FÜR WÜRTTEMBERG
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STUTTGART, 1!. NOVEMBER 1906
Inhalt: Von der Nürnberger Landesausstellung. — Karlsruher Wohnhauskunst. — Wettbewerb Deutsches
Museum in München. — Vereinsmitteilungen. — Abbildungen aus dem Schweiz. Kunstkalender 1907. —
Wettbewerbe. — Kleine Mitteilungen. — Personalien. — Bücher.
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Alle Rechte Vorbehalten
Von der Nürnberger Landesausstellung
Von Baurat C. Schmid
Einleitung. Für den Ingenieur sind beim Studium
von Ausstellungen zuverlässige Angaben über den aus
gestellten Gegenstand unentbehrlich. Die einfache Be
schauung genügt in seltenen Fällen, um die ausgestellte
Sache zu durchschauen, ihre Gestaltung ganz zu erkennen
und sie auf ihren Wert beurteilen zu können.
Wer in Nürnbergs Landesausstellung der Halle für
das Kunstgewerbe sich zuwandte und den umschlossenen
herrlichen Garten durchschritt, empfand an sich selbst,
daß dieser Garten die Stimmung des Besuchers beein
flussen sollte und daß er selbst durch denselben beein
flußt wurde. Zweck, Mittel und Wirkung lagen sofort
klar zutage.
So offen liegen die Verhältnisse bei Konstruktionen
nicht vor dem Besucher.
In richtiger Erkenntnis des Bedürfnisses einer Er
läuterung für konstruktive Ausstellungsgegenstände sind
denn auch auf der 3. Nürnberger Landesausstellung ebenso
wie bei ihren zwei Vorgängerinnen von dem bayrischen
Staat, der sich diesmal in noch umfassenderem Maße als
Aussteller beteiligt hat, vortrefflich bearbeitete Kataloge
geboten worden, und die Stadt Nürnberg hat sich bezüg
lich ihrer eignen Ausstellung diesem Vorgang angeschlossen.
Die folgenden Mitteilungen enthalten Auszüge aus
solchen amtlichen Angaben, ferner eigne Aufschriebe in
der Ausstellung und endlich Erhebungen, welche an den
Bauten im Lande draußen selbst gemacht worden sind.
I. Straßenchaussierung in Nürnberg.
Herstellung. 20cm Packlage aus quarzreichem
Sandstein (Quarzit), 10 cm hohe aufgewalzte Schotter
decke aus Jurakalk, 20 cm breite Randsteine aus Granit
und mit Granit gepflasterte Halbkantel. W enn die Straße
so weit angebaut ist, daß Aufgrabungen für Hausleitungs-
anschltisse nicht mehr bevorstehen, wird die abgenutzte
Kalkschotterdecke mit Basaltschotter überdeckt.
Straßenkreuzungen auf ganze Ausdehnung mit Granit
gepflastert.
Unterhaltung. Gemischtes System. Kleine Schäden
mit Feinschotter, 35 mm Korngröße, ausgebessert, größere
Flickungen mit 40 mm Schotter mittels Pferdewalze be
festigt. Bei ganzen Deckungen 50 mm Schotter und
Dampfwalze.
Ungleich abgenutzte Flächen werden aufgerissen. Auf
reißer von Bobe-Dresden um 2386 M. beschafft.
Dampfwalze samt Zubehörden, Reserveteilen und
Arbeitswagen von Maschinenbaugesellschaft Heilbronn um
15800 M. erworben.
Teerungen mit 2,5 1/qm wurden versucht und fort
gesetzt.
II. Straßenpflasterung in Nürnberg.
Die meisten Arbeiten des Tiefbaues werden zwar im
Selbstbetrieb ausgeführt, trotzdem kommen größere Stein
pflasterungen, Asphaltierung u. dergl. bei der Straßen
befestigung zur Vergebung an Unternehmer.
Steinpflaster. Granit ist das hauptsächlichste
Pflastermaterial, es bedeckt etwa 500 000 qm Straßen
fläche. Verwendet werden die härtesten Granite des
Bayrischen Waldes in unterhauener rechtwinkliger Form.
Höhe 15,5—16,5 cm, Länge 17—21 cm, Breite 15,5—17 cm.
Untergrund reiner Quarzsand, daher Unterbau aus Vor
lage oder dergl. entbehrlich. 1000 Steine, auf den Lager
platz geliefert 320—340 M., fertige Pflasterung 13 M. 50 Pf.
per Quadratmeter. Dauer bei starkem Verkehr etwa
14 Jahre, bei mittlerem 30—40 Jahre. Abnutzung be
steht hauptsächlich in Abrundung der Köpfe.
Frühere Pflasterung aus Keupersandsteinen mit quar
zigem Bindemittel wurde verlassen wegen ungleicher Härte
der Steine.
Versuche mit Dioritpflaster wurden aufgegeben, das
Material hatte Haarrisse und verfiel deshalb der Zer
störung durch Frost.
Holzpflaster aus schwedischem Kiefernholz, her
gestellt von Freese in Berlin, hat sich bei mittlerem
Verkehr bisher sehr gut bewährt. Klotzhöhe 13 cm,
Breite 8 cm, Länge 18 cm, Unterbau 20 cm Beton mit
Rauhstrich. Fugenstäbe in der Längsrichtung 40/9 mm.
Ausguß Zementmörtel. Kosten samt Unterbau 16 M. 50 Pf.
per Quadratmeter bei dreijährig unentgeltlicher und ferner
hin siebenjähriger Unterhaltung um 25 Pf. per Quadrat
meter durch den Unternehmer. Fläche bis jetzt 3000 qm.
Aelteste Pflasterung neunjährig.
Australisches Hartholz auf zwei stark befahrenen
Strecken angewendet. Glatt, daher in Steigungen un
zulässig. Unterbeton 15 cm hoch mit 15 mm Rauhstrich
darauf. Klotzhöhe 10 cm. Holzpflaster ohne Beton
17 M. 25 Pf. per Quadratmeter. Tallow-wood von Stärker
■& Fischer in Leipzig unter fünfjähriger Garantie verlegt.