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BAUZEITUNU
NR. 6
alten Richtungen sich bewegen und möglichste
Stiltreue anstreben. Es ist nicht unbescheiden,
wenn wir freie Bahn für die Konkurrenten ver
langen. Den Künstlern soll die Möglichkeit des
Wettstreites, die auf diesem Felde gewöhnlich
versagt ist, zurückgegeben werden. Wir müssen
verhüten, daß die Denkmalpflege eine Gefahr für
die lebende Kirnst wird!
Alle Faktoren des öffentlichen Lebens mögen
dazu beitragen, daß Denkmalpflege und moderne
Kunst gleich zwei Geschwistern Hand in Hand
gehen! Mögen namentlich auch die Provinzen
eine rege Tätigkeit in diesem Sinne entfalten!
Mögen sie selbständig, in üebereinstimmung
mit dem Staate handeln! Ich glaube, daß den
Provinzen auf dem Gebiete der Kunstpflege noch
ein reiches Feld eröffnet werden könnte. Sollte
es zum Beispiel nicht möglich sein, daß in
Bayern jeder der acht Regierungsbezirke jähr
lich eine größere Summe, etwa 10—12 000 M.,
für Kunstpflege in seinen Etat aufnimmt und
— das wäre so wichtig wie die Bereitstellung
der Betrages selbst — den Vorschlag für die
Genehmigung der künstlerischen Projekte eignen
Kreiskunstkommissionen überträgt? Dadurch
würde für das ganze Land das Doppelte der
Summe flüssig werden, die der Staat für diesen
Zweck zur Verfügung hat. Und es wäre eine
gewisse Dezentralisation der Kunstpflege an
gebahnt, die uns den alten Verhältnissen, wie
sie bis zum Anfänge des 19. Jahrhunderts zum
Segen der Kunst geherrscht hatten, wieder näher
brächte. Durch die Schaffung neuer kleiner Mittelpunkte
für Kunstpflege neben der Hauptstadt würden die Künstler
mehr als bisher veranlaßt werden, ihren Wohnsitz wieder
in den Provinzen zu nehmen. Der Kunst würde die
Anregung, die der eigenartige Charakter von Land und
Volk, von Natur und alten Denkmälern bietet, mehr zu
gute kommen als bis jetzt.
In den alten Bau- und Kunstdenkmälern wurzelt ein
Stück unsers nationalen Daseins, das wir hegen und
pflegen wollen, nicht bloß um seiner selbst willen, sondern
auch als Nährboden einer fruchtbaren schöpferischen
Tätigkeit der Gegenwart und froher Hoffnungen für die
Zukunft.
INTERIEURS VON PAUL HAUSTEIN. Die
nebenstehend abgebildeten Zimmereinrichtungen
wurden von Paul Haustein für das Haus Barth
in Ludwigsburg entworfen, dessen Innenausstat
tung Architekt Friedrich Haußer in Lud
wigsburg Paul Haustein übertrug, nachdem er
auf ihn durch einige in Nr. 26 Jahrgang II der
Bauzeitung abgebildete Interieurs aufmerksam
geworden war. Die Möbel des Schlafzimmers
wurden in naturfarbigem Birnbaumholze mit
Intarsien von Schreinermeister Volz-Stuttgart, die
des Wohnzimmers in dunkelbraunem Eichenholz
mit Rindlederbezügen von der Stuttgarter Leder
möbelfabrik Alfred Bühler ausgeführt. Der auf
der perspektivischen Ansicht rechts stehende
Armlehnstuhl befindet sich gegenwärtig in der
Haustein-Ausstellung im Landesgewerbemuseum.
WALDHAUS IN LIEBENZELL VON AR
CHITEKT FR. HAUSSER-LUDWIGSBURG
(Abbildungen und Grundrisse umstehend). Es
wurde für Frau verw. Hauptmann J. A. Jakobi-
Straßburg als Sommersitz erbaut. Das Unter
geschoß ist in Buntsandstein ausgeführt, das
gatize Haus mit naturfarbigen Schindeln ver
kleidet und das Dach mit roten Biberschwänzen
gedeckt. Die Ornamente der Läden und auf
der Unteransicht des weit vorstehenden Daches
sind blau auf weißem Grunde. Die Baukosten
betrugen 18 000 M., worin die Ausstattung des
Wohnzimmers mit Holzdecke, Wandvertäferung
und Kachelofen einbegriffen ist.
HAUS FÜR DIE LANDSMANNSCHAFT SCHOTT
LAND IN TÜBINGEN (Abbildungen auf sbitb 48.)
Das Haus erhebt sich in schöner freier Lage mit Aus
sicht auf die Stadt und das Neckartal auf der rechten
Seite des Oesterberges in einem Garten mit vorhandenem
prächtigen Baumbestand. Es ist eines der kleinen
Tübinger Studentenhäuser, geschaffen für das intime
Leben einer weniger zahlreichen Waffenverbindung.
Der Grundriß zeigt hinter einer kleinen Vorhalle eine
geräumige Empfangshalle, um welche sich der Kneipsaal
mit Schenke und Konventzimmer, die Garderobe mit
Toilette sowie das Treppenhaus gruppieren. Kneipsaal
Zollamtssteg in Wien
Aus: „Friedrich Ohmanns Entwürfe und ausgeführte Bauten“. Verlag Anton Schroll & Co., Wien