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BAÜZE1TÜNG
Nr. 12
Württ. Ingenieur-Verein. Die 4. Monatsversamm
lung fand am 7. März im großen Saal des Oberen Museums
statt. Der Vorsitzende machte Mitteilung von dem Ab
leben des Mitglieds Schiffahrtsdirektor a. D. Schwarz,
dessen Andenken in der üblichen Weise geehrt wurde.
Hierauf sprach in ausführlicher Rede Direktor Cox-
Cannstatt über „Die neuen im Bau und Entwurf befind
lichen Bergbahnen der Schweiz und deren Einfluß auf
den deutschen Handel und Verkehr mit Italien“. Nach
kurzem geschichtlichem Rückblick wurden zunächst die
Greina- und Splügenbahn, ihre Trassen und Längsprofile
behandelt. Erstere weist geringere Steigungen, kürzeren
Tunnel (20,350 gegen 26,135 km) und günstigere Betriebs
verhältnisse auf. Die Anlagekosten sind für beide rund
111,5 Mill. Franken. Der Redner geht hierauf zu der
Besprechung der Frachtersparnisse über, die durch Aus
führung der einen oder andern Linie erzielt werden gegen
über den Sätzen der Gotthardbahn. Für einen 10 t-
Waggon sind zum Beispiel folgende Ersparnisse zu er
warten: Venedig—Romanshorn (Getreide) 56,00, Genua—
Friedrichshafen (Wein) 34,65, München—Mailand (Bier)
56,40, Weiderich—Chiavenna (Kohlen) 53,70 Fr. In ähn
licher Weise tritt auch eine Verbilligung der Fahrkarten
ein (Friedrichshafen—Mailand und zurück III. Klasse um
5,50 Fr.). Herr Cox erwähnte sodann die Rickenbahn, die
Linien Romanshorn—St. Gallen—Lichtenstaig—Uznäch,
Wil—Frauenfeld—Etzwilen, Wil—Sulgen, um hierauf
zur Simplonbahn und ihren Zufahrtslinien überzugehen.
Zum Schluß fanden noch die von Frankreich geplante
Verbindung mit dem Simplontunnel sowie eine Reihe
von Schmalspurbahnen Erwähnung. Als zweiter Redner
des Abends trug vor Prof. Widmaier-Stuttgart über
„Die Entwicklung der Panzerplattenfabrikation“. Von
den schweißeisernen Panzerplatten ausgehend, mit denen
im Krimkriege praktische Erfolge erzielt wurden und die
bis etwa 1880 Verwendung fanden, wurden die Fort
schritte besprochen, die durch Einführung der Compound
panzer erzielt worden sind, welche zu 2 / 3 aus Schweiß
eisen und i l 3 aus Flußstahl bestanden (1875 bis 1892).
Verdrängt wurden diese durch Platten aus homogenem
Material (seit 1875). Die Entwicklung der letzteren
führte von der weichen flußeisernen zur einseitig in Stahl
verwandelten und gehärteten Platte, von dem weichen zum
ölgehärteten Nickelstahlpanzer, schließlich zur einseitig
gehärteten Chromnickelstahlplatte, der durch besondere,
von Krupp angegebene Behandlung auf der Vorderseite
höchste Härte gegen das Eindringen der Geschosse und
auf der Rückseite außerordentliche Zähigkeit gegen Zer
trümmern der Platte verliehen wird. Eine große Anzahl
von Lichtbildern unterstützte den Vortrag. Diese zeigten
teils beschossene Platten, teils die Vorgänge bei der
heutigen Fabrikation, die gewaltigen Walzwerke, Biege
pressen und Bearbeitungsmaschinen sowie Ansichten aus
den Kruppschen Panzerwerkstätten. Beiden Rednern
sprach der Vorsitzende den Dank des Vereins aus.
Kleine Mitteilungen
Württ. Kunstverein Stuttgart. Neu ausgestellt:
Kollektion der Freien Vereinigung württ. Künstler: Ge
mälde von K. Schickhardt, E. Starker, H.Drück, P.Huber,
F. Zix, P. v. Wächter, Osthof-Hartmuth; Die 12 Monate
(12 Gemälde) von Guido v. Maffei; Eine Kollektion Ge
mälde von Fritz Brandt -f (Rom); Märkische Landschaft,
An der Pene bei Wolgast von Ernst Gentzel; Fischer
mädchen im Wind (Bronzestatuette), Kinderköpfchen
(Bronze) von Albert Muschweck; Reifenspringerin,
Tänzerin (Bronzestatuetten) von Georges Morin u. s. w.
Stuttgart. Militärbauinspektor Fritz Eis äße r von
hier, zurzeit bei der Kgl. Intendantur des 14. Armeekorps
in Karlsruhe, tritt vom 9. d. M. ab zur Kaiser!. Schutz
truppe über, um in Deutsch-Südwestafrika die Geschäfte
eines Feldintendantur- und Baurats zu übernehmen. —
Die Errichtung einer Eisenbahnbausektion mit dem Sitz in
Cannstatt für den Umhau des Bahnhofs Cannstatt,
den viergleisigen Ausbau der freien Strecken vom Rosen
steinpark an bis Untertürkbeim, die Erweiterung des
Güterbahnhofs Untertürkbeim und den Bau der links-
ufrigen Neckarbahn, vorläufig bis Eßlingen, ist auf
den 1. Juli verfügt und mit den Verrichtungen desVorstands
dieser Sektion der Eisenbahnbauinspektor Hartmann,
dermaliger Vorstand der Eisenbahnbausektion Gmünd,
beauftragt worden. Die Regierung scheint also mit der
Genehmigung dieser Projekte ganz bestimmt zu rechnen.
Danustadt. Unter der Bezeichnung „Vereinigung
ehemaliger Baugewerkschüler (Hochbau) Darmstadt“ hat
sich hier ein Verein gebildet, der den Zweck verfolgt,
den in der Praxis stehenden Hoch baute chniker weiter
auszubilden durch Veranstaltung fachlicher Vorträge, ge
meinsamer Ausflüge und Vereinskonkurrenzen. Letztere
sollen viermal im Jahre stattfinden, Stellung und Be
urteilung der Preisaufgaben soll durch das Lehrerkollegium
der Großh. Landesbaugewerkschule erfolgen.
Straßburg i. E. Ministerialrat Wasserbaudirektor
Willgerodt, einer der ältesten und verdienstvollsten
Beamten unsers Landes, starb plötzlich infolge eines
Schlaganfalles, während er zum Vortrag über die Rhein
regulierung im Ministerium weilte. Willgerodt war aus
Braunschweig gebürtig. Sein Name ist mit allen großen
Unternehmungen der Wasserbauverwaltung, u. a. der Ver
tiefung der Kanäle, den langjährigen Vorbereitungs
arbeiten der Rheinregulierung und der Moselkanalisierung,
der Anlage eines W asserkraftwerkes amRhein, eng verknüpft.
München. Im Deutschen Museum stürzte am
4. März im sogen. Schiffersaale die ganze Decke ein.
Sämtliche Modelle und Ausstellungsgegenstände wurden
verschüttet. Der Schaden dürfte sich als sehr beträcht
lich erweisen.
Berlin. Die Reichspostverwaltung beabsichtigt Tunnels
zum elektrischen Betrieb kleiner Briefwagen
anzulegen. Dieser Plan beschäftigte dieser Tage die
städtische Tiefbauverwaltung. Die Deputation gab ihre
Zustimmung unter dem Vorbehalt, daß die Tunnels jeder
zeit verlegt werden müssen, wenn sie andern städtischen
Unternehmen im Wege sind. Der Konsens soll auf 90 Jahre
gegen eine mäßige jährliche Anerkennungsgebühr erteilt
werden. Mit der Ausführung der Tunnels soll bald
möglichst begonnen werden.
Die Wasserkräfte Bayerns. Der bayrische Staat
besitzt bekanntlich sehr reiche Wasserkräfte, die bisher
zum größten Teil brachlagen. Die Frage der Ausnutzung
dieser staatlichen Wasserkräfte ist neuerdings eine brennende
geworden, in erster Linie mit Rücksicht auf die geplante
Elektrisierung der Staatseisenbahnen. Es wurde nunmehr
eine Kommission berufen, die die hierauf bezüglichen Vor
arbeiten erledigen und eine Abhandlung ausarbeiten soll,
die dem nächsten Landtag vorgelegt werden wird.
Wien. Der Professor der Wiener Kunstgewerbe
schule, Regierungsrat Herrn. Herdtle, geborener Stutt
garter, wurde zum Mitglied der neu gebildeten Burgbau
konimission in Wien ernannt.
Der Friedenspalast im Haag soll, wie man mit
teilt, nun endgültig nach den neuen abgeänderten Plänen
des bei dem seinerzeit veranstalteten Wettbewerb mit einem
I. Preis ausgezeichneten Architekten L. M. Cordonnier in
Lille ausgeführt werden,
Personalien
Württemberg'. Uebertragen: die Stelle eines Staats-
straßenraeisters bei der Straßenbauinspektion Calw dem Straßen
meister Höschle in Heidenheim seinem Ansuchen gemäß.
Verantwortliche Schriftleitung; Chefredakteur und Herausgeber Adolf Fausel,
Architekt W. Klatte, beide in Stuttgart. Adresse für alle Sendungen: Bauzeitung_
Stuttgart, Büchsenstr. 26B. Druck: Deutsche Verlags-Anstalt in Stuttgart