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BAÜZEITUNG
Nr. 52
Hinweis darauf, daß
er als Kunstgelehrter
zwar kein Urteil über
moderne Kunstbestre
bungen fällen wolle,
aber doch glaube, daß
eine Wiederbelebung
der an hoher Schön
heit reichen Renais-
sancegartenkunst den
heutigen Bedürfnis
sen, wo die Garten
kunst auf die breiten
Massen, nicht auf
enge aristokratische
und fürstliche Kreise
sich stützen müsse,
nicht ohne weiteres
entspreche.
Garteningenieur
Hanisch - Kattowitz
wies auf die große
soziale und ethische
Wichtigkeit der „Ar
beitergärten“ hin, die
der Schaffung von
Gelegenheit zu gärt
nerischer Betätigung
im kleinen Garten am
Hause für die Arbei-
terbevölkerung bei
zulegen ist; Seßhaft-
machung der fluktuie-
rendenÄrheiterschaft,
Hebung der Gesund
heitsverhältnisse, Entwöhnung vom Wirtshausbesuch sind
mehr noch eine Folge der Schaffung von Arbeitergärten
als der Errichtung von Arbeiterwohnungen. Das Ideal ist
das Arbeitereinfamilienhaus, mit einem Garten unmittel
bar verbunden. Die Bestrebungen, die in dieser Hinsicht
im oberschlesischen Industriebezirk seit mehr als fünf
zehn Jahren betätigt worden sind, haben, wie an Plänen
und Bildern nachgewiesen wurde, sehr erfreuliche Er
folge gehabt. Wohlgepflegte Parkanlagen innerhalb der
Arbeiterwohnviertel ergänzen die Wirkung solcher Gärten
wesentlich.
Die nächstjährige Tagung der Gesellschaft findet an
läßlich der Jubiläumsausstellung in Mannheim statt. Mit
derTagung in Nürn
berg war eine Aus
stellung vonPlänen,
Ansichten und Mo
dellen neuerer Gar
tenanlagen verbun
den, die ebenso wie
die Sonderausstel
lung der Gruppe
Bayern der Deut
schen Gesellschaft
für Gartenkunst
auf der Bayrischen
Landesausstellung
erkennen ließ, daß
die Bemühungen,
die, von den ver
schiedensten Seiten
ausgehend, auf dem
Gebiet der Garten
gestaltung einge
setzt haben, nicht
erfolglos geblieben
sind. 0. M.
Architekt Pierre Lefebvre-Rouen
Architekt Pierre Lefebvre -Rouen
Ratschläge für
Bauten in
ländlichen Ort
schaften
Das großherzog
lich sächsische Staats
ministerium zu Wei
mar hat den Schul-
und Kirchenvorstän
den des Großherzog
tums beachtenswerte
Ratschläge übermit
telt, die auch ander
wärts von Nutzen sein
werden. Die Erschei
nung der in den letz
ten Jahrzehnten in
ländlichen Ortschaf
ten aufgeführten öf
fentlichen Bauten, wie
Kirchen, Pfarreien
und Schulhäuser, läßt
zum großen Teil die
Aufnahme städtischer
Bauweise erkennen
und gibt deshalb zu
den nachstehenden Er
örterungen Anlaß.
Wenn es sich um
den Neubau einer
Dorfkirche, einer
Pfarrei oder eines
Schulhauses handelt,
wird gewöhnlich ein Architekt oder Baugewerksmeister
herangezogen, dessen Tätigkeit ihren Schwerpunkt in der
Ausführung städtischer Bauten hat. Dieser Techniker wird
daher meist die ihm aus einer ländlichen Ortschaft zugehen
den Aufträge in derselben Ausführung wie die städtischen
Bauten behandeln und damit Veranlassung geben, daß
ein Mißverhältnis zwischen den Bauten und der Oertlich-
keit entsteht, wo sie errichtet werden. Bisweilen wird
wohl auch von den ländlichen Kirchen- und Schulvor
ständen der Wunsch nach der Gestaltung eines Neubaues
in städtischen Bauformen ausgesprochen, weil die Meinung
besteht, durch einen solchen Bau der Ortschaft einen be
sonderen Schmuck zu verleihen. Diese wohlgemeinte Absicht
ist aber gewöhnlich
nicht nur mit einer
Steigerung der Bau
summe verbunden,
sondern sie verur
sacht auch höhere
Kosten für Unter
haltung und hat
außerdem zur Folge,
daß der Neubau zu
der Umgebung in
einem beklagens
werten Mißverhält
nis steht und den
bisher einheitlichen
Eindruck der Ort
schaft vernichtet.
Es erscheint daher
angezeigt, daß beim
Entwerfen von Dorf
kirchen , Pfarreien
und Schulhäusern
dem beauftragten
Techniker aus-