bäuzeitu:
FÜR WÜRTTEMBERG
BADEN HESSEN EL
SAS S - LOTHRINGEN*
STUTTGART, 29. DEZEMBEK 1906
Inhalt: Wettbewerb betr. die künftige Gestaltung des Münsterplatzes in Ulm a. D. —Deutsche Gesellschaft
für Gartenkunst. — Ratschläge für Bauten in ländlichen Ortschaften. — Deutsches Krankenhaus in Buenos
Aires. — Wettbewerbe. — Yereinsmitteilungen. — Kleine Mitteilungen. — Personalien. — Bücher.
•HAUSl-EIfN-
Alle Rechte Vorbehalten
Wettbewerb betreffend die künftige Gestaltung des Münsterplatzes in Ulm a. D.
Wir haben in einer besonderen Nummer der „Bau
zeitung“ die preisgekrönten und angekauften Entwürfe
für eine Bebauung des Münsterplatzes veröffentlicht. Außer
diesen rein architektonischen Entwürfen ist noch eine Reihe
andrer Pläne eingelaufen, die eine gärtnerische Aus
gestaltung des Platzes zur Grundlage haben. Da die
Stimmung der Ulmer Bürgerschaft einer Bebauung des
Platzes wenig günstig ist, so hat sich der Verein für
den Fremdenverkehr in Ulm a. D. zur Aufgabe gemacht,
eine Anzahl gärtnerischer Entwürfe, welche unter den
eingelaufenen Plänen hei
der Bürgerschaft besondere
Beachtung und Beifall fan
den, in weiteren Kreisen
bekannt zu machen und hat
sich mit unsrer Zeitschrift
behufs V eröffentlichung
dieser Pläne ins Benehmen
gesetzt.
In nachstehendem geben
wir eine bildliche Darstel
lung dieser Pläne mit ent
sprechenden Erläuterungen
und bemerken auf Wunsch
des Vereins für den Frem
denverkehr, daß dieser von
Anfang an den Standpunkt
eingenommen hat, es sollte
die Fernsicht von dem
früheren Hans Maierschen
Hause in der Hirschgasse,
welche ermöglicht, mit ei
nem Blick den Hauptturm
vom Boden bis zur Spitze
zu übersehen, unter allen
Umständen erhalten blei
ben, wie es zum Beispiel
auch bei der gotischen
Votivkirche in Wien, die
nur von gärtnerischen An
lagen umgeben ist, der Fall
ist. Nach Ansicht des
Vereins sollte auch ganz
besonders berücksichtigt
werden, daß sich von dem
Maierschen Hause in der
Architekt F. Stoller-Ulm
Hirsch gasse, das in einer Entfernung von ca. 130 m von
dem Hauptportal gelegen ist, die Pyramide des Münsters
in ihrer ganzen Pracht dem Beschauer zeigt, während
sich dieselbe um so mehr verkürzt und an architek
tonischer Wirkung verliert, je mehr man sich dem Haupt
portal nähert.
Endlich hält der Verein vom hygienischen Standpunkt
aus die Wiederbebauung des Platzes nicht für zweckmäßig
und zeitgemäß, insbesondere die Erstellung einer Markt
halle, die schlechte Luft gerade im Mittelpunkt der Stadt
verbreiten würde, während
man anderwärts überall be
müht sei, in der Mitte der
Stadt große gärtnerische
Anlagen zu errichten, wo
es sich nur irgendwie ohne
große Grunderwerbungen
durchführen lasse.
Nachstehend gehen wir
aus den Erläuterungs
berichten der einzelnen
Verfasser der ahgebildeten
Entwürfe einen Auszug,
der die wichtigsten Ge
danken enthält:
Entwurf des Architekten
F. Stoller -Ulm. West
licher Münster platz:
Beibehaltung der verlang
ten Platzfläche für Messe
und Markt, Vereinigung
des durch die verlängerte
Platzgasse ungünstig ge
teilten Hauptplatzes zu
einem Platz. Wiederauf-
stelluug des Löwenhrun-
nens, anschließend an das
Münster, im Hintergrund
dichter Baumbestand, dar
über die herrlichen Giebel
der nördlichen Giehelplatz-
häuser. Verlegung des
Musikpavillons zur Ver
besserung der Verkehrs
verhältnisse. Südlicher
Münsterplatz; Pflanzung