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BAUZEITUNG
Nr. 15
strenger Einhaltung der Leitsätze auch meinerseits raten.
Bis jetzt sah ich die häufigsten Schäden dadurch entstehen,
daß bei der Fundierung und dem Einfüllen der Röhren
nicht sorgfältig genug verfahren worden ist. Die Ge
fahren beginnen sich bei 40 cm Rohrweite zu steigern,
bei 45 und 50 cm sowie
darüber können schon
kleinere Fehler zu großen
Schäden führen, deren
Entstehen häufig mit
Unrecht in der Be
schaffenheit der Röhren
vermutet wird.
Biologische
Kläranlagen
Die Firma Süddeut
sche Wasserwerke bringt
in Nr. 7 der „Bauzeitung“
eine Mitteilung über
biologische Klär
anlagen mit geruch
sicher er Abdeckung
(D. R. P.) mit dem An
fügen, daß die Kreis
regierung in Ulm die
Ausführung der Belüf
tung gemäß dieser Er
findung vorschreibe und
daß diese Erfindung (wie
sie also in Nr. 7 der
„Bauzeitung“ beschrie
ben ist) dem Zivil-
ingenieur Alfred Yogelsang in Dresden mit D. R. P. ge
schützt sei. Beides ist unzutreffend.
Der Patentanspruch lautet in der Patentschrift
Nr. 172438 Klasse 85 c Gruppe 3, ausgegeben vom
4. Juli 1905, patentiert im Deutschen Reiche vom 2. Sep
tember 1904 ab:
„Kläranlage für luftdicht abgeschlossene Klärbehälter
mit aus Schlacken aufgebautem Oxydationskörper, welchen
die Luft von unten nach oben durchstreicht, dadurch
gekennzeichnet, daß zwecks Anordnung derselben in der
Nähe von Wohnhäusern der den Oxydationskörper ent
haltende Klärbehälter in
beliebiger Tiefe unter
der Erdoberfläche an
geordnet ist und durch
seinen z. B. als Rost
ausgeführten Boden mit
der Außenluft durch
einen Luftschacht in
freier Verbindung steht
und in seinem oberen
Teil an einen Schorn
stein derart angeschlos
sen ist, daß durch den
Schornsteinzug die at
mosphärische Luft durch
den Filterkörper durch
gesaugt wird, um den
Reinigungsprozeß nach
dem biologischen Ver
fahren ohne Anwendung
mechanischer Ventila
tionsmittel zu ermög
lichen und Abwässer
aus Kellerräumen oder
tiefgelegenen Schleusen
u. s. w. ohne mechanische
Hebevorrichtungen rei
nigen zu können.“
Aus diesem Patent
anspruch ergeben sich als
Hauptmerkmale: Luft Zuführung durch einenSchacht
und Luftabsaugen durch einen Schornstein.
Diese Hauptmerkmale sind in Nr. 7 der „Bauzeitung“
nicht hervorgehoben, womit in letzterer der Eindruck er
weckt wird, daß jede Durchlüftung des Filterkörpers von
unten nach oben patentiert sei. Eine solche ist aber eine
Soldatenheim für Ludwigsburg. Architekten Klatte & Weigle, Stuttgart
auch stets eine gewisse Auszeichnung zuerteilt haben. Es
scheint dringend geboten, dies wohl im Auge zu behalten,
wenn man sich die ,Königin der Straßen* in ihrer alten
Herrlichkeit vorstellen will. Mit dem einfachen Neben
einanderreihen der Denkmäler, wie es Canina getan und
den Zwecken seines Werkes gemäß tun mußte, ist und
bleibt das Bild ein falsches. Eine meilenlange, nur mit
Grabmonumenten besetzte Straße, selbst wenn sie dann
und wann durch Baumgruppen unterbrochen, wird zu
einer Unerträglichkeit, mag die Architektur im einzelnen
wie im ganzen noch so interessant sein.
„Die römischen Architekten waren, wie niemand be
streiten wird, Meister in der Gruppierung von Bauwerken;
das große Forum, das Kapitol, der Palatin gehen davon
gebührend Zeugnis. Die Situation und die Hauptform
der in späterer Zeit an diesen Stätten aufgeführten Ge
bäude bestimmte sich offenbar vorwiegend nach male
rischen Gesetzen. Und wie derartige schwierige Auf
gaben die beste Schule für die produzierenden Architekten
waren, so bildete die Mannigfaltigkeit des Geleisteten
auch ein ästhetisches Erziehungsmittel für das Volk; in
Rom war die öffentliche Meinung in Sachen der Kunst
sicherlich nicht gering anzuschlagen. Wie sollte man
daher annehmen können, daß in einer der bevorzugtesten
Gegenden vor der Stadt nicht alles aufgeboten sei, um
das Vollendetste zu leisten!“
Diese wenigen Proben aus dem Buche mögen ge
nügen. Es sollte mich freuen, wenn sie die Veranlassung
würden, dem interessanten Werke neue Freunde zuzuführen,
namentlich gerade bei uns, wo die Sehnsucht nach Italiens
blauem Himmel Architekten und Maler in Scharen über
die Alpen führt, um dort unter den günstigsten Auspizien
künstlerische Studien zu treiben, welche die Ungunst des
Wetters und der stete Wechsel der Beleuchtung in der
Heimat erschwert. Ihnen allen wird das Bohnsacksche
Buch ein willkommener Führer sein, nicht ein Führer
im gewöhnlichen Sinn des Wortes — ein trockener,
nüchterner Baedeker — sondern eine mit flammender
Begeisterung geschriebene Hymne, eine glut- und geist
volle Schilderung antiker Schönheit und Pracht, eine
künstlerisch abgewogene und abgetönte Darstellung archi
tektonischer Meisterwerke aus der Glanzzeit der alten
Roma, die dem Wanderer durch die Via Appia erst den
ganzen Zauber und Reiz dieser unvergleichlichen Straße
erschließt. Aber auch dem, der auf dem römischen
Boden kein Neuling mehr, wird die Schrift manch dankens
werte Anregung und Erinnerung bringen; die Stätten,
die sein Fuß betreten, die Werke, die sein Auge geschaut
und bewundert, sie leben vor ihm auf in neuer, eigen
artiger Beleuchtung, und vieles, was ihm vordem ver
schlossen, wird ihm zu überraschendem Bewußtsein, zu
freudiger Erkenntnis kommen. Er wird nicht nur das
Schönheits- und Formengefühl des Künstlers bewundern,
sondern auch die blühende Phantasie des Dichters, der
die alten Bauwerke mit Leben erfüllt, über das bald funkeln
des Sonnenlicht flutet, bald nachtdunkle Schatten ihre
Fittige breiten.
Adolf Fausel.