Laudhaus bei Boston
(Aus Brudtmanu „Landhaus und Garten“)
Yereinsmitteilungen
Württ. Verein für Baukunde. Am 23. März, nach
mittags, fand sich der Verein auf dem Pragfriedhof zu
sammen, um unter Führung von Prof. Scholter das von
diesem erbaute Krematorium zu besichtigen. Am Ende
des von der Friedhofkapelle ausgehenden Hauptwegs ge
legen, macht es mit seiner massigen Kuppel schon beim
Eintritt in den Friedhof einen gewaltigen Eindruck. Auf
breiter Freitreppe gelangt man gleich in den Hauptraum
des Gebäudes, der für den Trauergottesdienst bestimmt
ist. In einer Nische gegenüber dem Haupteingang steht
die Orgel, dann folgt der Rednerpult für den Geistlichen
und unmittelbar vor diesem ist der in Eichenholz gearbeitete
Katafalk angebracht, in welchen der Sarg von vorne her
hineingeschoben wird. Nach der Einsegnung senkt sich
der Boden des Katafalks mit der Leiche geräuschlos in
die Tiefe. Die Orgel wurde von Prof. Lang vorgeführt.
Unter dem Trauerraum, ein Stockwerk tiefer, befindet
sich der Ofen. Der durch hydraulischen Antrieb abge
senkte Sarg wird unten auf ein seitlich stehendes eisernes
Wagengestell gebracht und auf diesem in den weiß
glühenden Ofen eingeschoben. Der Zinksarg schmilzt
sofort, die Leiche braucht l 4 / 2 —2 Stunden zum Ver
brennen. Die Asche wird in blechernen Urnen gesammelt
und in den beiderseits den Mittelbau flankierenden Wandel
hallen seitlich in Nischen aufbewahrt. Das Ganze macht
einen ungemein würdigen und feierlichen Eindruck. (Eine
bildliche Darstellung des Scholterschen Entwurfs [Krema
torium und Kolumbarium] hat die „Bauzeitung für Württem
berg etc.“ schon in Nr. 18 Jahrg. 1904 veröffentlicht.)
Abends fand die 5. ordentliche Mitgliederver
sammlung im Museum statt. Aufgenommen wurden
die Herren: Direktor Schmohl, Regierungsbaumeister
Eberhardt und Chefredakteur Fausel; gestorben ist Archi
tekt E. Glocker-Heilbronn. Die Versammlung hatte in
der Hauptsache geschäftliche Angelegenheiten zu er
ledigen, die Verbandsarbeiten für das laufende Jahr. Es
handelte sich um die zwei Fragen: Welche Wege sind
einzuschlagen, damit bei Ingenieurbauten ästhetische
Rücksichten in höherem Grad wie bisher zur Geltung
kommen? und; Mit welchen Mitteln kann Einfluß ge
wonnen werden auf die künstlerische Ausbildung der
Architekturbauten in Stadt und Land? Für
jede der beiden Fragen war eine Kommission ernannt
worden, deren Gutachten durch Oberbaurat v. Leibbrand
und Findeisen vorgetragen wurden. Der erstere Bericht
betonte neben entsprechender Belehrung an den Hoch
schulen hauptsächlich das Zusammenwirken des Ingenieurs
mit künstlerisch gebildeten Architekten sowie das Hand
inhandgehen von Staat und größeren Gemeinwesen. Die
Form des zweiten Gutachtens war durch einen vom Verein
schlesischer Architekten ausgegebenen Fragebogen be
stimmt. In ausführlicher Weise wurden die in Württem
berg bestehenden baupolizeilichen Vorschriften sowie die
staatlichen wie privaten (Altertumsvereine u. s. w.) Ein
richtungen dargelegt, die für das Bauwesen in Württem
berg von Einfluß sind, und schließlich eine Reihe von
Mitteln angegeben, durch welche die künstlerische Aus
bildung der Hochbauten gefördert werden kann.
Im Anschluß hieran machte Architekt Schmid tech
nische Mitteilungen über den Bau des Krematoriums,
insbesondere über die Art und Weise, wie die Lastüber
tragung des mittleren Aufbaus nach den Seiten erzielt
wurde. Ursprünglich waren tragfähige Eisenbetonbögen
vorgesehen, diese mußten aber wegen zu großer Span
nungen aufgegeben werden. Statt dessen wurden Eisen
betonträger von eigenartig gesprengter Form mit 10 m
Spannweite und 6,90 m Höhe gewählt, wodurch eine
schubfreie Uebertragung der Lasten auf die vier Haupt
pfeiler erreicht wurde. Diese Träger sitzen auf einem
30/40 cm starken Schwellenkranz auf, der ebenfalls aus
Eisenbeton besteht und eine gleichmäßige Uebertragung
der Kräfte auf die Pfeiler verbürgt. Die Ausführung
der Betoneisenarbeiten lag in den Händen der Firma
Wayß & Freytag. Der Vorsitzende sprach den Rednern
sowie dem leider abends verhinderten Prof. Scholter den
besten Dank des Vereins aus. —r
JSSSSSSSSSSSmmmmmmmmi