FÜR WÜRTTEMBERG
BADEN HESSEN ELr
SASS- LOTHRINGEN*
STUTTGART, 2. JUNI 1906
Inhalt: Wettbewerb Waisenhaus Straßburg. — Die Baugewerbliche Ausstellung im Landesgewerbemuseum
Stuttgart. — Granitoidplatten. — Neuordnung im höheren Staatsbaudienst. — Bilder aus Alt-Lauffen a. N.
— Baupolizeiliche Entscheidung. — Yereinsmitteilungen. — Hof der Burg Trausnitz. — Wettbewerbe.
— Kleine Mitteilungen. — Personalien. — Bücher,
UWsyaailif
Alle Rechte Vorbehalten
Wettbewerb Waisenhaus Straßburg
Zur Erlangung von Skizzen zur Erbauung eines Waisen
hauses für 200 Zöglinge in Straßburg und für Herricbtung
des übrigbleibenden Geländes zu einem Yolksgarten war
zum 31. August 1905 ein Wettbewerb ausgeschrieben.
Dem Ausschreiben, das uns vom Herausgeber der „Deut
schen Konkurrenzen“, Prof. Neumeister, Karlsruhe, gütigst
überlassen wurde,*) sind folgende Hauptangaben zu
entnehmen:
Die zur Verfügung stehende Fläche beträgt 6 ha. Die
Wohnräume des Waisenhauses sollen mindestens 6 m yon
der Straße entfernt bleiben. Die Gebäude sollen durch
Das Gebäude soll aus Backstein mit verputzten Flächen
unter Verwendung von Sandstein zu Gesimsen und Ge
wänden erbaut werden. Es soll nicht allein auf zweck
mäßige und künstlerische Gestaltung der Anstalt, sondern
auch auf sparsame Ausführung Wert gelegt werden.
Es waren 104 Projekte rechtzeitig eingelaufen; vom
Preisgericht wurden mit Stimmeneinheit folgende Preise
zuerkannt;
I. Preis Prof. Dr. Vetterlein, Darmstadt.
II. Preis Architekten Krämer & Herold, Mitarbeiter
Architekt L. B. Müller, Düsseldorf.
Waisenhaus Straßburg, I. Preis. Architekt Prof. Dr. Vetterleiu- Darmstadt
Gruppierung und Umrisse sowie durch großzügige Zu
gänge und durch Eingliederung in die Parkanlage zur
Geltung kommen. Nord- und Westlage der Wohn- und
Schlafräume soll tunlichst vermieden werden. Die ver
langten Haupträume der Konkurrenzarbeiten sind folgende;
Für Knaben- und Mädchenabteilung je 2 größere und
2 kleinere Schlafsäle, Wasch-, Bade- und Ankleideräume
und Bäume für das Personal.
Amtszimmer, Arbeitsräume für Knaben und Mädchen,
Speisesäle, Turn- bezw. Festsaal, Wirtschaftsküche, Schüler
werkstätte, Pförtner- und Heizerwohnung, Krankenabteilung
und die erforderlichen Nebenräume.
Für den Direktor ist ein besonderes Wohnhaus mit
Garten zu projektieren. Auf Anlage eines besonderen
Wirtschaftshofes sowie von Spiel- und Turnplätzen, für
Knaben und Mädchen getrennt, ist Bedacht zu nehmen.
*) Das ganze Ergebnis des Wettbewerbs erscheint demnächst
in den „Deutschen Konkurrenzen“.
III. Preis Baurat Schmieden und Regierungsbaumeister
Boethge, Berlin.
Zum Ankauf empfohlen wurden die Entwürfe der
Architekten Bruno Taut, Stuttgart, Stadtbauinspektor
Beblo, Straßburg, und Prof. Bich. Berndl, München.
Bei der Besprechung bildete sich die Meinung heraus,
daß eine streng architektonische Beziehung der Volks
parkanlage zum Waisenhaus nicht notwendig sei, dagegen
soll letzteres zweckmäßig orientiert werden. Das Gebiet
des Waisenhauses soll gegen den Volkspark nicht allzu stark
ästhetisch abgetrennt werden. Wir bringen in dieser
und in der nächsten Nummer von den prämiierten Ar
beiten einige typische Beispiele zur Veröffentlichung, über
die sich das Preisgericht wie folgt äußerte;
Die mit dem I. Preis ausgezeichnete Arbeit zeigt eine
äußerst zweckmäßige und schöne Gruppierung der Garten
anlage ohne irgendwelche geschlossene Innenhöfe. Der
praktisch gelegene Haupteingang ist gut zu übersehen,
das Wirtschaftsgebäude ist vortrefflich an den Wirt-