Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1906)

292 
BAUZEITUNG 
Nr. 37 
QparkcuKAieAi. 
Saalbau Mülhausen i. E. Ein I. Preis Architekten Graf & Röckle, Stuttgart 
Gesangproben u. s. w., von zusammen etwa 300 qm Grund 
fläche; der größere von diesen soll auch für zeitweilige 
Kunstausstellungen u. dergl. verwendbar sein. Es ist 
erwünscht, beide Säle so anzuordnen, daß sie zu einem 
Raum vereinigt werden können. 
Die vorbezeichneten Räume müssen von einem be 
sonderen Hauseingang zu erreichen sein; eine Tages 
restauration von etwa 250 qm Grundfläche, welche sowohl 
von der Straße wie vom Garten aus zugänglich ist und 
womöglich auch bei Festlichkeiten unabhängig von den 
Sälen benutzt werden kann; die erforderlichen Büfetts, 
in Verbindung mit dem Hauptsaal, den Gesellschafts 
sälen, der Restauration und dem Garten; die erforder 
lichen Kleiderablagen, in zweckmäßiger zugfreier Lage 
und für 2000 Personen ausreichend; Toiletten und Aborte 
für Damen und Herren, letztere auch vom Garten aus 
zugänglich; ein Raum zur Aufbewahrung von Garten- 
und Saalmöbeln von etwa 200 qm Grundfläche; Wirt 
schaftsräume : als Küchen, Speisekammern, Waschküche, 
Keller u. s. w.; Räume für die Zentralheizung mit be 
sonderem Kohlenkeller; eine aus drei Zimmern, Küche, 
Abort u. s. w. bestehende Hausmeisterwohnung in der 
.Nähe des Haupteingangs; ein Dienstzimmer (Bureau) und 
zwei Kassenräume am Haupteingang; eine Wohnung für 
den Wirt, bestehend aus fünf Zimmern, Badezimmer 
und Abort; etwa sechs Schlafräume für Dienstpersonal, 
von der Wirtschaft aus gut erreichbar. 
Die Verteilung der verlangten Räume auf die ver 
schiedenen Geschosse wird dem Ermessen der Bewerber 
anheimgestellt. 
Eine einfache, aber würdige Ausstattung des Gebäudes 
ist erwünscht;'die Wahl der 
Stilformen wird den Bewer 
bern freigestellt. 
Die Gesamtkosten, ohne 
Mobiliar und Orgel, sollen 
den Betrag von 800 000 M. 
nicht übersteigen. 
Zur Beurteilung der ein 
gelieferten Entwürfe des vor 
bezeichneten Wettbewerbs 
traten am 23. Juli d. J. die 
Preisrichter in Mülhausen 
zusammen. 
Es waren im ganzen 
137 Entwürfe und ein Modell 
eingeliefert worden. Zwei 
Projekte mußten wegen ver 
späteter Einlieferung von der Preisbewerbung ausgeschlossen 
werden. 
Die durch das Stadtbauamt in Mülhausen erfolgte 
technische und rechnerische Vorprüfung der Entwürfe 
hinsichtlich der Erfüllung der Programmforderungen er 
gab, daß die Ausführungskosten mehrerer Entwürfe die 
festgesetzte Bausumme von 800 000 M. überschreiten 
würden; eine nähere Prüfung in dieser Hinsicht wurde 
jedoch bei jedem für die Preiserteilung in Betracht 
kommenden Entwürfe durch das Preisgericht selbst vor 
genommen. 
Die Preise wurden mit Rücksicht auf teilweise Gleich 
wertigkeit wie folgt verteilt: Zwei I. Preise von je 3000 M. 
den Entwürfen Motto „Mühle“ (gezeichnet), Verfasser: 
Architekten Graf & Röckle, Stuttgart, und „Sonate“, 
Verfasser: Prof. H. Billing und W. Vittali, Karlsruhe. 
Zwei II. Preise von je 2000 M. den Entwürfen Kenn 
wort „Lokalkolorit“, Verfasser: Prof. Dr. Vetterlein- 
Darmstadt, und „Programmusik“, Verfasser: Architekt 
P. L. Troost-München. Zwei III. Preise von je 1000 M. 
den Entwürfen Kennwort „Im Park“ und „Parkstimmung“, 
letzterer von Architekt Ch. Städler-Tübingen. 
Zum Ankauf empfohlen wurden die Entwürfe der 
Architekten Seltzer & Schüle in Mülhausen i. Eis. und 
des Architekten Paul Thiersch-Osnabrück. 
Wir bringen unsern Lesern in der vorliegenden und 
den folgenden Nummern eine Anzahl der bemerkens 
wertesten Arbeiten dieses Wettbewerbs. Das Urteil des 
Preisgerichts über die betreffenden Entwürfe lautet wie 
folgt: 
Architekten Graf & Röckle-Stuttgart. Motto: „Mühle“ 
(gezeichnet). Der Entwurf zeigt eine in 
Hakenform geplante klare und gute Grund 
rißanlage mit dem Haupteingang am Salvator 
platz und einer gedeckten Unterfahrt an der 
Modenheimerstraße. Der Nebensaal sowie 
die Restaurations- und Gesellschaftsräume 
mit den Büfetts sind musterhaft angeordnet 
und mit offenen Hallen und Terrassenanlagen 
verbunden, die den Konzertgarten einschließen. 
Der große Saal hat geschickte Abmes 
sungen , eine horizontale Decke und gute 
Beleuchtung; die eingebauten Galerien sind 
von geräumigen Wandelhallen aus zugäng 
lich; die Wirtschaftsräume liegen im Unter 
geschoß. 
Der Aufbau ist malerisch gruppiert, mit 
schöner Umrißlinie versehen und mit be 
scheidenem Aufwand architektonischer Ein 
zelheiten sowohl nach dem Platz wie nach 
dem Park musterhaft ausgebildet. 
Eine Schwenkung des Gebäudes zur 
Herbeiführung einer rechtwinkligen Stellung 
zum Park dürfte zu empfehlen sein. 
(Fortsetzung folgt)
	        

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.