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BAUZEITUNG
Nr. 26
zwangsweisen Beiziehung zur Genossenschaft ist zweck
mäßig geregelt.
Der sorgfältig ausgearheitete Entwurf liegt derzeit
bei der Wasserrechtskommission des bayrischen Land
tags ; möge dort, im Interesse der Gesamtwirtschaft, recht
bald eine Entscheidung zugunsten der geplanten geordneten
Wasserwirtschaft fallen.
Im übrigen wäre allerdings zu wünschen, daß in nicht
zu ferner Zeit ein einheitliches deutsches Wasser
gesetz geschaffen würde; bei gegenseitigem Entgegen
kommen kann die Begelung dieser wichtigen Frage nicht
mit zu großen Schwierigkeiten verknüpft sein. Was in
der nordamerikanischen Union möglich ist, sollte auch
bei uns ausführbar sein. Obwohl dort die einzelnen
Staaten noch ihre eignen Gesetzgebungen haben, so
konnten doch einheitliche gesetzliche Bestimmungen über
die Beschaffung von Wasser, Verteilung und Benutzung
desselben sowie über die Durchführung notwendiger
Wasserbauten aufgestellt werden. Diese einheitliche
Wassergesetzgebung ermöglichte es auch, mehrere groß
zügige Entwürfe für Großschiffahrtswege aufzustellen, die
derzeit von den einzelnen Staaten mit jeweiliger kräftiger
Unterstützung der Bundesregierung ausgeführt werden.
Ich erinnere an den Illinois-Mississippi-Kanal mit einer
Länge von 120 km (Wasserquerschnitt 53 qm, 600 t
Schiffe, Gefälle 60 m, Kosten 30 Mill. M.), ferner an den
Großschiffahrtsweg von Chicago nach St. Louis mit einer
Länge von 600 km (Wasserquerschnitt vergl. 210 qm,
1500 t Schiffe, Kosten 330 Mill. M.) und an den Erie-
Kanal mit einer Länge von 560 km (Wasserquerschnitt
102 qm, 1000 t Schiffe, Gefälle 174 m, Kosten 425 Mill.M.).
Neben dem letzteren Kanal laufen zwischen Buffalo und
New York mehrere sehr leistungsfähige Eisenbahnlinien,
so die viergleisige New-Yorker Zentralbahn, parallel her.
Entwurf zu einer Waldkapelle
Yon Architekt Moosbrugger, Heilbronn
In einer internen Konkurrenz war die Aufgabe gestellt,
auf einer ansteigenden Wiese vor dem Walde einen Kaum
von 70 qm zu bauen, in welchem der Fabrikherr die
Weihnachtsbescherung der Kinder seiner Arbeiter ab
halten will. Das vorgeführte Projekt wird in seiner ge
fälligen und ruhigen Gestaltung einen reizvollen Anblick
gewähren; es zeigt im Grundriß eine praktische und ein
fache Lösung der Aufgabe. Der Saal ist überwölbt
gedacht, die hintere Nische ist für den Baum bestimmt,
die Gabentische stehen an den Wänden entlang. Auf
der Empore ist ein Harmonium und Platz für die Sänger.
Die Eingangshalle ist vorn offen und dient Wanderern
als Schutz- und Ruheplatz.
Zur Erhaltung 1 der Laufeuburger Strom-
sclmellen
für die wir schon wiederholt in dieser Zeitschrift ein
getreten sind, gibt Schultze-Naumburg im „Kunstwart“
eine interessante Darstellung, nachdem der Dürer-Bund
und der Bund für Heimatschutz bei der schweizerischen
und badischen Regierung vergeblich für die Erhaltung
der in Europa einzigartigen Naturschönheit sich ins Mittel
gelegt. Der Geldgewinn, den die technische Ausnutzung
dieser Wasserkräfte ergibt, hat sich eben als ein stärkerer
Faktor erwiesen als alle ästhetischen Gründe. Was die
neueste Kundgebung beachtenswert macht, ist der Um
stand, daß Schultze-Naumburg die Erhaltung der Strom
schnellen mit ihrer technischen Ausnutzung für sehr gut
vereinbar hält. Auf diese Möglichkeit hatte zuerst der
Miterbauer des Simplontunnels, Oberst Dr. Locher, hin
gewiesen. Der Bund Heimatschutz beauftragte daraufhin
sofort den Obersten Locher mit der Aufstellung eines
Projektes, die Fertigstellung erlitt aber durch Erkrankung
des Urhebers eine Verzögerung. Locher ging von einer
Untertunnelung von Alt-Laufenburg aus. Ein Stollen
sollte durch den Berg getrieben werden, der dem Rheine
schon oberhalb der Schnellen so viel Wasser abzapfen
sollte, wie zur Erreichung von 50 000 PS an einer
tieferen Stelle unterhalb der Schnellen nötig wäre. Die
Schnellen selbst wären auf diese Weise erhalten worden,
denn, und das ist das Bemerkenswerteste dabei: der Rhein
ist da oben im Sommer am wasserreichsten, weil er erst
zu dieser Zeit die starken Zuflüsse erhält, die durch die
späte Schneeschmelze entstehen. Im Hochsommer könnten
also die Schnellen die starken Abzapfungen vertragen,
denn dann ist mehr Wasser da, als die Kraftwerke ver
brauchen können. Allerdings würden dann die Schnellen
im Sommer weniger Wasser haben als gewöhnlich, aber
ein merkwürdiger Umstand kommt hier zu Hilfe und
würde aus dem anscheinenden Mangel einen Vorzug
machen: Die Schnellen sind nämlich bei niederem Wasser
stand viel schöner als bei hohem. Das ist bei näherem
Zusehen sehr leicht erklärlich. Bei sehr hohem Wasser
stande ist der Kessel vollkommen gefüllt, die interessanten
Felsgestaltungen sind dann überflutet und die Wasser
fließen weit ruhiger und weniger belebt daher, als wenn
sie bei niedrigerem Wasserstande das geklüftete Felsen
bett teilweise bloßlegen und sich schäumend an den Felsen
brechen. Diesen Zustand hätten die Schnellen auch bei
Anlage der Kraftwerke nach dem Locherschen Projekte
im Hochsommer behalten, also gerade dann, wenn die
Mehrzahl der Reisenden sie aufgesucht hätte. Im Winter
dagegen hätten bei dem dann niedrigen Wasserstande
des Rheines die Schnellen häufig nahezu trocken gelegen.
Däs wäre das Opfer gewesen, das es gekostet hätte —
jedenfalls ein kleineres als die gänzliche Vernichtung.
Auch noch einige rein technische Vorzüge hätte nach
den Darlegungen, die Oberst Locher in seiner Begleit
schrift ziemlich genau ausführte, das Tunnelprojekt vor
dem Stauprojekt gehabt. Es ist hier nicht der Ort, auf
sie näher einzugehen, sondern es sei nur angedeutet, daß
nach Locher die Geröllgeschiebe auf dem Rheingrunde
bei dem Stauprojekt mehr Störungen bereiten würden
als bei dem Tunnelprojekt und daß die Betriebszeit bei
dem letzteren im Jahre etwas länger sein würde als bei
dem ersteren. Allerdings würde sich das Tunnelprojekt
in der Ausführung teurer stellen als das Stauprojekt. Aber
der Billigdenkende könnte doch wirklich fragen, ob die
Erreichung beider Zwecke, die Ausnutzung der Wasser
kräfte und die Erhaltung der Schnellen, nicht eines Opfers
wert wäre.
Wir sind nicht durchgedrungen, so schließt Schultze-
Naumburg. Die badische Regierung hat unser Gesuch,
das Lochersche Projekt anstatt des andern zur Aus
führung zu bringen, ebenso abschlägig beschieden, wie
die schweizerische entsprechende Vorstellungen des Dürer-
Bundes, und das Schicksal der Schnellen ist besiegelt.
Aber das Schicksal dieses Naturwunders, das jetzt für
Geld verkauft wird, sollte uns allen in Deutschland eine
Lehre sein. Wir können erkennen, wohin es führt, wenn
weiter die Weltanschauung, die jetzt unsre Erde gestaltet,
das Land regiert. Wir wollen in das weithallende Echo,
das unser Aufruf für Laufenburg in ganz Deutschland
weckte, die Hoffnung anknüpfen, daß ein Erwachen unsers
Volkes nahe ist. Es gibt bald neue Aufgaben, mit denen
wir nicht zu spät kommen wollen.
Gitterfüllung’ am Kgl. Schloß in
Ludwigsburg
Die zwölf Gitterfüllungen am Abschluß des vorderen
Schloßhofes, an denen viele Teile abgerostet waren, wurden
im vorigen Jahr im Auftrag der Kgl. Domänendirektion