Zimmerer am 28. April die Arbeit niedergelegt.
In VV einheim (Baden) sind am 3. Mai sämtliche Maurer
in den Ausstand getreten. Der in Elbing am 17. April
ausgebrochene Streik der Maurer ist am 10. Mai durch
beiderseitiges Entgegenkommen durch Absclduß eines bis
zum 1. April 1907 gültigen Vertrages beendet, ln Thorn
ist die Aussperrung der Maurer- und Zimmergesellen
aufgehoben worden, nachdem auch die den Zentralver-
bändeu angehörenden Gesellen dem ihnen vom Arbeit
geber-Verbände zu Thorn vorgelegten Vertragsentwurf
zugestimmt hatten. In Wolfenbüttel ist die Lohn
bewegung der Maurer und Bauarbeiter am 8. Mai durch
Vergleich beendet. In Fallersleben (Kr. Gifforn,
Hannover) ist der Streik der Maurer beendet und zu
ungunsten der Arbeitnehmer verlaufen. Die Arbeit ist
zu den vor Ausbruch des Streiks von den Meistern auf
gestellten Bedingungen wieder aufgenommen.
Wettbewerbe
Entwürfe für einen Gedenkbrunnen an die
Sendlinger Bauernschlacht, der gegenüber der alten
Sendlinger Kirche errichtet werden soll. Der Magistrat
von München erläßt für Künstler bayrischer Abstammung
zum 10. November d. J. ein Preisausschreiben. Aus
führungssumme 50 000 M. Es gelangen 3 Preise von
1500, 1000 und 500 M. zur Verteilung. Verlangt sind
Modelle oder Zeichnungen 1:10. Dem Preisgericht ge
hören u. a. an die Herren Oberbaurat Schwiening, Bild
hauer Prof. Ad. v. Hildebrand, Prof. R. v. Seitz, Prof.
G. v. Seidl, Prof. K. Hocheder und Bildhauer Prof.
J. Floßmann. Die Gesamtsumme der Preise kann auch
in andrer als in der vorstehend genannten Weise verteilt
werden. Die Zuerkennung der Preise ergibt kein Recht
auf Ausführung, über diese entscheidet vielmehr ein be
sonderer Ausschuß.
Lutherische Kirche in Plauen. Infolge des Preis
ausschreibens sind 78 Entwürfe eingelaufen. Das Preis
gericht ist am 22. und 23. Mai zusammengetreten.
Kleine Mitteilungen
Die bayrische Jubiläums-Landesausstellung in
Nürnberg. Die dritte bayrische Landesausstellung, die
als Jubiläumsausstellung zur Feier des hundertjährigen
Bestehens des Königreichs Bayern in Nürnberg abge
halten wird, wurde am 12. Mai feierlich eröffnet. Die
Wahl des Luitpoldhains als Ausstellungsplatz erweist
sich, wie es in einem Bericht der „Schw. Bztg.“ heißt,
als glücklich, zumal die Raumeinteilung der ganzen An
lage durch Oberbaurat v. Kramer als wohlgelungen be
zeichnet werden darf. Im Gegensatz zu den beiden
früheren Landesausstellungen von 1882 und 1896, die
innerhalb des Stadtparks mit seinen alten Baumbeständen
abgehalten wurden, sind diesmal die Hauptgebäudegruppen
aufgelöst. Da sie zum Teil aus einer Konkurrenz her
vorgegangen sind, wirken sie nicht ganz einheitlich. Dies
trägt aber eher zur Belebung des Gesamtbildes bei, als
daß es störend empfunden würde. Durchschreitet man
die junge Birkenallee des Parks, so gelangt man an den
symmetrisch angeordneten Verwaltungs- und Presse
gebäuden vorbei zu dem Hauptindustriegebäude, das von
Kramer entworfen ist. Darmstädter Einfluß, speziell
der Olbrichs, ist unverkennbar. Angenehm berührt die
Materialehrlichkeit. Es wird kein Dauerwert vorgetäuscht.
Der Holzbau ist energisch mit Farbe behandelt, unter
Verwendung geometrischer Dekorationsmotive. Ihm gegen
über liegt das Hauptrestaurantgebäude der Münchner
Architekten Lang, Dötsch und Zeller, in modernisiertem
Barock, dem sog. Münchner Stil, gehalten. Die grünen
Flächen der Terrassen kontrastieren gut mit dem kräftigen
Rot der Möbel. Durch besonders gediegene Originalität
zeichnet sich das von dem Landbauamtsassessor L. Uli-