FÜR WÜRTTEMBERG
BADEN HESSEN EL
SAS S- LOTHRINGEN*
Stuttgart, 13. April
Inhalt: Bauten für Vereins- und Gemeindezwecke. — Die V
von Zementrohrleitungen. — Biologische Kläranlagen. —-
polizei. — Eingang zum alten Stadtfriedhof in Halle a. S.
Personalien. — Bücher. —
•HAUSTEIN
Alle Rechte Vorbehalten
Bauten für Vereins- und Gremeindezwecke
In neuerer Zeit ist man glücklicherweise zur Erkennt
nis gelangt, daß diejenigen Gebäude, die einer gewissen
Gesamtheit dienen, auch in ihrer Form und Ausstattung
zur Erziehung eines künstlerischen Geschmackes und
Schönheitsgefühles beitragen sollen. Wir sehen es jetzt
besonders an den Schulbauten, deren Fassaden nicht
mehr den langweiligen Steinbaukastenstil zeigen, sondern
in freundlicher, gefälliger Form einladend auf den
Schüler wirken. Freilich entsteht noch ab und zu ein
Bau, dessen Existenz man später bedauern wird, aber
dank den Bestrebungen unsrer Künstler lernt auch das
Volk allmählich wieder das Bodenständige, einfach Schöne
und Echte schätzen. Es geht im Kirchenbau ähnlich,
auch hier wird den langweiligen Stilnachahmungen und
öden, leblosen Formen der Boden abgerungeu und neues
frisches Leben erzwingt sein Recht. Das, was die Schulen
für die Jugend sind, ist in andrer Beziehung das Ge
meinde- oder Yereinshaus für den Erwachsenen. Man soll
sich in diesen Gebäuden der Geselligkeit wohlfühlen und
deshalb bestrebt sein, auch in künstlerischer Beziehung et
was Nettes, Freundliches zu schaffen. In vielen Gemeinden
regt sich der Wunsch nach eignen Gemeindehäusern, wie
auch wohl alle Vereine das Bestreben haben, ein eignes
zweckmäßiges Heim zu besitzen. Wie notwendig ist es
da, Häuser zu bauen, die in die Ortschaften hineinpassen,
an denen die Bewohner die Verwertung und Weiterent
wicklung überlieferter Formen sehen und die schlichte
Schönheit ihrer Häuser wieder schätzen lernen! Es ist
denn auch hocherfreulich, wenn die Leiter solcher Ver
einigungen nicht nur mit einer rein praktischen Anlage
zufrieden sind, sondern auch auf das ästhetische und
erzieherische Moment eines solchen Hauses Wert legen.
Das Gemeindehaus inHeimerdingenist ein Beispiel für
eine kleine derartige Anlage; im Erdgeschoß befindet
Die Via Appia von Eom bis Albano
Einem glücklichen Zufall verdanke ich die Bekannt
schaft mit einem Buche, das sich in eingehender Weise
mit der Via Appia beschäftigt und von dieser einzig
artigen Straße ein ungemein fesselndes, Glut und
Geist atmendes Bild entwirft. 1 ) Die lebensvolle Schil
derung der Glanzzeit römischer Architektur zog mich
so in ihren Bann, daß ich das Werk nicht aus der Hand
legte, bis ich es zu Ende gelesen. Mit offenen Sinnen
hat der Verfasser die großartigen Denkmäler einer ver
gangenen Zeit auf sich wirken lassen und erschließt uns
in farbensatter Darstellung das Verständnis und Interesse
für diese Schätze. Doch nicht das monumentale Gepräge
allein ist es, das ihn anzieht und zum Nachdenken zwingt,
er zieht die ganze Umgebung und deren Charakter in
den Kreis seiner Kunstbetrachtung, da er die Gebäude
als integrierende Teile einer ganzen unübersehbaren Partie
auffaßt. Von diesem Gedankengang ist die Schilderung
der Via Appia beherrscht, die ihren Ruf als „Königin
der Straßen“ nicht sowohl der Vortrefflichkeit ihres Baus
und der Bedeutung als Militärstraße verdankt, sondern
ihrer äußeren Erscheinung, der dichten Besetzung ihres
!) Die Via Appia von Rom bis Albano. Eine Schilderung ihrer
Entstehung, ihres Laufs und ihrer nächsten Umgebungen nebst
Verzeichnis der vornehmsten Bauwerke an der Via Appia und
Situationsplan. Von Gustav Bohnsack, Architekt. Verlag Julius
Zwißler, "VVolfenbüttel.
Saumes mit Bauwerken prächtigster Art. War sie 'Roch
für Rom einer der beliebtesten Spazierwege; sie führte
zu den zahlreichen Villen der Reichen vor dem Tore und
diente zeitweise als Triumphstraße, vor allem aber bildete
sie sich zu einem der vornehmsten Begräbnisorte heraus.
Es ist interessant, die charakteristischen Abteilungen der
Via Appia von der Servischen Mauer bis nach dem etwa
15 römische Meilen entfernten Albano unter der Führung
des Verfassers zu verfolgen.
„Zwischen der Porta Capena und der in der Aurelia-
nischen Mauer liegenden Porta Appia erhielt man den
Eindruck eines überwiegend mit Monumentalbauten be
setzten Stadtviertels; links eine Reihe Tempel und Heilig
tümer von verschiedener Größe und Bedeutung, rechts
die Caracallathermen, die Gräber treten untergeordnet
auf. Dies ändert sich, sowie die rechts und links liegen
den Höhenzüge sich nähern und in dem sogenannten Mars
hügel Zusammentreffen. Es kann sein, daß man bei der An
legung der Appischen Straße eine Senkung in diesem Hügel
benutzte, jedenfalls ist künstlich nachgeholfen worden, die
Straße durchschneidet energisch die Höhe; an dieser Stelle
liegt die Nekropole. Fast am Schlüsse derselben über
spannt der Drususbogen die Straße, dann folgt in kurzer
Entfernung die Porta Appia. Nun kommt außerhalb
dieses Tores eine Periode, deren Dominante der Mars
tempel an der linken Seite ist, der Trajansbogen und
der Verusbogen bilden Anfang und Schluß dieses einheit
lichen Bildes. Von da ab beginnt die Via Appia den
entschiedensten Charakter einer Gräberstraße anzunehmen