6. April 1907
BAÜZBITUNG
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Gärtnerwohnhaus in Godesberg a. Rh. Architekt Professor P. Schultze-Naumburg, Saaleok
(Aus Bruckmann „Landhaus und Garten“)
Schiffszug angewendet werden, und zwar gleich von An
fang an. Die Kraft könnte der Kanal seihst liefern,
denn auf badischer Seite würden 20000, in Württemberg
6700 PS. durch den Bau gewonnen. Ein Schleppmonopol
werde notwendig werden, und zwar dürfte es sich
empfehlen, dasselbe durch eine Gesellschaft unter staat
licher Aufsicht ausüben zu lassen. Die vorgesehene Tiefe
von 2,2 m dürfte vollauf genügen zur Befahrung mit
600-t-Schiffen von 65 m Länge und ,3,2 m Breite. Für
Schiffe von 1000—1200 t und eine Länge von 90 m und
10,2 m Breite würde ein Mehraufwand von 3 Mül. Mark er
forderlichwerden, nämlich 28 Millionen statt 25 Mül. Mark.
Der Neckar-Donaukanal käme auf rund 92Mül.Mark
zu stehen. Zum Schluß berührte der Redner die Schiff-
fahrtsabgaben und kam an Hand einer einfachen
Rechnung zu dem Schluß, man hätte in Heilbronn alle
Ursache, die Einführung der Rheinabgaben aufs freudigste
zu begrüßen, denn sie bedeuten nicht nur einen Abgaben
nachlaß von drei Fünfteln gegenüber demjenigen Betrag,
der nach den seitherigen Annahmen für den kanalisierten
Neckar als notwendig erachtet worden sei, sondern sie
seien auch geeignet, spätere Wünsche auf Verbesserungen
der Schiffahrtsstraßen eher in Erfüllung gehen zu lassen.
Die Ausführungen des Redners, die durch
eine Reihe von Lichtbildern unterstützt
wurden, fanden das lebhafte Interesse und
den Dank der Versammlung. Bei der
Bedeutung der von Baurat Gugenhan be
handelten Themata werden wir auf die
selben in ausführlicher textlicher wie bild
licher Darstellung zurückkommen, nach
dem uns von dem genannten Herrn die
Ueberlassung des nötigen Stoffs in freund
licher Weise zugesagt worden.
Hall. Die bürgerlichen Kollegien be
schlossen, an dem Renaissancebaus
in der Heilbronnerstraße zunächst die
Vorderfront nach den Plänen des Regie
rungsbaumeisters Zeller-Darmstadt reno
vieren zu lassen. Es wurde angeregt, vor
Beschlußfassung über die Verwendung
des Hauses das Gutachten des Landeskonservato rs
einzuholen.
Stuttgart. Der Erbauer des hiesigen Krematoriums,
Prof. Scholter, ist vom Verein für Feuerbestattung in
Dessau zu einem Wettbewerb für Erlangung von Plänen
zu einem Krematorium auf dem dortigen Friedhof mit
noch drei andern deutschen Architekten aufgefordert
worden.
Karlsruhe. Wie wir erfahren, ist die künstlerische
Aufstellung und Ausarbeitung der Pläne für die neuen
Bahnhofempfanggebäude dem Architekten Prof.
Aug. Stürzenacker hier von der Großh. Regierung
übertragen worden.
Baden-Baden. Der hier wohnende Architekt Baron
Heinrich v. Geymtiller wurde vom Kais. St. Peters
burger Architekten-Verein in Anerkennung seiner
hervorragenden Verdienste auf dem Gebiete der Archi
tektur zum korrespondierenden Mitglied erwählt. In der
betreffenden Mitteilung spricht der Präsident des Vereins
die Ueberzeugung aus, daß diese Wahl ein neues festes
Band zwischen den Architekten beider Nachbarländer
flechten werde.
Bremen. Die Bürgerschaft stimmte
bedingungsweise der Umgestaltung der
Bremer Bahnhofsanlagen nach dem
von der Eisenbahndirektion Hannover vor
gelegten Plan zu, der einschließlich des
Bremer Beitrags von 2 190 000 M. einen
Kostenaufwand von 16 000 000 M. erfordert.
Berlin. Am 14. Dezember v. J. wurde
in Gegenwart des Kaiserpaares das V e r -
kehrs-undBaumuseum in den Räumen
des alten Hamburger Bahnhofes in der
Invalidenstraße feierlich eröffnet. Minister
Breitenbach überreichte dem Kaiser eine
Festschrift und hielt eine Ansprache, in
der er bemerkte, die preußische Ver
kehrs- und Bauverwaltung habe auf
keiner der Gewerbe- und Weltausstel
lungen der letzten Jahrzehnte gefehlt;