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BAUZEITUNÖ
Nr. 29
Unterstützung und Hilfe der Regierung nicht fehlen. Wir
haben zu unsern Landsleuten das Vertrauen, daß sie nicht
hinter unsern Nachbarn (außer Baden haben Hessen und
Bayern auf dem fraglichen Gebiet schon vorbildlich ge
wirkt) zurückstehen werden, daß also unser Appell an
sie nicht ungehört bleiben wird. A. F.
Studentenkunst
Ueber Studentenkunst, ihren Zustand und die Wege
zu ihrer Hebung sprach jüngst Prof. Dr. Kautzsch in
einer allgemeinen Studentenversammlung iu Darmstadt. Er
bemerkte einleitend, daß’der Anlaß zu seinen Ausführungen
das Preisausschreiben des Kgl. Landesgewerbemuseums
zu Stuttgart sei, mit dessen Förderung er von der Stutt
garter Hochschule beauftragt sei. Es folgte sodann eine
durch zahlreiche den Katalogen der Lieferungsfirmen
entnommene Bilder illustrierte Charakterisierung der heute
durchgängig üblichen Kunstgegenstände, wie man sie in
Studentenkreisen als Erinnerungsgeschenke, Zimmer
schmuck u. dergl. zu verwenden pflegt. Hierbei zeigt
sich, daß die gegenwärtige offizielle Studentenkunst in
der schablonenhaft wiederkehrenden sinnlosen Ornamentik,
der starken Ueberladung in der Dekoration, in der Vor
liebe für Surrogate im Material noch vollständig die
Pseudokunst der Unkultur der 80er Jahre widerspiegelt,
also auf einem Standpunkt steht, der heute in vor
geschrittenen Kreisen als überwunden gilt. Der Redner
streifte dann kurz die ökonomische Seite der Frage. Nach
seinem Ueberschlag werden in Deutschland jährlich regel
mäßig 60—70 000 M. für solche wertlose Dinge aus
gegeben. Rechnet man dazu noch die außerordentlichen
Aufwendungen, etwa bei Stiftungsfesten und ähnlichen
Anlässen, so dürfte die Summe leicht 100000 erreichen.
Wahrscheinlich ist auch dies noch zu niedrig gegriffen.
Es folgte eine längere Ausführung über die Gründe des
geschilderten bedenklichen Zustandes, wobei der weit
verbreiteten Unkultur in Fragen der angewandten Kunst
gedacht, aber auch die Frage aufgeworfen wurde, ob
nicht in studentischen Kreisen selber hier und da ein
größerer Luxus getrieben werde, als es die Verhältnisse
dem einzelnen eigentlich erlauben, und ob dieser Um
stand nicht auch eine der Veranlassungen sei, die jener
Schein- und Protzenkunst die Tore öffnen. Endlich gab
Redner die Wege an, auf denen sich eine Besserung des
Zustandes erzielen lasse. Einmal müsse man jeden
Massenartikel verwerfen, der den Anschein der Einzel
arbeit erwecken will, und so der Industrie die einfachen
ihr gemäßen Formen aufzwingen. Bei größeren Auf
gaben aber, wo eine individuelle Prägung verlangt wird,
sei es nötig* sich an den Künstler selber zu wenden.
Nur unter diesen Bedingungen sei Raum für eine wirk
liche, eigentümliche Studentenkunst. Der Vortrag schloß
mit der Mahnung, jenes Genügen am Schein überall zu
bekämpfen und einer sachlichen, gediegenen, einfachen
und dann auch sicher-festlichen und heiter-schönen künf
tigen Studentenkunst die Wege zu bereiten.
Vereinsmitteiliiiigen
Württ. Baubeamten-Verein. Als Mitglieder wurden
angemeldet: Bauwerkmeister Leonhard Häußler und
Jakob Foerg, beide bei der Kgl. Bahnbausektion
Plochingen.
Württ. Baubeamten-Verein. Ich ersuche diejenigen
Vereinsmitglieder, welche mit ihrem Jahresbeitrag pro 1907
noch im Rückstand sind, denselben noch im Lauf des
Monats Juli an mich zu entrichten. Nach dem 1. August
werden die noch ausstehenden Beiträge durch Postauf
trag erhoben. (Vergl. § 4 Abs. 1 und § 5 unsrer Vereins
satzungen.) Vereinskassier Alb. Grotz,
städt. Bezirksbaumeister in Cannstatt,
Bismarckstraße 38.
Verband deutscher Architekten- und Ingenieur-
Vereine. Die diesjährige 36. Abgeordnetenversammlung
findet in Kiel in den Tagen vom 22. bis 26. August statt.
Außer geschäftlichen Angelegenheiten umfaßt die Tages-
oi’dnung folgende Punkte: Berichte der Ausschüsse und
des Vorstandes über verschiedene im Laufe des Jahres
behandelte Gegenstände: Zulassung der Diplom-Ingenieure
zum Staatsdienst; Versicherungspflicht der Architekten-
und Ingenieurbureaus; Internationale Architektenkongresse
und derjenige zu Wien 1908; Normalprofilbuch für Walz
eisen ; Deutsches Museum in München; Reichsgesetz über
das Urheberrecht an Werken der bildenden Künste und
der Photographie vom 9. Januar 1907; Preußischer Gesetz
entwurf über die Verunstaltung von Ortschaften und land
schaftlich hervorragenden Gegenden; Reichsgesetzentwurf
über die Sicherung der Bauforderungen; Vorkommnisse
auf dem Gebiete des Wettbewerbswesens; Stellung der
technischen Beigeordneten im Gebiete der preußisch
rheinischen Städteordnung; Aenderung der Gewerbe
ordnung; Ausschuß für Eisenbeton. Beschlußfassung über
den gemeinsamen Antrag des Ausschusses für die Haus
normalienfrage und des Vorstandes, daß die Vorschriften
für Herstellung und Betrieb von Grundstücksentwässe
rungen ungetrennt, so wie sie im Geschäftsbericht 1905/06
enthalten waren, zu veröffentlichen seien. Einsetzung
eines „Ausschusses für Einheiten und Formelgrößen“,
Beteiligung des Verbandes hieran. Bericht über die bis
herige Tätigkeit des mit dem Denkmalpflegetag gemein
samen Ausschusses, der die Rätlichkeit der Herausgabe
eines Werkes über das deutsche Bürgerhaus unter
suchen soll.
Wettbewerbe
Bebauung Block 33 Metz. Ein I. Preis wurde
nicht verteilt. Zwei II. Preise von je 1100 M. errangen
die Architekten R. Dirr in Metz und H. Braband in
Diedenhofen. Der III. Preis fiel den Architekten Ober
thür & Priedat in Straßburg und Metz, der IV. Preis
Architekt R. Bauer in Düsseldorf zu. Zum Ankauf
empfohlen der Entwurf der Architekten Kühn & Meyer
in Metz.
Entwürfe für ein Krankenhaus nebst Pfründner-
baus in Zweibrücken (Pfalz). Der Bürgermeister
erläßt ein Preisausschreiben für deutsche Architekten
zum 1. November 1907. Bausumme 400 000 M. Drei
Preise von 2000, 1500 und 1000 M. Soweit für Ferner
stehende erkennbar, befinden sich in dem achtgliedrigen
Preisgericht nur zwei Angehörige des Baufaches und
zwar die Architekten Bauamtsassistent Ullmann in Horn
burg (Pfalz) und Stadtbaumeister Grewenig in Zwei
brücken. Die Unterlagen sind gegen Einsendung von
2 M. vom Stadtbauamt in Zweibrücken zu beziehen.
Entwürfe für ein Gesellschaftsbaus mit Wein
handlung in Bonn. Der Bonner Bürgerverein, A.-G.
erläßt ein Preisausschreiben für die im Deutschen Reiche
ansässigen Architekten zum 1. Oktober d. J. Es gelangen
vier Preise von 1500, 1000 und zweimal 500 M. zur Ver
teilung. Ankäufe für je 300 M. Vorbehalten. Unter den
Preisrichtern befinden sich Kgl. Baurat Heimann in Köln,
Kgl. Baurat R. Schulze und Kgl. Baurat R. Schultze in
Bonn sowie Regierungsbaumeister Krings in Köln. Unter
lagen gegen 5 M., die zurückerstattet werden, durch die
genannte Gesellschaft.
Ein Preisausschreiben betr. Skizzen für ein
Hallenschwimmbad in Altona a. E. erläßt der
Magistrat für in Deutschland ansässige Architekten zum
10. Dezember. Drei Preise von 4300, 3300 und 2300 M.
Ankäufe für je 1000 M. Unterlagen gegen 3 M., die
den Einsendern von Entwürfen „auf Verlangen“ zurück
bezahlt werden, durch die Baukommission, Rathaus.
Unter den Preisrichtern befinden sich Stadtbaurat Hobohm,