Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1906)

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BAUZEITUNG 
NR. 8 
Kunstgewerhescliule in Düsseldorf, über das Thema 
„Architekt und Künstler“, wobei er etwa folgendes aus 
führte: „Nach der Vorstellung der Allgemeinheit ist der 
Architekt in der Hauptsache ein Mann mit einem Vorrat 
technischer Kenntnisse, die er beim Bauen nur einfach 
handwerksmäßig anzuwenden brauche. Die notwendige 
Voraussetzung intuitiv-künstlerischer Zeugungskraft, die 
Material- und Konstruktionskenntnisse nur als Mittel 
zum Zwecke künstlerischen Hervorbringens braucht, läßt 
man gewöhnlich außer acht. Bei der Wichtigkeit der 
Kultur des Wohnens fällt dem Architekten eine große 
Kulturaufgabe zu. Einige im Lichtbilde vorgeführte 
Beispiele zeigten gute Lösungen moderner Landhäuser: 
,Im Hause soll der Lebensinhalt des Menschen künstle 
risch zum Ausdruck kommen.' Bei dem Suchen nach 
selbständiger Formensprache soll, wie schon Semper be 
tonte, erster Grundsatz höchste Zweckmäßigkeit bei voll 
endeter Materialsprache sein; dadurch allein könnte das 
baukünstlerische Schaffen unsrer Zeit jenes einheitliche 
Gepräge erhalten, das alle früheren Zeiten besaßen. Des 
halb auch sei es besser, und das besonders beim 
Restaurieren alter Bauten, schlicht, sachlich und zweck 
mäßig zu bauen, als in früheren Zeiten unter andern 
Voraussetzungen gewordene Stilformen nachahmen zu 
wollen. Zum Schlüsse berührte Redner die Fragen 
der Proportionsgesetze. Ein Geheimnis künstlerischer 
Wirkung liege in der Wiederkehr derselben einfachen 
Grundfigur bei der Bestimmung der Verhältnisse eines 
Bauwerks, ein Hilfsmittel, dessen sich alte und mo 
derne Baumeister wohl bedienen, das aber nur in der 
Hand des persönlich und intuitiv schaffenden Künstlers 
fruchtbar werden kann.“ — Eine spätere Ausstellung in 
den Räumen des Württembergischen Kunstgewerbevereins 
wird einige Proben des Schaffens von Peter Behrens geben, 
der einer der Bahnbrecher der „Moderne“ im Sinne einer 
gegenwarts- und zukunftssicheren Kunst ist. Schm. 
Stuttgart. Zur Erweiterung des städtischen Kranken 
hauses in Cannstatt hat der Gemeinderat größere Sum 
men bewilligt, und zwar für eine Baracke mit 46 Betten 
135 000 M., für ein Wirtschaftsgebäude 365 520 M., für 
ein Leichenhaus 22000 M. und für die Herstellung der 
Gartenanlage 15 000 M. Mit der Zeit soll das ganze 
beim Cannstatter Krankenhaus vorhandene Areal nach 
dem Pavillonsystem so ausgebaut werden, daß dort 800 
Betten zur Verfügung stehen. Gegenwärtig sind es deren 
178. — Der Aufwand für das Krematorium auf dem 
Pragfriedhof stellt sich wesentlich höher, als ursprüng 
lich angenommen worden war. Es hat sich herausgestellt, 
daß der Voranschlag des Architekten um zirka 20000 M. 
zu niedrig war; außerdem erfordert die künstlerische 
Ausschmückung weitere 18 320 M. Im ganzen hat die 
Stadt jetzt einen Zuschuß von 88 320 M. zu leisten. Das 
Krematorium wird noch im Laufe dieses Jahres in Be 
trieb genommen werden können. 
W ÜRTTEMBERGISCHER KüNSTVEREIN STUTTGART. Neu aus 
gestellt : Neun Porträts von F. M. Bredt; Sandschiffe; 
Meeresblumen; Außenhafen von Genua; Letzte Sonne, 
St. Margherita; Eisenbahnviadukt bei Tragli; Ausfahrende 
Fischerboote; Stilles Meer; Helle Mondnacht in Venedig; 
Meeresglanz; Fischerboote im Hafen von Rapallo; Hafen 
von Riva; die rote Villa in Rapallo von Willy Hamacher; 
Tänzerin; Hansi Mehr; Im grünen Wagen; Judith; Cake 
Walk; Spanischer Tanz; Drama; Blumen (17 Gemälde) 
von Amandus Faure; Gemälde von Arp; Bertrand; 
Schlubeck; Peetz u. s. w. 
Industeiebüesb Mannheim. Am 6. März nachmittags 
3 Uhr findet der 4. Spezialtag für die Papierindustrie 
mit Musterauslage ihrer Erzeugnisse und Hilfsmittel 
statt. 
PERSONALIEN 
WÜRTTEMBERG. Überträgen: Die Stelle eines etatsmäßigen 
Regierungsbaumeisters beim technischen Bureau der Ministerial- 
abteilung für den Straßen- und Wasserbau dem etatsmäßigen Re 
gierungsbaumeister Schaal in Cannstatt, und die Stelle eines etats 
mäßigen Regierungsbaumeisters im Bezirksdienst der Straßen- und 
Wasserbauverwaltung dem Regierungsbaumeister Binder in EH' 
wangen. 
ANFRAGEN 
Welche Erfahrungen hat man bis jetzt mit der Betonkeildecke Kiefer 
und mit den Eisenbetonbohlen Tilk-Schwarz gemacht und welchem 
System gebührt der Vorzug? 
ZUR GEFL. BEACHTUNG 
Von dem I. Jahrgang 1904, der größtenteils vergriffen 
war, ist uns auf besonderen Wunsch eine Reihe fehlender 
Nummern nachträglich zugestellt worden, so daß wir alle 
Nummern mit Ausnahme der Nr. 1 wieder vollzählig haben 
und etwaigen Nachbestellungen gerecht werden können. 
Diejenigen Abonnenten, die unsre Zeitschrift beim Ver 
lag (nicht bei der Post) bestellt haben und an diesen 
ihren Abonnementsbetrag zu entrichten haben, ersuchen 
wir um baldige Zustellung desselben für das Jahr 1906, 
da die Zahlung schon am 1. Januar fällig war. 
Stuttgart, Hegelstraße 68. Verlag der Bauzeitung. 
REDAKTION: ADOLF PADSEL, STUTTGART; FRITZ SCHMIDT, ARCHITEKT, DIPL. 
ING., DEGERLOCH. ADRESSE FÜR ALLE SENDUNGEN: BAUZEITUNG-STUTTGART, 
HBGELSTBASSE 68 11 - DRUCK: DEUTSCHE VERLAGS-ANSTALT IN STUTTGART
	        

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