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BAUZE1TUNG
NB. 7
würden, namentlich auch der Umstand, daß zu einem
Techniker die gleiche Intelligenz nötig ist wie bei einem
sonstigen Beamten, müßte die ungesunde üeberfüllung
im Baufach bald aufhören; viele junge Leute würden
davor bewahrt, große Enttäuschungen zu erfahren, auch
würde dadurch den Eltern viel Geld gespart, das dem
jungen Mann zum Beginn eines eignen Geschäfts viel
nützlicher wäre. R-
YEREINSMITTEILUNGEN
Wüettembergischer Verein edr Baukunde. ln der
3. ordentlichen Versammlung am 10. Februar wurden zu
Beginn 3 Neuaufnahmen (Regierungsbaumeister Lam-
parter-Biberach und Tränkle-Reutlingen sowie Regierungs
bauführer Rappold-Stuttgart) vollzogen und ein Austritt
(wegen Krankheit) mitgeteilt. Alsdann berichtete Bau
inspektor Pantle über das Ergebnis der in der letzten
Woche stattgefundenen Kommissionssitzung zur Beratung
der vom Verband vorgeschlagenen Entwürfe für Verträge
zwischen Bauherren und Architekten sowie zwischen
Architekten und ihren Angestellten. Die Versammlung
beschloß auf Antrag von Oberbaurat Mörike, in der Frage
der Schiedsgerichte die Bestimmung zu streichen, nach
welcher der Obmann dem Juristenstand anzugehören
habe. Nach Erledigung dieser geschäftlichen Angelegen
heiten erhielt Oberbaurat Neuerer das Wort zu einem
Vortrag über die von ihm im letzten Jahr erbaute Wall
straßenbrücke in Ulm. Der Uebergang von den Stein-
zu den Betonbrticken ist in Württemberg vor allem durch
die Namen: Koch, Reinhard, Leibbrand-Sigmaringen
sowie Präsident v. Leibbrand bezeichnet. Bei der Eisen
bahnverwaltung machte Präsident v. Schlierholz an der
Oberschwäbischen Bahn den Anfang mit der Betonbau
weise, die seither, namentlich zur Beseitigung schienen
gleicher Uebergänge, weite Verbreitung gefunden hat.
Die Wallstraßenbrücke in Ulm ist mit einer Lichtweite
von 65,45 m die weitestgespannte im Lande. Sie
dient zur Ueberführung des neuen Güter- und Rangier
bahnhofs in Ulm, der sich von der westlichen Umwal
lung bis nach Söflingen hinzieht, überschreitet im ganzen
13 Gleise und ist in der unmittelbaren Fortsetzung der
Straße zur Kienleskaserne gelegen. Der Bogen ist ein
Dreigelenkbogen mit ausgekragten Widerlagern. Die Höhe
der Fahrbahn über den Gleisen beträgt 15 m, die beider
seits in gleicher Höhe liegenden Kämpfer gelenke haben
einen Abstand von 57 m; die Breite der Fahrbahn
zwischen den Brüstungen ist 10 m; dieselbe steigt von
beiden Seiten nach der ßrtickenmitte zu mit 4 bezw. l°/ 0 .
Die Gelenke wurden, mit Rücksicht auf den hohen Druck,
aus bestem Siemens-Martin-Gußstahl hergestellt und sind
an den Walzflächen geschliffen. Der nach der Korb
bogenlinie geführte Brückenbogen besteht aus gewöhn
lichem Beton, wogegen die Fahrbahntafel und die sie
stützenden Pfeiler in Eisenbeton ausgeführt sind, des
gleichen die Gehwege. Der für diesen Beton erforder
liche Schotter wurde zum Teil aus den abgebrochenen
Festungsmauem gewonnen; hierbei wurden die Steine
sorgfältig ausgelesen und nur die allerbesten zucker
körnigen Stücke verwendet. Die Zerkleinerung geschah
durch eine Steinbrechmaschine. Die Betonierung wurde
nach einzelnen Lamellen ausgeführt, und zwar gleich auf
die ganze Breite der Brücke. Es kamen so jeden Tag
50—75 cbm Beton zur Verarbeitung. Der ganze Bogen
erforderte 15 Tage, einschließlich der mit besonderer
Sorgfalt behandelten Gelenklamellen. Die Ausschalung
und Absenkung des auf 104 Sandtöpfen ruhenden Lehr
gerüstes erfolgte erst nach vollständiger Aufbringung der
Tafel. Es ergab sich eine größte Scheitelsenkung von
nur 8,3 mm. Die Bauzeit betrug 11 Monate, die Kosten
158 670 M.; somit kam 1 cbm auf 35 M. Die Bauleitung
hatte die Bahnbausektion Ulm. Zum Schluß wies der
Redner auf die gelungene, alles Kleinliche vermeidende
Architektur — ein Werk von Architekt Bonatz — hin,
die voll und ganz die Wucht des gewaltigen Bogens
zum Ausdruck bringt, und knüpfte daran die Bemerkung,
daß nur durch Zusammenarbeiten von Ingenieur und
Architekt wirklich Gediegenes geleistet werden kann.
In den anschließenden Erörterungen sprach Baurat Leib
brand den Wunsch aus, es möchten die Gelenkbewegungen
noch jahrelang fortgesetzt werden, um auf diese Weise
zu festen Erfahrungsergebnissen zu gelangen. Sodann
gaben noch Professor Schwend sowie Baurat Guoeniian
ihrer lebhaften Freude über das schöne, seinen Meister
lobende Bauwerk Ausdruck. (Eine bildliche Darstellung
der Brücke wird noch folgen. Red.) n.
Deutscher Arbeitgebeebund eüe das Baugewerbe. E.V.
Der Arbeitgeberverband für das Baugewerbe im Kreise
Calbb zu Schönebeck ist dem Deutschen Arbeitgeber
bunde für das Baugewerbe beigetreten. — In Königs
lutter haben die Maurer am 30. Januar wegen nicht
bewilligter Lohnerhöhung die Arbeit niedergelegt. Es
werden gefordert 40 Pf. anstatt des bisherigen Stunden
lohnes von 36 Pf.; für auswärtige Arbeiten ein Stunden
lohn von 44 Pf.
WETTBEWERBE
Neues Schülhaüs in Schwbineuet. Bei dem vom Mün
chener (oberbayerischen) Architekten- und Ingenieur-
Verein zur Erlangung von Entwürfen für ein neues
Schulhaus in Schweinfurt ausgeschriebenen Wettbewerb
liefen 48 Arbeiten ein. Der I. Preis von 1000 M. wurde
O. Kurz und E. Leykaue in München, der II. Preis
von 600 M. dem Entwurf von H. Neu und H. Bucheet
in München und der III. Preis von 400 M. dem Entwurf
von P. Bonatz in Stuttgart zuerkannt. Zum Ankauf
empfohlen wurden die Entwürfe „Neubau“ und „Lapidar“,
mit einer lobenden Erwähnung bedacht die Arbeiten mit
den Kennworten „Einfach“, „Rückerts Vaterstadt“ und
„Frühlings Erwachen“.
Volksschule in Bensheim. In dem Wettbewerb betr.
Entwürfe für eine 16klassige Volksschule in Bensheim
an der Bergstraße liefen 325 Arbeiten ein. Den I. Preis
von 1600 M. errangen Stadtbmstr. Ad. Moritz und Reg.-
Bfhr. Ed. Wehner in Frankfurt a. M., je einen II. Preis
von 1000 M. Aug. Buxbaum in Darmstadt und Theod.
Veil in München. Ein III. Preis wurde nicht verteilt.
Nur ein einziger Entwurf, Verf. Heem. Fuhr in Wies
baden, wurde zum Ankauf empfohlen.
KLEINE MITTEILUNGEN
Wüettembergischer Kunstveeein Stuttgart. Neu aus
gestellt: Herbst, Winter, Verschneite Tannen von Erwin
Starker; Das Geleite von A. Soldenhoff; Norwegische
Landschaft von L. Skramstad; Fuchs und Hase von
Friedrich Specht; Im Vorübergehen von Th. Kleehaas;
Ein Festtag von M. Pitzner; ’s Bärbele von Aug. Heyn ;
Katzen von W. Schwur; Am Kaltenbach von J. Will-
roider; Freies Feld, Tauschnee, Blick nach der Alb,
Frischgefallener Schnee, Dorfstraße im Schnee, Kinder
bild (Aquarelle) von K. Fuchs; Farbige Originalradie
rungen und Originallithographien französischer Künstler.
BÜCHER
RANGLISTE DER SÜDDEUTSCHEN UND SÄCHSISCHEN
STAATSBAUBEAMTEN. Herausgegeben von Albin Eckhardt.
2. Ausgabe. 1905/06. Verlag von Karl Oauer in Marburg. Die
Rangliste umfaßt die Staatsbaubeamten (vom Regierungsbaumeister
aufwärts) von Württemberg, Baden, Hessen, Bayern und Sachsen,
nebst alphabetischem Namensverzeiohnis. Die Rangliste ist in hand
lichem Format gehalten und übersichtlich angeordnet, so daß man
sich rasch über die einzelnen Personen unterrichten kann.
REDAKTION: ADOLF FAÜSEL, STUTTGART; FRITZ SCHMIDT, ARCHITEKT, DIPL.
ING., DEGERLOCH. ADRESSE FÜR ALLE SENDUNGEN: BAÜZBITUNG-STUTTGART,
HBOBLSTRASSE 68H. DRÜCK: DEUTSCHE VERLAGS-ANSTALT IN STUTTGART