Full text: Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1907)

FÜR WÜRTTEMBERG 
BADEN HESSEN EL 
SAS S - LOTHRINGEN 
Stuttgart, 10. August 1907 
Inhalt: Projekt zur Bebauung des Grundstückes der ehemaligen Legionskaserne zu Stuttgart. — Archi 
tektonische Aufgaben der Städte. — Bauplan für die Umgebung des neuen Hauptbahnhofs Stuttgart. — 
Baugewerkschule und Prüfungsfrage. — Bedürfnisanstalten. — Vom Holzmarkt. — Yereinsmitteilungen. — 
Kleine Mitteilungen. — Personalien. — Bücher. 
=E 
Alle Rechte Vorbehalten 
Projekt zur Bebauung des Grundstückes der ehemaligen Legionskaserne 
zu Stuttgart 
Architekt Prof. Theod. Fischer, Stuttgart 
Durch Niederlegung der Legionskaserne war im Zentrum 
Stuttgarts in bester Lage an der Kreuzung von drei Haupt 
straßen ein großes Areal zur Aufteilung und Bebauung 
frei geworden. Die Besitzerin des Grundstückes, die 
Itheinische Kreditbank in Mannheim, ließ sich von einigen 
bedeutenden Stuttgarter Architekten Projekte ausarbeiten, 
von denen wir heute den von Prof. Theod. Fischer be 
arbeiteten Bebauungsplan wiedergeben. Es handelt sich 
bei der Projektierung um eine Parzellierung für den 
Verkauf, wie dieser nach Ansicht des Architekten am 
besten bewerkstelligt wird nach Größe und Lage der 
einzelnen Teilgrundstücke und nach Art der darauf in 
der Hauptsache zu etablierenden Geschäfte, unter Wür 
digung der Lage des ganzen Grundstückes an den besten 
Geschäftsstraßen der Stadt und Berücksichtigung der 
ästhetischen Anforderungen, welche solche Aufgabe an 
den Architekten stellt. Die 
Straßenansichten sollen har 
monisch Zusammenwirken. 
Der Grundgedanke war eine 
möglichst vorteilhafte Aus 
nutzung von möglichst viel 
Quadratmetern Verkaufs 
land, insbesondere war Wert 
gelegt 1. auf günstigste Ver 
kaufsmöglichkeit der beiden 
Ecken: Königstraße-Marien 
straße und Königstraße- 
Tübingerstraße, 2. auf mög 
lichst vorteilhafte Verwer 
tung des Hinterlandes, 3. auf 
möglichst wenig Abgang am 
Verkaufsgelände durch Neu 
anlage von Straßen oder Pas 
sagen, 4. auf günstige Ver 
kaufs- und Vermietungsmög 
lichkeiten der Parzellen mit 
Läden, Bureaus, öffentlichen 
Lokalen, Wohnungen u. s. w. 
Nach dem Entwurf von 
Prof. Theod. Fischer wird 
das Grundstück durch eine 
Privatstraße aufgeteilt, die 
eine bessere Ausnutzung des 
großen Hinterplatzes ermöglicht und eine hohe Bewertung 
des ganzen Terrains ergibt. Diese Straße, welche von 
der Eberhard- zur Marienstraße führt und eine noch 
größere Bedeutung erhält, wenn eine Verlängerung über 
die Marienstraße hinaus bis zur Kotebühlstraße später 
ausgeführt werden kann, entspricht einem Verkehrsbedürf 
nisse. Der gegebene Platz für ein größeres Warenhaus ist der 
Eckplatz König- und Marienstraße, für das Hinterland und 
für das Warenhaus selbst ist eine Passage von Vorteil, 
die noch für Schaufenster nutzbar gemacht wird. Eventuell 
ist das Areal in zwei normale Geschäfts- und Wohnhäuser 
zu teilen. Ein zweites, größeres Objekt ergibt sich an 
der neuen Straße dadurch, daß hier noch ein beträcht 
liches Hinterland zu bewältigen ist. Es ist ein Konzert 
saal vorgesehen, doch könnte auch ein Engroslager 
Platz finden. An das Warenhaus schließen sich nach 
der Tübingerstraße zu einige 
Wohn- und Geschäftshäuser 
an. Die Ansichten sind hier 
durch gleichmäßige Giebel 
aufbauten belebt, die einen 
guten Kontrast zum Waren 
haus und den umliegenden 
Bauten geben. Die Gebäude 
ecke am Eingang zur Privat 
straße ist rechtwinklig an 
gelegt und gibt durch diese 
Abweichung von der Bau 
linie der Straße eine reiz 
volle Abwechslung. Beim 
Studium alter mustergültiger 
Städtebebauungen wird man 
oft die Ausnutzung solcher 
nebensächlich erscheinenden 
und doch so wichtigen Hilfs 
mittel zur Erzielung male 
rischer Anlagen bemerken. 
Die Baufront der Marien 
straße zeigt auch hier die 
dominierenden Massen des 
Warenhauses. Einen treff 
lichen Gegensatz hierzu er 
geben die drei freundlichen 
Wohn- und Geschäftshäuser 
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Projekt zur Aufteilung des Geländes der ehemaligen Legions- 
:aserne in Stuttgart Architekt Professor Theod. Fischer, Stuttgart
	        

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