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BAUZEITUNG
Nr. 37
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Saalbau Mülhausen i. E. Ein I. Preis Architekten Graf & Röckle, Stuttgart
Gesangproben u. s. w., von zusammen etwa 300 qm Grund
fläche; der größere von diesen soll auch für zeitweilige
Kunstausstellungen u. dergl. verwendbar sein. Es ist
erwünscht, beide Säle so anzuordnen, daß sie zu einem
Raum vereinigt werden können.
Die vorbezeichneten Räume müssen von einem be
sonderen Hauseingang zu erreichen sein; eine Tages
restauration von etwa 250 qm Grundfläche, welche sowohl
von der Straße wie vom Garten aus zugänglich ist und
womöglich auch bei Festlichkeiten unabhängig von den
Sälen benutzt werden kann; die erforderlichen Büfetts,
in Verbindung mit dem Hauptsaal, den Gesellschafts
sälen, der Restauration und dem Garten; die erforder
lichen Kleiderablagen, in zweckmäßiger zugfreier Lage
und für 2000 Personen ausreichend; Toiletten und Aborte
für Damen und Herren, letztere auch vom Garten aus
zugänglich; ein Raum zur Aufbewahrung von Garten-
und Saalmöbeln von etwa 200 qm Grundfläche; Wirt
schaftsräume : als Küchen, Speisekammern, Waschküche,
Keller u. s. w.; Räume für die Zentralheizung mit be
sonderem Kohlenkeller; eine aus drei Zimmern, Küche,
Abort u. s. w. bestehende Hausmeisterwohnung in der
.Nähe des Haupteingangs; ein Dienstzimmer (Bureau) und
zwei Kassenräume am Haupteingang; eine Wohnung für
den Wirt, bestehend aus fünf Zimmern, Badezimmer
und Abort; etwa sechs Schlafräume für Dienstpersonal,
von der Wirtschaft aus gut erreichbar.
Die Verteilung der verlangten Räume auf die ver
schiedenen Geschosse wird dem Ermessen der Bewerber
anheimgestellt.
Eine einfache, aber würdige Ausstattung des Gebäudes
ist erwünscht;'die Wahl der
Stilformen wird den Bewer
bern freigestellt.
Die Gesamtkosten, ohne
Mobiliar und Orgel, sollen
den Betrag von 800 000 M.
nicht übersteigen.
Zur Beurteilung der ein
gelieferten Entwürfe des vor
bezeichneten Wettbewerbs
traten am 23. Juli d. J. die
Preisrichter in Mülhausen
zusammen.
Es waren im ganzen
137 Entwürfe und ein Modell
eingeliefert worden. Zwei
Projekte mußten wegen ver
späteter Einlieferung von der Preisbewerbung ausgeschlossen
werden.
Die durch das Stadtbauamt in Mülhausen erfolgte
technische und rechnerische Vorprüfung der Entwürfe
hinsichtlich der Erfüllung der Programmforderungen er
gab, daß die Ausführungskosten mehrerer Entwürfe die
festgesetzte Bausumme von 800 000 M. überschreiten
würden; eine nähere Prüfung in dieser Hinsicht wurde
jedoch bei jedem für die Preiserteilung in Betracht
kommenden Entwürfe durch das Preisgericht selbst vor
genommen.
Die Preise wurden mit Rücksicht auf teilweise Gleich
wertigkeit wie folgt verteilt: Zwei I. Preise von je 3000 M.
den Entwürfen Motto „Mühle“ (gezeichnet), Verfasser:
Architekten Graf & Röckle, Stuttgart, und „Sonate“,
Verfasser: Prof. H. Billing und W. Vittali, Karlsruhe.
Zwei II. Preise von je 2000 M. den Entwürfen Kenn
wort „Lokalkolorit“, Verfasser: Prof. Dr. Vetterlein-
Darmstadt, und „Programmusik“, Verfasser: Architekt
P. L. Troost-München. Zwei III. Preise von je 1000 M.
den Entwürfen Kennwort „Im Park“ und „Parkstimmung“,
letzterer von Architekt Ch. Städler-Tübingen.
Zum Ankauf empfohlen wurden die Entwürfe der
Architekten Seltzer & Schüle in Mülhausen i. Eis. und
des Architekten Paul Thiersch-Osnabrück.
Wir bringen unsern Lesern in der vorliegenden und
den folgenden Nummern eine Anzahl der bemerkens
wertesten Arbeiten dieses Wettbewerbs. Das Urteil des
Preisgerichts über die betreffenden Entwürfe lautet wie
folgt:
Architekten Graf & Röckle-Stuttgart. Motto: „Mühle“
(gezeichnet). Der Entwurf zeigt eine in
Hakenform geplante klare und gute Grund
rißanlage mit dem Haupteingang am Salvator
platz und einer gedeckten Unterfahrt an der
Modenheimerstraße. Der Nebensaal sowie
die Restaurations- und Gesellschaftsräume
mit den Büfetts sind musterhaft angeordnet
und mit offenen Hallen und Terrassenanlagen
verbunden, die den Konzertgarten einschließen.
Der große Saal hat geschickte Abmes
sungen , eine horizontale Decke und gute
Beleuchtung; die eingebauten Galerien sind
von geräumigen Wandelhallen aus zugäng
lich; die Wirtschaftsräume liegen im Unter
geschoß.
Der Aufbau ist malerisch gruppiert, mit
schöner Umrißlinie versehen und mit be
scheidenem Aufwand architektonischer Ein
zelheiten sowohl nach dem Platz wie nach
dem Park musterhaft ausgebildet.
Eine Schwenkung des Gebäudes zur
Herbeiführung einer rechtwinkligen Stellung
zum Park dürfte zu empfehlen sein.
(Fortsetzung folgt)