23. März 1907
BAUZEITUNG
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Nachdem noch einige Wünsche, die Yereinszeitung
betreffend, besprochen waren, drückte Mitglied Moffner
dem Vorstand und dem Schriftführer den Dank der Ver
sammlung aus, worauf der erstere erwiderte und die Ver
sammlung schloß.
Mit großem Interesse wurden sodann die im Vorraum
aufgestellten Modelle des Körnerschen Universalfensters
und eines Klappjalousieladens der Firma Schopf & Eisele
hier sowie die Zeichnungen und Beschreibungen von
Bernhardts gekuppeltem Doppelfenster besichtigt. (Letztere
Konstruktion ist eine Erfindung unsers Mitgliedes Ober
amtsstraßenmeister Bernhardt in Freudenstadt.)
Um l l li Uhr fand ein gemeinschaftliches Mittagessen
im prächtigen Saal des „Bauhütte“-Heims statt, bei dem
der Vorstand den begeistert aufgenommenen Königstoast
ausbrachte.
Um 3 Uhr war Besichtigung der im Bau begriffenen
Markuskirche, wobei Oberbaurat Dolmetsch in liebens
würdigster Weise die Führung übernahm. Sämtliche
Beteiligte folgten mit großem Interesse den ebenso inter
essanten wie eingehenden Erklärungen und Ausführungen
des Herrn Oberbaurats, dem auch hier noch unser herz
lichster Dank ausgesprochen sei. Der Bau dieser Kirche,
bei welcher der Turm, die Schiffpfeiler und das Gewölbe
der Kirche ganz aus Eisenbeton erstellt sind, bietet außer
ordentlich viel Neues und wird hierüber wohl später noch
in dieser Zeitung berichtet werden.
Um 5 Uhr versammelte sich ein Teil der Vereins
mitglieder zu einem gemütlichen Abendschoppen, doch
nur zu bald lichteten sich die Reihen, da insbesondere
die von den Grenzen des Landes Anwesenden am selben
Tage ihren Wohnsitz wieder erreichen wollten.
Für die gütige Einräumung des Versammlungslokals
aber sei dem Verein „Bauhütte“ hiermit unser herzlichster
Dank dargebracht. /
Deutscher Arheitgeherhund für das Bau
gewerbe (E.Y.)
Der Bund hielt am 18. und 19. Februar d. Js. seine
achte, zahlreich besuchte Generalversammlung unter Lei
tung seines ersten stellvertretenden Vorsitzenden, Bau
meister R. Vahl-Berlin, an Stelle des durch Krankheit
verhinderten Bundesvorsitzenden Baurat B. Felisch, zu Köln
ab. Bezugnehmend auf den gedruckt vorliegenden Ge
schäftsbericht wies Herr Vahl auf die erfreuliche Zunahme
des Bundes im vergangenen Geschäftsjahre hin, dem zur
zeit 13 Landes- resp. Bezirksverbände mit 200 Ortsver
bänden, sowie weitere 80 selbständige Ortsverbände mit
insgesamt rund 14 000 Mitgliedern angehören, gegen eine
Mitgliederzahl von 8465 im vergangenen Jahre.
üeber den Gesetzentwurf betreffend Sicherung der
Bauforderungen referierte Baurat Enke-Leipzig für
und Baumeister Heuer-Berlin gegen den Entwurf. Die
Ausführungen beider Herren wurden mit Interesse und
lebhaftem Beifall aufgenommen. Eine Abstimmung für
und gegen die Vorlage durch die Versammlung wurde
nicht beliebt, sondern die Bundesleitung beauftragt, noch
mals eine Umfrage bei den Verbänden zwecks ihrer
Stellungnahme zum Gesetzentwurf zu halten.
üeber den Gesetzentwurf betreffend gewerbliche
Berufsvereine hielt Dr. Mielenz, Geschäftsführer des
Berliner Verbandes, einen beifällig aufgenommenen Vor
trag, worauf die Versammlung ihre entschieden ablehnende
Stellungnahme zu dem Entwurf aussprach.
Die Frage betreffend V ersicherung gegen Streik
schäden behandelte Vahl-Berlin. Er führte aus, daß
die durch die Bundesleitung im vergangenen Jahre unter
nommenen Schritte leider auch jetzt noch keinen Weg
gekennzeichnet haben, auf dem sich eine derartige, für
das Baugewerbe brauchbare Versicherung herbeiführen
ließ, und befürwortete die Annahme der folgenden Resolu
tion : Die Frage erscheint auch heute noch nicht geklärt
genug, um ihr praktisch näher treten zu können. Die
Versammlung beauftragt die ßundesleitung, die Frage
auch fernerhin zu verfolgen und auf dem nächsten Bundes
tage erneut darüber zu berichten. Diese Resolution ge
langte zur Annahme.
Die vorzunehmenden, übrigens nur redaktionellen
Aenderungen der Bundessatzungen wurden ge
nehmigt. Bei der Neuwahl der ausscheidenden und
Zuwahl weiterer Vorstandsmitglieder wurden die Herren
Enke-Leipzig, Behrens-Hannover, Herzog-Danzig, Lach-
mann-Berlin, Lauffer-Königsberg, Lummert-Hamburg
und Nieß-Braunschweig wiedergewählt.
Als letzter Punkt des ersten Verhandlungstages ge
langte eine den heutigen Verhältnissen entsprechende
Streikklausel zur Verhandlung. Jurth-Brandenburg
empfahl namens des Vorstandes die nachstehende Fassung
einer solchen: „Eine Arbeitsniederlegung oder Aus
sperrung der Arbeitnehmer in einem für die Erfüllung
des übernommenen Werkvertrages unmittelbar oder mittel
bar erforderlichen Betriebe bewirkt die Verlängerung
aller Fristen bezw r . Hinausschiebung aller Termine um
die Dauer der Arbeitsniederlegung oder Aussperrung“,
die auch von der Versammlung angenommen wurde.
Ueber die Frage betreffend Verbindung von Ar
beitgeberverbänden und Baumaterialienhänd
lern zwecks gegenseitiger Unterstützung berichtete
Behrens-Hannover. Nach lebhafter Diskussion gelangte
folgende Resolution zur Annahme: „Die beiden beteiligten
Verbände wollen ihren Unterverbänden dringend an-
raten, in den einzelnen Orten bezw. Bezirken Vereini
gungen zwischen Bauarbeitgebern und Baumaterialien
händlern zu errichten. Dies soll auf der Grundlage der
Gleichberechtigung beider Verbände mit dem Haupt
zwecke geschehen, 1. die wirtschaftliche Lage der Einzel
mitglieder beider Verbände zu heben; 2. sich gegen üeber-
griffe andrer wirtschaftlicher Verbände zu unterstützen
und den Mitgliedern der Arbeitgeberverbände als Haupt
konsumenten Vorzugspreise zu gewähren. Zur Erreichung
dieser Ziele wird als nötig erachtet: a) daß in Orten,
wo nur Arbeitgeberverbände bestehen, die Gründung von
Händler verbänden angestrebt wird; b) daß dort, wo Ver
bände beider Arten vorhanden, Verhandlungen einzuleiten
sind. Wünschenswert ist ferner: c) daß sich, um die zur
Bekämpfung und Heranziehung Außenstehender nötige
Macht zu erlangen, beide Arten Verbände zu einem Ver
bände mit Unterabteilungen zusammenschließen, d) daß
Differenzen, die den Zusammenschluß der Gruppen hin
dern, durch Bevollmächtigte der Hauptverbände beseitigt
werden.“ Hieran schloß sich die Berichterstattung über
den Verlauf der letztjährigen Arbeitseinstellungen, an
welcher sich die Herren Thiemann-Köln, Erdmann-Gotha,
Kartmann-Posen, Behrens-Hannover für Hildesheim,
Ausmeyer-Braunschweig, Ständer-Lübeck, Herzog-Danzig
für den Westpreußischen Bezirksverband, Müller-Augs
burg, Popp-Nürnberg, Freese-Barmen-Elberfeld beteiligten.
Jurth-Brandenburg erstattete den Kassenbericht
und berichtete ferner über die Revision der Rechnungs
legung, die in bester Ordnung befunden wurde. Dem
Vorstande wurde Entlastung erteilt und der Haushalts
etat für das Jahr 1907, der in Einnahme und Ausgabe
mit 22 000 M. abschließt, genehmigt.
Als Ort für die nächste Generalversammlung wurde
Hannover gewählt und danach die Verhandlungen
geschlossen. F.
Y ereinsmitteil ungen
Württ. Baubeaiuten-Verein. Dem Verein haben
ihren Beitritt angemeldet: Autenrieth, Oberamts
straßenmeister in Urach, Zürn, Betriebstechniker bei der
Gasfabrik, Gaisburg, Burgstraße 20.