Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1906)

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BAUZEITUNG 
NB. 5 
während auf den Fortgang der Eisenbetonarbeiten Rück 
sicht genommen werden muß. Diese Rücksichten fallen 
bei den Körnerschen Youtendecken weg; sie sind daher 
vor allem da angezeigt, wo eine rasche Ausführung not 
wendig ist, und wurden bei dem Kaufhaus Schaarschmidt, 
das in ca. 4 Monaten fertiggestellt sein mußte, mit Yor 
teil angewandt. 
Am Sonntag den 24. Januar fand sodann eine eingehende 
Besichtigung des neuen Diakonissenhauses durch die Mit 
glieder des Vereins samt ihren Damen unter Führung 
der Herren Bild & Woltz statt. Nach einer Begrüßungs 
ansprache durch Dekan Leypoldt erläuterte Professor 
Dr. Steinthal in entgegenkommendster Weise seine 
Operationszimmer mit den verschiedenen Einrichtungen, 
woran sich ein Gang durch die üblichen Räumlichkeiten 
des Hauses anschloß. —n— 
WETTBEWERBE 
Lörrach (Baden). Der Termin des Preisausschreibens 
für Arbeiterhäuser der Firma Suchard (vgl. Nr. 52 Jahr 
gang II) ist bis Ende Februar verlängert worden. Preis 
richter sind: Baurat Lambert-Stuttgart, Architekt Eugen 
CoLOMB-Neuchätel, Regierungsbaumeister Mallbbrein- 
Freiburg i. B. 
Mülhausen i. E. Zur Erlangung von Entwürfen für 
einen Saalbau wird unter den im Deutschen Reich an 
sässigen oder aus Elsaß-Lothringen stammenden Architekten 
ein öffentlicher Wettbewerb ausgeschrieben. Es sind Preise 
von 6000, 3500 und 2500 M. ausgesetzt. Einlieferungs 
termin 25. Juni. Alles Nähere enthält die Bekanntmachung 
des Bürgermeisters von Mülhausen im Anzeigenteil dieser 
Nummer, 
KLEINE MITTEILUNGEN 
Wüettembeegischer Kunstgeweebeveeein. Der nächste 
Vortragsabend findet am 13. Februar abends Uhr im 
Vortragssaale des Landesgewerbemuseums statt. Schrift 
steller Marquard wird einen Vortrag mit Lichtbildern 
über „Deutsche Volkstrachten“ halten. Der angekündigte 
Vortrag von Peter Behrens und die Ausstellung seiner 
Arbeiten sind verschoben worden. Die Haustein-Aus 
stellung bleibt noch bis Mitte Februar. 
Wüettembeegischer Kunstveeein Stuttgart. Neu aus 
gestellt; Die Schwestern, Dame inPelz, Dame mit Blumen 
korb, Junge Mutter, Dame mit Foxterrier, Mandolinen 
spielerin, 3 weibl.Köpfe von Georg Papperitz; 19 Gemälde 
von H. Liesegang; Aufgehender Mond von G.Kampmann; 
Porträt von E. Wundt; Porträt von O. Jung; Landschaft 
von E. Stammbach; 3 Gemälde von G. v. Hoven; Vor 
dem Hause, Stilleben von G. Winkler; Rosenzeit von 
T. Eckardt; Thüringer Dorfmühle von H. Enders; Hafen 
bild aus Emden von E. Petrich; 4 Aquarelle von Ed. Zetsche; 
Aquarelle von J.Rist; Originalradierungen von Doris Raab, 
Georg Fritz u. s. w. 
Sanierung dee Altstadt Stüttgaet. Die Vorarbeiten 
für die Sanierung der Altstadt sind so weit gediehen, daß 
am 1. April mit dem Niederreißen der Häuser begonnen 
werden kann. Zunächst soll nur eine Häuserreihe an 
der Steinstraße und eine solche an der Geißstraße nieder 
gelegt werden, um dann sofort die Neubauten in Angriff 
zu nehmen, die womöglich alle noch vor dem Winter, 
wenigstens im Rohbau, fertiggestellt werden sollen. Bei 
den Vorarbeiten erfordert insbesondere eine möglichst 
zweckentsprechende Einteilung der einzelnen Bauplätze ein 
eingehendes Studium. Der Verwaltungsrat des Vereins für 
das Wohl der arbeitenden Klassen hat kürzlich auch die 
Künstlerkommission gewählt, der die Pläne für die Neu 
bauten zur Begutachtung vorgelegt werden sollen. Dieser 
Kommission gehören die Professoren Th. Fischer, R. v.Haug 
und Oberbaurat v. Reinhardt an. 
Karlsruhe. Wie die „Bad. Pr.“ mitteilt, ist Professor 
Feiedeich Ratzel infolge von Ueberarbeitung an einem 
Nervenleiden erkrankt, das ihn gezwungen hat, sich in 
ärztliche Behandlung zu begeben und eine Zeitlang auf 
seine Berufstätigkeit zu verzichten. 
V EEBINIGUNG VON V EE W ALTUNGSIN GENIEU EEN DEsHeiZUNGS- 
eaches. Unter dieser Bezeichnung haben die in den Ver 
waltungen des Staates, der Provinzen und der Städte be 
schäftigten Heizungsingenieure eine Vereinigung gebildet. 
Den Vorstand bilden zurzeit: Stadtbauinspektor Schmidt- 
Dresden, städt. Maschinen- u. Heizungsingenieur Keetsch- 
MEE-Halle a. S. und Stadtbauingenieur ZBCHBL-Leipzig. 
BAUTECHNISCHE RUNDSCHAU 
Der Dauerbrandofen „Polydoe“, Deutsches Reichs 
patent. Ein ganz neues System auf dem Gebiete der 
Feuerungstechnik stellt der Dauerbrandofen „Polydor“ von 
Karl Ehnes, Herd- und Ofenfabrik, Stuttgart, dar. Wäh 
rend der Amerikanerofen den Nachteil hat, daß die Kon 
struktion zu sehr von der äußeren Form abhängig gemacht 
wird und beim neuen Ofen der alte Fehler nicht nur mit 
herübergenommen wurde, sondern auch noch weitere 
Fehler sich eingeschlichen haben, ist es für ein neues 
System offenbar von allergrößtem Vorteil, einen Grund 
typ zu schaffen, welcher als Markstein der Konstruktion 
dauernd festgehalten und in keiner Weise jemals von 
den äußeren Formen eines Ofens abhängig wird. Der 
unzweifelhafte Vorzug des Amerikanerofens im Gegen 
satz zum Irischen Ofen, daß die Heizgase vom Ver 
brennungsraum aus derart abgeleitet werden, daß sich 
die im toten Magazin aufgespeicherten Kohlenvorräte 
nicht entzünden, hat auch Nachteile im Gefolge, denn bei 
allen bisher geschaffenen Konstruktionen entstehen da 
durch zwischen dem Füllschacht und den äußeren Wan 
dungen des Ofens Hohlräume ohne jede Berechtigung, 
die nur das Funktionieren des Ofens nachteilig beein 
flussen, indem sich hier die Kohlenoxydgase stauen und 
verhindern, daß sich die Füllschachtwandungen abkühlen 
und gleichzeitig noch als Heizfläche zu wirken vermögen. 
Dazu kommt noch ein weiterer Fehler, der immer mit 
Rücksicht auf die äußere Form begangen wird. Derselbe 
besteht darin, daß die Heizgase keinen stetig ununter 
brochenen Weg und die Feuerzüge in den meisten Fällen 
Querschnittsveränderungen erhalten. Durch die geschil 
derten Mängel entstehen gerne Explosionen und Kohlen- 
oxydgasausströmungen. Als ganz eminenter Vorzug muß 
beim Amerikanerofen die Zentralregulierung bezeichnet 
werden, denn man ist damit wirklich in die Lage ver 
setzt, den Ofen rasch anzuheizen wie sofort abzustellen 
und ebenso den Brand in einer gewissen Stärke dauernd 
zu erhalten. Ein Nachteil der Regulierung liegt nur 
darin, daß das Anheizen die Heizgase vermittelst einer 
Klappe vom Feuerraum auf dem nächsten Wege zum 
Kamin führt. Bei nicht sorgsamer Hut wird der Augen 
blick zum Abstellen des Ofens gerne verpaßt, und wenn 
der Feuerkörper des Ofens nicht ganz oder teilweise zer 
stört worden ist, so wird sicherlich der komplizierte 
Mechanismus zur Betätigung der Regulierung beschädigt, 
zumal wenn derselbe einen so ungünstigen Platz wie an 
der Seite des Ofens einnimmt. Schließlich bleibt als 
Nachteil des Amerikanerofens noch zu erwähnen, daß die 
Anordnung eine zu große Tiefengliederung des Ofens im 
Gefolge hat, ohne daß die Wandungen der Züge zur 
Genüge als Heizfläche freigelegt werden. 
Auf Grund der genannten Nachteile gilt als Richtschnur 
für das neue System: Grundtyp als Heizkörper mit ge 
ringster Tiefengliederung, unter größtmöglicher Ausnutzung 
der Heizgase für die freie Heizfläche durch praktische 
Führung der Feuerzüge unter Vermeidung von Hohl 
räumen und Querschnittsverengungen und mit zentraler, 
möglichst vereinfachter und geschützter Regulierung. Bei
	        
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