13. Oktober 1906
BAUZBITUNG
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Wettbewerb Krankenhaus Tuttlingen, II. Preis
Prof. Ludw. v. Hoffmann sowie ein Speise- und Anrichte
zimmer, dann der etwas unruhig wirkende Hagener Raum
von Maler E. R. Weiß.
Direktor Emil Högg zeigt uns eine Bremer Diele,
Karl Eeg einen kleinen Zierhof und Heinrich Vogeler-
Worpswede das Zimmer einer jungen Frau. Ein Herren-
arbeits- und Trauzimmer für das Standesamt und ein
Wohn- und Empfangszimmer für das städtische Museum
in Magdeburg wurden von Architekt Albin Müller aus
gestellt. Die Saalecker Werkstätten bringen eine ge
mütliche dreizimmerige Junggesellenwohnung von Prof.
Schultze-Naumburg, und auch Elsaß-Lothringen ist mit
zwei Bäumen von Karl Spindler-St. Leonhardt vertreten.
Dann folgen die Berliner Künstler Bruno Möhring mit
einem zierlichen Hof, Prof. Karl Stoeving mit einem
ansprechenden Salon, Prof. Alfred Grenander mit einem
vornehmen Empfangszimmer sowie einem Wohnzimmer;
dann noch Sepp Kaiser, Bud. und Eia Wille, Albert
Geßner u. s. w.
Prof. Olbrich-Darmstadt hat einen eigenartigen Damen
salon in Weiß (mit dem neuen Emailverfahren) und eine
Hof- und Gartenanlage, Alfred Koch - Darmstadt das
Empfangszimmer eines Arztes ausgestellt.
Unsre Stuttgarter Künstler sind in erster Linie durch
Prof. Pankok mit dem bekannten Festraum, Paul Hau
stein mit einem Billard- und Gesellschaftszimmer, Prof.
Hans v. Heider mit einem Bad und Vorraum und Prof.
Rochga mit einem Kupferstichkabinet vertreten. In
letzterem sind ausgestellt: Radierungen von Prof. Graf
v. Kalckreuth, Prof. Bernh. Pankok, Ernst Gabler,
Amandus Faure, Alexander Eckener, G. Lebrecht.
Dann kommt eine Beihe Münchner Künstler, Prof.
Krüger, Julius Diez, Bruno Paul; Riemerschmied bringt
zwei famose Schiffsräume, eine Offiziersmesse und einen
Kommandantensalon, sowie einen Eisenbahnwaggon und
Architekt Paul Thiersch die Ausstattung dreier Bahn
hofsräume.
Sehr interessant ist auch die Abteilung „Volkskunst“;
sie führt uns die naive kunstgewerbliche Betätigung des
Architekt R. Dollinger, Stuttgart
Volks vor; diese äußert sich nicht in der Eigenart eines
bestimmten Individuums, sondern in der nationalen Eigen
art eines bestimmten Volksstammes; sie ist eine gewisse
örtliche Ueherlieferung, die sich selbst durch den Wechsel
der einzelnen Stilperioden nicht veränderte.
Wir finden überall ein mehr instinktives als geistig
überlegendes Schaffen, und man kann beobachten, wie
frei und eigenartig oft das Volk die Stile bearbeitete
und wie selbstverständlich die einzelnen Stilformen hier
wirken. Es kamen zur Aufstellung Gegenstände und
ganze Räume aus Bayern, Baden, Hessen, Sachsen, West
falen, Ostpreußen, Bremen; sehr reichhaltig sind auch die
Gegenstände aus dem Elsaß sowie die ostfriesischen und
holsteinschen Räume. Mit großer Sorgfalt wurden auch
die Blumen- und Pflanzendekorationen gewählt, denn sie
zeigen uns jedesmal die Lieblingsgewächse der betreffen
den Bewohner.
Gehen wir nun weiter zu der Abteilung „Techniken“;
diese soll uns zeigen, wie die Form den Eigenschaften
des Stoffes angepaßt sein muß, wenn ein gutes Kunst
werk entstehen soll. Es sind die betreffenden Beispiele
fast ausschließlich der Kunst der Vergangenheit ent
nommen, und es ist bei der lebhaften Entwicklung unsrer
heutigen Kunst wertvoll, an längst anerkannten Beispielen
einen bestimmten Maßstab zu haben und zu beobachten,
welche reiche Mittel schon in früherer Zeit dem Kunst
handwerker zur Verfügung gestanden hatten; auch kann
man an diesen alten Beispielen wieder den ganzen Reiz
der handwerklichen Arbeit erkennen und schätzen lernen,
ja es ist wohl das einzig richtige, wenn wir wieder die
Mittel studieren, denen die Vergangenheit ihre Erfolge
verdankt und davon uns das zu eigen machen, was für die
Gegenwart noch zu brauchen ist. (Schluß folgt)
Wettbewerb Krankenhaus Tuttlingen
Dem Ausschreiben lag folgendes Programm zugrunde:
Das Gebäude, das östlich der Stadt auf einen Nordwest
abhang zu stehen kommt, ist für 70 Betten einzurichten,