24. November 1906
BAUZEITUNO
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sind. Wie großzügig und ruhig schließen sich die
Fabrikbauten an die freundliche Ortschaft an. Nirgends
eine Zerstörung der Harmonie! Große Dächer und
weiße Putzfronten heben die ruhig gruppierten Massen
kräftig hervor. Ein schlanker Wasserturm gibt mit dem
Schornstein zusammen dem ganzen Komplex einen kräf
tigen Zentralpunkt. Und daß das Innere unpraktisch
wäre, wird niemand behaupten, der es besichtigt hat.
Es sind alle technischen Neuerungen verwendet, das
Innere hält, was das Aeußere verspricht. Auch für
kleinste Verhältnisse kann man in einfachen Formen etwas
Freundliches schaffen. Bei einem Bauherrn, der nur
einigermaßen mit sich reden läßt, ist viel zu erreichen.
Man zeige einem baulustigen Fabrikbesitzer Abbildungen
von Fabriken so vorbildlicher Art wie die Oberlenninger
Papierfabrik, und er wird sicher eine solche Anlage einem
rein praktischen, sonst aber häßlichen Bauwerk vorziehen.
Traurig ist nur, daß unsre kleinstädtische und ländliche
Bevölkerung durch die vielen schlechten Vorbilder einen
so mißhandelten Geschmack hat, daß es die oft stilvoll
schrecklichen, in den Farben schreienden Fabrikbauten
für schön hält und anfängt, diese Bauweise für feiner
und stattlicher anzusehen als die heimische freundliche
Bauweise. Auf einen weiteren Punkt möchte ich noch hin-
weisen. Wie oft kommt es vor, daß der Fahrikherr in der
Nähe seiner Fabrik ein Wohnhaus haben möchte. Er wird
naturgemäß in solchen Fällen den Fabrikbaumeister um
Pläne angehen, sei es, weil er meint, es könne dieser den
Bau so gut wie ein in diesem Fach erfahrener Architekt
ausführen, sei es, weil er seinem Fabrikerbauer nicht weh
tun will. In beiden Fällen wäre es natürlich nur ratsam,
wenn letzterer auf einen tüchtigen Architekten des
Wohnungsbaues hinweisen oder aber die selbständige
Bauausführung nur dann annehmen würde, wenn er selbst
geeignete und für diese Gebäude geschulte Kräfte auf
dem Bureau hat. Es ist wirklich ein Jammer, was für
sogenannte Villen oft die schönsten landschaftlichen Punkte
in entwürdigender Weise verunzieren. Ich hoffe, daß
man aus obigen Ausführungen keine Sonderinteressen,
sondern die Liehe und Fürsorge für unser landschaftlich
so gesegnetes Süd- und Westdeutschland herausfühlen
wird. Ich halte es auch vom volkswirtschaftlichen Stand
punkt für wichtig, dem Arbeiter eine ansprechende
Arbeitsstätte zu schaffen, wie man jetzt in ähnlicher
Weise den Schulen ein freundliches Gepräge zu geben
bemüht ist.
Von der Nürnberger Landesausstellung
(Fortsetzung statt Schluß) Von Baurat C. Schmid
Waldwege und Feldwege in Bayern.
Die Mitteilungen, welche in meinem Technischen
Studienheft Nr. 6 über Waldwege und Feldwege ver
öffentlicht sind, können aus dem in Nürnberg Ausgestellten
bereichert werden. Die Staatsforstverwaltung hat die
vollständigen Pläne ausgeführter und geplanter Wald
wege ausgestellt.
Für die Herstellung des „Garsdorferweges“ im
Herrenzimmer von Prof. Rieh. Riemersohmid, München. Aus dem Werk: „Das'deutsohe Kunstgewerbe 1906“, Verlag von F. Bruckmann A.-G., München
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