FÜR WÜRTTEMBERG
BADEN HESSEN EL
SAS S - LOTHRINGEN*
Stuttgart, 19. Januar 1907
Inhalt: Die Urft-Talsperre bei Gemünd in der Eifel. — Zentralheizungen. — Prüfungsanweisung zur
württ. Bauwerkmeisterprüfung. — Kathaus und Klosterkelter in Steinheim a. Murr. — Aus Keckarsulm.
— Yereinsmitteilungen. — Wettbewerbe. — Kleine Mitteilungen. — Personalien. — Bücher. — Anfragen.
•HAUSTEIN-
Die Urft-Talsperre bei Gemünd in der Eifel
Reiseerinnerungen von Baurat Neuffen in Ludwigsburg
Entstehung der Urft-Talsperre.
Das Bestreben, eine Verbesserung der ungünstigen
Wasserverhältnisse am Unterlauf des Rurflusses herbei
zuführen, gab im Jahre 1895 der rheinischen Provinzial-
verwaltung, angeregt durch die Erfolge, die durch Anlage
von Talsperren im Gebiete des Wupper- und Lenneflusses
erzielt worden waren, Veranlassung, der Frage näher zu
treten, inwieweit derartige Anlagen im Wasserlaufe der
Rur dem beabsichtigten Zweck förderlich sein könnten.
Ein hierüber von dem
bekannten verstorbenen Geh.
Regierungsrat Prof. Intze
eingeholtes Gutachten ließ
erkennen, daß sich im Fluß
gebiet der Rur an verschie
denen Stellen ihrer Neben-
und Zuflüsse Gelegenheit
zur nutzbringenden Anlage
von Sammelbecken biete.
Die Folge war die Bil
dung eines Komitees aus den
Vertretern des Provinzial
verbands und der beteiligten
Industriebezirke sowie der
Landräte von Aachen, Düren,
Jülich u. a. Prof. Intze
wurde mit den Vorarbeiten
und Entwürfen für eine im
Urfttal gelegene Talsperren
anlage betraut.
Im Mai 1898 war der
Entwurf fertiggestellt, in
folgedessen sich die Rur-Tal-
genutzt werden. Die letztere
nur die kostenlose Erreichung
sondern versprach auch erhebliche
rbehalten
te nicht
en Ziele,
Vorteile.
sperren-Gesellschaft, G. m. b. EL, bildete, deren Gesell
schafter die Kreise Aachen, Düren, Jülich u. a. sind.
Durch die Ausführung der Urft-Talsperre soll ein drei
facher Zweck verfolgt werden.
Einmal sollen mit Hilfe des Staubeckens die ver
derblichen Hochfluten der Urft und damit auch der Rur,
welche von dieser ihre Hauptwasserzufuhr empfängt, un
schädlich abgeführt, anderseits die Niedrig wasserstände
der Rur im Interesse der Landwirtschaft erhöht und
drittens der Wasserstau im Becken zur Gewinnung elek
trischer Energie zu Kraft- und Beleuchtungszwecken aus-
Die Ausführung wurde beschlossen und die Ober
leitung dem Prof. Intze, die Bauleitung aber dem Baurat
Frentzen übertragen.
Die vorbereitenden Arbeiten wurden im September 1899
damit begonnen, daß von Gemünd bis zu dem in einer
weglosen Waldeinsamkeit gelegenen Bauplatz eine 12 km
lange Arbeitsbahn in Angriff
genommen wurde. Unterm
19. Mai 1900 übertrug die
Talsperre - Gesellschaft die
gesamten Arbeiten und Lie
ferungen zur Herstellung
der Urft - Talsperre ein
schließlich des Baus des sich
an die Sperrmauer anschlie
ßenden Ueberfalls für das
Hochwasser sowie einschließ
lich des unter einem Berg
durchzugrabenden Stollens
von etwa 3 km Länge, in
dem das aufgestaute Wasser
dem neu zu errichtenden
Kraftwerk an der Rur bei
Heimbach zugeleitet werden
sollte, an den Bauunter
nehmer. Schon am 29. Juli
1901 wurde der Grundstein
zu diesem bedeutenden Bau
werk feierlich in Anwesen
heit der Vertreter der Re-
Abli. 1. Lageplan
gierung und der Beteiligten gelegt.
Beschreibung des Bauwerks.
Die Sperre im Tale der Urft bei Gemünd in der
Eifel, dem Nebenfluß der in die Maas fließenden Rur
(nicht zu verwechseln mit der Ruhr im Kohlenbecken
von Essen) ist wohl die bedeutendste Arbeit des ver
storbenen Vorkämpfers für den Talsperrenbau, Prof. Intze;
sie ist auch bis jetzt bei einem aufgestauten AVasserinhalt
von 45 1 /^ Mill. Kubikmeter und einer Spiegelfläche von
216 ha die größte derartige Anlage auf dem Kontinent.