6. Oktober 1906
BAUZEITUNG
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Gymnasium in Worms
Ansicht von der Eheinbrücke aus
dem Turnunterricht für 30—40 Schüler dienen soll, lieber
diesen der Halle seitlich vorgelagerten Räumlichkeiten
sind Emporen angeordnet, die bei festlichen Veranstal
tungen für etwa 250 Personen Platz bieten können. Die
Doppelbestimmung der Halle, neben dem Turnunterricht
gelegentlich auch als Aula und Eestsaal zu dienen, legte
bei Anordnung der festen Geräte große Beschränkungen
auf. Ganz besonders mußte darauf Rücksicht genommen
werden, daß durch den Einhau des festen Schaukelgerüstes
der freie Einblick in die Halle möglichst wenig beein
trächtigt werde. Die innere Halle ist als Tonnengewölbe
in Korbbogenform ausgebildet und in Rabitz hergestellt.
Die weiße Abtönung der Decke wird nur durch drei
schablonierte farbige Gurte unterbrochen und reicht bis
auf die Emporen herab, die, wie auch die umlaufende
Wandbekleidung, in Pitch-Pine-Holz hergestellt und braun
lasiert sind. Der Fußboden ruht auf einer durchgehen
den 15 cm starken Betonplatte und besteht aus impräg
nierten gefederten Buchenriemen, die mit Rücksicht auf
die erforderliche Elastizität anstatt in Asphalt auf Lager
hölzern verlegt sind. Eine hinreichende Anzahl von
Fensteröffnungen sorgt für gute Beleuchtung und Lüftung.
Die Erwärmung des Saales wird durch zwei Schachtöfen
bewirkt, die in den äußersten Ecken des Raumes Auf
stellung gefunden haben.
Mit der Turnhalle durch einen Vorraum verbunden,
sind die Schüleraborte angelegt. Sie haben Wasser
spülung erhalten, und zwar unter Anordnung einer
1 Ositzigen Doppelreihe mit selbsttätig wirkenden Doppel
siphonlatrinen (Doppelwasserverschluß mit Heberbogen)
und zwei automatischen Spülreservoirs, die pro Sitz etwa
45 Liter Inhalt fassen.
Trennungs- und Umfassungswände der einzelnen Abort
zellen sind mit den sogenannten Siegesdorfer Badeanstalt
steinen .ausgeführt, die mit ihrer glasierten Oberfläche
die Möglichkeit einer leichten und gründlichen Reinigung
bieten und dadurch den an diesen Ort zu stellenden
hygienischen Anforderungen recht wohl entsprechen
dürften. Der gesamte Zellenkörper ruht auf einem
eisernen Rahmwerk mit Fußansätzen 15 cm frei über
dem asphaltierten Fußboden, so daß eine Spülung des
letzteren durch den ganzen Raum hinweg mittels des
Leitungsschlauches leicht bewerkstelligt werden kann.
Die Pissoirstände, 1,55 m weit, 0,40 m tief, bestehen
ans einer 1,60 ra hohen Rückwand und den einzelnen
Abteilungswänden aus geschliffenem belgischen Granit
und sind mit Oelsiphons ausgestattet.
Um die Fäkalien in die Straßenkanäle und durch
diese weiter in den Rhein abführen zu können, werden
dieselben zunächst in eine Kläranlage, deren Ein
richtung auf dem sogenannten biologischen Verfahren be
ruht, geleitet und hier den hygienischen Anforderungen
entsprechend gefiltert.
Ein Blick auf das beigefügte Schaubild belehrt uns, in
welcher Weise die Gesamtanlage durch die Wohngebäude
für den Direktor und Diener vervollständigt wurde.
Das erstere ist durch einen geschlossenen Verbindungs
gang mit dem Hauptgebäude zu einer malerischen Gruppe
vereinigt und schließt sich demgemäß in der Wahl der