374
BAUZEITÜNG
Nr. 46
kunft gegenüber alle Verpflichtungen erfüllt. Zur Frage
der Schiffahrtsabgaben wurde beschlossen, in der
streng ablehnenden Haltung zu verharren, wie man das
auch in Baden tue, da bei einer kilometrischen Berech
nung Württemberg, Baden und Elsaß-Lothringen die am
meisten geschädigten Länder wären. Nachdem Ober
bürgermeister Dr. Mülberger-Eßlingen noch auf das
Vorbild des großen schwedischen Kanals Jönköping—Stock
holm verwiesen, schloß der Vorsitzende die an interes
santen Anregungen reiche Sitzung.
Jahrhundertfeier der deutschen Technischen
Hochschule in Prag. Im Beisein angesehener Fest
gäste aus Deutschland und dem Ausland feierte die
deutsche Technische Hochschule Prags am 10. November
die Hundertjahrfeier ihres Bestandes. Die tschechischen
Professoren, die ihr Erscheinen zugesagt hatten, sagten
wegen des angeblich großdeutschen Charakters des Jubi
läums ab (!). Namens der Deputation der Universitäten
des Deutschen Reiches überbrachte Prof. Koken-Tübingen
Glückwünsche. Rektor Prof. Dr. Grantz-Berlin überbrachte
Glückwünsche der technischen Hochschulen und Berg
akademien Deutschlands und überreichte gleichzeitig eine
Glückwunschadresse der Technischen Hochschule Berlins
und der Technischen Hochschule in Hannover. Namens
der Technischen Hochschule in Dresden überbrachte
Rektor Prof. Dinde der Prager Anstalt, mit der die
Dresdner Hochschule durch politische und geographische
Bande verknüpft sei, Glückwünsche und sprach den
Wunsch aus, daß die innigen Beziehungen, die zwischen
beiden Hochschulen herrschen, wachsen, blühen und ge
deihen mögen. Von stürmischem minutenlangen Beifall
begrüßt, verlas der Vertreter der Technischen Hochschule
in Helsingfors, Prof. Holmberg, die Glückwunschadresse
der Anstalt, in welcher darauf hingewiesen wird, daß
die Technik in Helsingfors nach germanischem Muster
organisiert wurde. Beim Bankett toastete unter stür
mischem Beifall Geheimrat Engler - Karlsruhe auf die
älteste Schwesteranstalt auf dem alten Boden des heiligen
römischen Reiches deutscher Nation, die trotz der Grenz
pfähle als zur deutschen Kulturwelt gehörend betrachtet
wird. Am Sonntag, den 11. November wurde in feier
licher Weise der Grundstein gelegt zu dem neuen Bau
der deutschen Technischen Hochschule; zu der Feier
waren unter zahlreichen Festgästen auch Vertreter des
Unterrichtsministeriums und der Statthalterei erschienen.
Personalien
Württemberg. Verlieben; dem tit. Baurat Dr.-Ing. Oskar
v. Miller in München das Ehrenkreuz des Ordens der Württ.
Krone.
Promotionen znm Doktor-Ingenieur. Von der Kgl. Tech
nischen Hochschule in Stuttgart wurden im Laufe des Studienjahrs
1906/06 zu Doktor-Ingenieuren promoviert: auf den Antrag der
Bauingenieurabteilung: der Regierungsbauführer G. Thiem von
Leipzig; auf den Antrag der Maschineningenieurabteilung: der
Regierungsbauführer K. Pfleiderer von Waiblingen.
Bücher
„Der Süddeutsche Maler.“ Unter diesem Titel erscheint eine
neue Fachzeitschrift, deren Herausgeber Hugo Matthäs, Stuttgart,
ist. Die künstlerische Leitung des Unternehmens liegt in den be
währten Händen von Professor Rochga, Lehrer an der Lehr- und
Versuchswerkstätte der Kgl. Kunstgewerbeschule in Stuttgart. Im
„Süddeutschen Maler“ soll echte Gewerbekunst mit dem praktischen
Leben, mit der Dekorations- und Zimmermalerei enge Fühlung ge
winnen. Das neue Fachblatt ist nicht nur für Dekorations- und
Zimmermaler, Anstreicher u. s. w., sondern auch für Architekten
und Werkmeister von Interesse. Der Preis beträgt vierteljährlich
2,50 M. für 6 Hefte nebst allen Beilagen. Probehefte werden vom
Verlag J. F. Steinkopf, Stuttgart, gratis gesandt.
Kurze Anleitung zur Berechnung von Flächen und Körpern
für Schule und Praxis von H. Heiliger. Verlag E. B. Meyer-Stutt
gart. 53 Seiten mit 81 Abbildungen. Das vorliegende Büchlein
zeichnet sich durch sehr klare und übersichtliche Darstellung aus.
Die ausgefiihrten Beispiele belehren über die zweckmäßige Anord
nung der Rechnung. Da die Auswahl des behandelten Stoffes den
Bedürfnissen der Schule und der Praxis, soweit elementare Formen
in Betracht kommen, durchaus entspricht, kann das Büchlein bestens
empfohlen werden.
Mit nahender Wintersaison hat die Deutsche Gartenstadt-
Gesellschaft unter dem Titel „Die Gartenstadt in Wort und
Bild“ ihren illustrierten Prospekt für Lichtbildervorträge versandt.
Die Schrift enthält eine kurze Darstellung der Gartenstadtidee und
wirft Streiflichter auf die verschiedenen hygienischen, wirtschaft
lichen und kulturellen Fragen (Wohnungsreform, Dezentralisation,
Innenkolonisation), mit denen diese Idee verknüpft ist. Die bei-
gegebeneu Illustrationen (Proben aus der Lichtbildersammlung der
Gesellschaft) geben eine Vorstellung von der Durchführbarkeit und
Bedeutung des Problems. Die Vorträge dürften in den ver
schiedensten Vereinen regem Interesse begegnen, was auch die
beigefügten Listen über bereits gehaltene Vorträge zu bestätigen
scheinen.
Beton-Kalender 1907, Taschenbuch für Beton- und Eisenbeton
bau sowie die verwandten Fächer. Unter Mitwirkung hervorragender
Fachmänner herausgegeben von der Zeitschrift „Beton und Eisen“.
II. Jahrgang. Neu bearbeitet und bedeutend erweitert. Kl. 8 °.
Mit über 900 Textabbildungen und einer Tafel. I. Teil in Leinen
gebunden, II. Teil geheftet. Preis beider Teile zusammen 4M. Berlin,
Verlag von Wilhelm Ernst & Sohn. Die wichtigeren Artikel wurden
in dem vorliegenden Jahrgang andern Fachmännern übergeben als
in dem in Fachkreisen mit so großem Interesse aufgenommenen
I. Jahrgange, um so unter Beibehaltung der einmal gelieferten wert
vollen Arbeiten dem Buche neue Gesichtspunkte zuzuführen. Fast
alle Kapitel haben eine Neubearbeitung erfahren. An neuen Ab
schnitten sind hinzugekommen: Stützen- und Futtermauern von
Ingenieur Krüger-Hamburg, Konsolbauten von Ingenieur Heim-
Breslau, Fachwerkbalkenbrücken von Prof. Förster-Dresden, Eisen
bahnbrücken von Ingenieur Ehrlich-Troppau, Kanalbrücken und
Brüokenkanäle von den Wasserbauinspektoren Schnapp & Engelhard-
Berlin, Eisenbahnschwellen von Baudirektor W. Ast - Wien, Röhren
von Architekt R. Braunwald-Ulm und Formmaschinen für Beton
hohlsteine von Ingenieur Albrecht-Berlin. Im I. Teil sind
die Neubearbeitung des Kapitels Feldmessen durch Landmesser
Schewior-Münster und die verdienstvolle Neubearbeitung des Ab
schnitts Baustoffkunde von Ingenieur Burcharz hervorzuheben. Wir
empfehlen allen Fachleuten den Kalender aufs beste.
„Der Baumeister.“ Monatshefte für Architektur und Bau
praxis. Herausgeber Jansen & Müller, Architekten, Berlin. Ver
lag von Georg D. W. Callwey, München, Finkenstr. 2. Abonnements
preis vierteljährlich 6 M. Das Oktoberheft, das den neuen Jahr
gang eröffnet, bringt als architektonische Lösungen von eingebauten
resp. angebauten Reihenhäusern Berliner Wohnhaustypen der Archi
tekten Heinrich Schweitzer sowie Hart & Lesser dort. Dieselben,
in Photographie und geometrischen Zeichnungen in allen Einzel
heiten erschöpfend vorgeführt, sind vorbildlich für ähnliche Auf
gaben, wo es sich nicht nur um höhere ästhetische Ansprüche au
die Gestaltung der Fassaden, sondern vor allem um eine ökonomische,
dem außerordentlich hohen Werte der Grundstücke in höchst ge
schickter Weise Rechnung tragende Anlage der Grundrisse eines
Eigenwohnhauses zum Teil für mehrere Parteien handelt. Malerische
Entwürfe für Landhäuser von P. Thiersch, die höchst gelungenen
Festbauten des Münchner Schützenfestes von Emanuel v. Seidl
sowie die Aufnahme des berühmten Logenhauses Royal York in
Berlin von Andreas Schlüter vervollständigen dieses äußerst an
regende Heft, dem außer der reichen technischen Beilage noch der
Aufsatz „Ueber religiöse Kunst“ von Prof. F. Sesselberg beigefügt ist.
Hierzu eine Bildbeilage: Deutsches Museum in München
Verantwortliche Schriftleitung: Chefredakteur und Herausgeber Adolf Fausel,
Architekt W. Klatte, beide in Stuttgart. Adresse für alle Sendungen: Bauzeitung-
Stuttgart, Büchsenstr. 26B. Druck: Deutsche Verlags-Anstalt in Stuttgart