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BAÜZEITUNG
Nr. 19
Wohn- und Geschäftshäuser in Freiburg i. B.
Erd- und Obergeschoßgrundrisse
Eisenbeton als solchen — ohne die Nachahmung fremder
Materialien zu erstreben — ganz zur Wirkung gelangen
zu lassen, indem die Umgebung entsprechende Berück
sichtigung finden muß. Die Anwendung einer vollen
oder teilweise durchbrochenen Brüstung aus Eisenbeton
dürfte in vielen Fällen von Vorteil sein. Es wird sehr
oft die Ansicht vertreten, daß Eisenbetonkonstruktionen
unbedingt schlanke Formen zeigen müssen, und man
müsse mit der äußeren Ausstattung streng tektonisch
vergehen. Aus unsern zahlreichen Abbildungen von aus
geführten Bauwerken aus Eisenbeton dürfte es deutlich
ersichtlich sein, inwiefern an dieser Anschauung fest
gehalten werden darf.
Es ist vielmehr eine Hauptbedingung, Neubauten,
wenn auch Monumentalbauten, mit der Umgebung und
den hier dominierenden Bauten, die eben das Gesamtbild
charakterisieren, in Einklang zu bringen und dement
sprechend künstlerisch zu gestalten. Sind die bestehenden
Bauten einer solchen Anpassung unwürdig, dann hat die
Zweckmäßigkeit und das freie künstlerische Schaffen zu
walten, an die sich dann die künftige Umgebung anzu
passen hat.
Fachleute sind heute noch der Ansicht, daß sich der
Verbund als solcher zu einer künstlerischen Behandlung
gar nicht eignet, und wird
ihm in diesem Sinne jeder
Wert abgesprochen. In
Architektenkreisen wird noch
jetzt vielfach von einer künst
lerischen Behandlung des
Eisenbetons ganz abgesehen.
Trotzdem ist es schon bei
unbedeutenden Bauten zu
ersehen, daß in ästhetischer
Hinsicht der Verbund dem
Eisen jedenfalls überlegen
ist. Ein Vergleich der Ab
bildungen 1 und 2 zeigt, mit
was für einfachen Mitteln
der Verbund zu wirken
vei-mag.
Die Fahrbahn wurde in
der Längsrichtung ins Ge
fälle gelegt. Die Wölbung
der Straßenbahn wurde durch
eine Aufschüttung von ma
Architekten Regierungsbaumeister Mallebrein
und Professor ßilling, Freiburg - Karlsruhe
gerem Beton gebildet. Darauf wurde ein Asphaltplatten
belag verlegt. Die Asphaltplatten bilden auch bei
stärkerem Verkehre eine sehr gute Abdeckung, die sich
auch in ökonomischer Hinsicht befriedigend stellt.
Das Wasser wird durch die gewölbte Fahrbahn den
Straßenkandeln und von hier den Widerlagern hin zu-
geftihrt.
Die Hauptbalken erhielten ihre Stützung auf der
mittleren Wand, die zu diesem Zwecke mit Hausteinen
erhöht wurde, und auf den bestehenden Widerlagern,
die nur verbessert werden mußten. Die Brückenlänge
ist unbedeutend und lagen keine Bedenken vor hinsicht
lich der Formänderungen infolge der Lasten- und Tem
peraturänderungen. Die Balken sind daher ohne irgend
welche Auflagerungsvorrichtung auf die mit Zement
ausgeglichene Widerlagsfläche aufgelegt. Die Haupt
balken sind schwach gebogen. Der Einfluß der ungleichen
Trägheitsmomente wurde unberücksichtigt gelassen.
Nachdem der alte, von 35 cm starken Rundhölzern
getragene Steg mittels Pferden weggezogen wurde, konnte
man mit der Einrüstung der neuen Brücke beginnen. Die
Ausführung wurde ohne Unterbrechung und nach den
gleichen Grundsätzen wie die bereits beschriebene zu Ende
geführt. Die Tragkonstruktion wurde mit einem ziemlich
groben Verputz (Wurf) ver
sehen. Die Brüstung, die
mit kleinen quadratischen
Durchbrechungen versehen
ist, wurde glatt verputzt.
Die Probebelastung wurde
mit dem gleichen Biegungs
messer — wie bereits be
schrieben — durchgeführt.
Es haben sich fast unmerk
liche Einsenkungen gezeigt.
Die Ergebnisse derselben
sind in einer Tabelle (siehe
die Tafel in Nr. 18) zu
sammengefaßt und lassen
auf die bereits gezogenen
Schlüsse keinen Zweifel
übrig. Als Belastung wurde
ein Wagen, der mit Eisen
stücken beladen war und
ein Gewicht von 8600 kg
aufwies, verwendet.