FÜR WÜRTTEMBERG
BADEN HESSEN EL
SAS S - LOTHRINGEN*
STUTTGART, II. AUGUST 1906
Inhalt: Erweiterungsbau des Museums zu Trier. — Vorsicht bei der Vereinbarung eines Akkordpreises.
— Haftung des Architekten für Bauentwurf und Kostenvoranschlag. — Vom Holzmarkt. — Vereins
mitteilungen. — Wettbewerbe. — Kleine Mitteilungen. — Personalien. — Bücher. — Anfragen.
Alle Rechte Vorbehalten
Erweiterungsbau des Museums zu Trier
Architekt Professor K. Hocheder-München
In Trier a. Mosel wurde dieser Tage ein Erweiterungs
bau zum dortigen der rheinischen Provinzialverwaltung
gehörigen Altertumsmuseum fertiggestellt. Entwurf und
Bauzeichnungen zu diesem Bau wurden von Professor
Karl Hocheder in München geliefert, während die
Ausführung selbst von seiten der Verwaltung und zwar
unter der Leitung des Landesbaurats Ostrop und der
Bauleitung am Platz des Regierungsbauführers Euchs
erfolgte.
Im Grundriß wie Aufriß zeigt der Neubau eine be
wegte Linienführung. Ein absidenartiger Treppenausbau
an der Hinterfront des alten Hauses gab die Veranlassung
dazu, den mittleren Teil des neuen ebenfalls zu kurvieren,
womit zugleich ein interessanter Innenraum geschaffen
wurde. Dieser Mittelbau ist flankiert von höher ge
führten Eckpavillons, die zur Aufnahme besonders hoher
Monumente bestimmt sind (in dem einen derselben wird
ein Abguß der berühmten Igeler Säule untergebracht
werden). Zwei Seitenflügel von der Höhe des Mittel
baues stellen dann die Verbindung mit den entsprechenden
Flügeln des Altbaues her. In jedem dieser Flügel be
finden sich zwei große Tore als Durchfahrt zu einem
geräumigen Hof. Im Gegensatz zu dem mehrstöckigen
Altbau, der nunmehr nur noch zur Aufbewahrung von
Kleinfunden benutzt wird, besitzt der Neubau nur ein
Geschoß, das als weiträumige Halle ausgebildet ist und
so den hier aufgestellten großen römischen Steinfunden
reichlich Raum und Licht bietet. Schon dieser Höhen
unterschied zwischen Alt- und Neubau, noch mehr aber
die Verschiedenheit der Eormensprache erklärt die zu
nächst frappierende Kontrastwirkung der beiden Bau
werke. Die Beschaffenheit des alten Baues, dessen Ent
stehung in eine Zeit fällt, welche die Formen der deut
schen Renaissance in nicht besonders glücklicher Weise
handhabte, machte die sonst so erstrebenswerte Anpassung
des neuen unmöglich, ja es war geradezu Pflicht, diesen
rücksichtslos danebenzustellen, wollte man nicht das als
fehlerhaft Erkannte wiederholen. Am liebsten hätte man
wohl den Neubau abseits vom Altbau gestellt, aber dies
ließ ein Bauprogramm nicht zu, das eine direkte Ver
bindung mit dem alten vorschrieb. Jetzt bilden die fein
abgewogenen Verhältnisse des Erweiterungsbaues mit
seinen schön und frei weiterentwickelten Barockformen
einen Gegensatz, der ebenso ertragen werden kann wie
die stilistischen Gegensätze verschieden-zeitlich entstan
dener alter Bauwerke.
n ■’ Die Außenfronten der Flügelbauten sind in ihren
Flächen durch Blenden und Nischen mit darüber befind
lichen kleinen Fenstern aufgeteilt, während die Hof
fronten durch große Fenster- und Toröffnungen fast ganz
aufgelöst sind.
Das Mauermaterial ist roter Sandstein aus der Trierer
Erweiterungsbau des Museums zu Trier Architekt Professor K. Hocheder-München