8. Dezember 1906
BAUZBITUNG
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Verlauf von vier Stunden wurde die rotglühende Decke
fünf Minuten lang dem kalten Strahl der Löschmann
schaft ausgesetzt, und endlich wurde die Fußbodenfläche
unter Anwendung schwachen Drucks unter Wasser ge
setzt. Das Resultat dieser Versuche war nach „ Scient. Am. “
ein teilweises Abblättern des Betons, das dem Gebäude
keinen wesentlichen Schaden brachte; ferner schlug ein
Wasserstrahl den Beton in der Mitte eines Trägers los,
so daß die Metallstäbe, welche die Armierung des Trägers
bildeten, auf einige Fuß Länge bloßgelegt wurden. Auch
einige leichte, keineswegs bedenkliche Risse wurden er
zeugt. Im übrigen war die ganze Decke nach der
schweren Prüfung, die unter Prof. Ira H. Woolson von
der Columbia-Universität ausgeführt wurde, in bester
Verfassung.
Besser aber als solch künstliches Feuer, bei welchem
ja niemals alle Faktoren der Wirklichkeit, geschweige
denn besondere Zufälle berücksichtigt werden können,
lieferte eine wilde Feuershrunst im Staate New Jersey den
Beweis von der großen Feuersicherheit armierten Betons.
In der Nacht des 6. April 1902 brannte das Werk der
Pacific Coast Borax Company zu Bayonne — ein vier
stöckiges Gebäude von 250 Fuß Länge und 200 Fuß Breite,
das auch noch einen einstöckigen Flügel besaß. Das Feuer
entstand durch Bruch eines Oelhauptrohres und war, da
es Nahrung an leichtentzündlichen Materialien fand, ein
außerordentlich heißes. Dies bewies die Menge ge
schmolzenen Gußeisens von der Maschinerie und des
Kupfers von den Dynamos und Motoren, welche sich
auf den selbst unbeschädigten Betondecken nach dem
Brande vorfand. Jeglicher Inhalt des Gebäudes ver
brannte vollständig, und nichts als der monolithische
Betonbau blieb zurück. Derselbe war in absolut vor
züglichem Zustande, so daß die tadellose Herstellung des
Gebäudes nicht einmal 1000 Dollar kostete. Den besten
Beweis für die Feuerfestigkeit des Materials bot die Tat
sache, daß trotz der wahrscheinlich über 1200 0 C starken
Hitze die vierstöckigen, 200 Fuß langen Seitenmauern,
die nicht einmal durch Quermauern verbunden waren,
nach dem Feuer absolut gerade standen, sich also nicht
einmal geneigt hatten. F. H.
Ziiin Wettbewerb Deutsches Museum
München
Dem Urteil des Preisgerichtes, das in Form eines
Gutachtens über die Entwürfe zur Errichtung eines Ge
bäudes für das Deutsche Museum in München nunmehr
vorliegt, ist in erster Linie zu entnehmen, daß zunächst
bei dem ersten Wahlgang alle diejenigen Entwürfe aus
geschieden wurden, welche nach der praktischen oder
architektonischen Auffassung der Aufgabe für die Aus
führung nicht in Frage kommen konnten oder welche
wesentliche Verstöße gegen das Programm enthielten. Es
waren dies im ganzen 18 Entwürfe, welchen beim zweiten
Rundgang weitere 7 Projekte folgten, die trotz mancher
Vorzüge teils der Grundrisse teils des Aufbaues für Zu
billigung eines Preises nicht geeignet erschienen. Bezüg
lich dieser 25 ausgeschiedenen Entwürfe wurde von der
Niederlegung der besonderen Gründe für die Ablehnung auf
Grund eines Preisgerichtsbeschlusses Abstand genommen.
Dieses sehr summarische Verfahren des Preisrichter
kollegiums muß einigermaßen befremden, wenn man be
denkt, daß ohnehin verhältnismäßig wenig Entwürfe zu
begutachten waren, so daß die Zahl der zu beurteilenden
Projekte der Zahl der Preisrichter fast gleichkam, ander
seits deshalb, weil die gegebene Begründung eine so un
genaue als möglich ist, so daß jeder der unterlegenen
Mitbewerber bezüglich der Ansicht des Preisgerichts
über sein Projekt vollständig im unklaren gelassen wird.
Es waren nun für die engste Wahl nur noch 6 Ent
würfe verblieben, von denen neuerdings 3 mit den
Kennworten „Unsre Heimat“, „Deutsch II“ und „ Archi-
medes“ ausgeschieden wurden, als für die Zuerkennung
eines Preises nicht geeignet.
Bei dem Entwurf mit dem Kennwort „Vorhof“ wird
die großzügige Grundrißanlage, die mit maßvollen Mitteln
erzielte architektonische Ausgestaltung gerühmt, nament
lich der Mittelbau, welcher in der Form der perspek
tivischen Darstellung einen wirkungsvollen Kontrast mit
den übrigen Baumassen bildet.
Gerügt wird die außerordentliche Weiträumigkeit der
Grundrißanlage und der etwas unvermittelte Abschluß
gegen Süden durch den Bau der Ausstellungshalle, deren
Achse in etwas zu schroffem Kontrast zur Hauptachse
der Insel steht, was erst nach der künftigen Ausführung des
Erweiterungsbaues für den Beschauer verschwinden wird.
Bei dem Entwurf mit dem Kennwort „Deutsches
Museum München“ werden die praktische Grundrißlösung
sowie der schöne Hof lobend erwähnt, in welchem der
Haupteingang wirkungsvoll betont ist. Ebenso wird der
maßvollen Zurückhaltung, die bei der äußeren Erschei
nung zum Ausdruck gebracht ist, anerkennend gedacht.
Es wird erwähnt, daß es dem Verfasser gelungen ist, die
beiden Hauptteile charakteristisch auseinander zu halten
und gleichzeitig eine befriedigende Gesamtwirkung zu er
zielen.
Gerügt wird die etwas unbedeutende Ausgestaltung
der zum Ehrensaal führenden Haupttreppe und die Aus
bildung des Maschinenhausanbaues, ferner die an der
Nordseite angebrachte bedeutungsvolle Durchfahrt, da
das hier vorliegende Gelände nicht für Museumszwecke
bestimmt ist.
Bezüglich des Entwurfes mit dem Kennwort „D. M.“
wird gesagt, daß sich dasselbe vor allen übrigen durch
künstlerische Reife auszeichnet, die Gruppierung der An
lage sei wirkungsvoll und in entsprechender Anpassung
an das Gelände erfolgt, die geforderte Durchfahrt sei
zweckmäßig angelegt und die Grundrisse entsprechen
allen wesentlichen Punkten und gestellten Anforderungen.
Wohl seien die wuchtigen Verhältnisse in dem durch
den Ehrensaal überbauten Teil nicht ganz entsprechend,
bei dem Umstande jedoch, daß die Hallenflächen um
mehr als 400 qm größer vorgesehen sind, als dies pro
grammäßig verlangt ist, könne diesen Punkten keine
ausschlaggebende Bedeutung beigelegt werden. Der
Hauptvorzug liege in der gelungenen Einfügung des
Baues in die Umgebung und in das Stadtbild, ferner in
der schönen Gruppierung der Baumassen und in der
Formensprache, welche den Zweck der einzelnen Bau
teile charakteristisch zum Ausdruck bringe.
Es folgte hierauf die Zuerkennung der Preise an die
drei letzterwähnten Projekte; über die Namen der Preis
träger schweigt eigentümlicherweise das Gutachten voll
ständig. Auch machte die Jury in keiner Weise von
dem Rechte Gebrauch, weitere Entwürfe, wie seitens der
Museumsleitung in Aussicht genommen war, zum Ankäufe
zu empfehlen.
Mag nun das Resultat des Wettbewerbs für das
Deutsche Museum ein befriedigendes sein oder nicht,
und mag man noch so sehr es begrüßen, daß das Projekt
„D. M.“, als dessen Verfasser Gabriel v. Seidl genannt
wird, den Sieg davongetragen hat, immerhin gibt die
Entscheidung des Preisgerichtes zu einigen Bedenken
Anlaß. Wenn man in Erwägung zieht, daß Gabriel
v. Seidl schon seit mehr als Jahresfrist sich mit dem
Vorentwurf beschäftigte, so darf es nicht sonderlich
wundernehmen, daß es keinem seiner Mitbewerber ge
lungen ist, ihm diesen Vorsprung abzugewinnen. Dieses
Vorprojekt lag dem Ausschreiben bei und war außer
dem durch eine Reihe von Publikationen in weitesten
Kreisen bekannt. Auf Grund dieses Vorprojektes war
das Programm aufgestellt, und es war daher nicht zu
verwundern, daß Programm und Vorprojekt sich in einigen